Nummer 126: Schwedenhappen zum Herbstbeginn

Sonderzug bringt skandinavische Spezialitäten

Großer Auftrieb am Güterbahnhof. Drei Waggons voll mit skandinavischen Spezialitäten – daran kann der ganze Regierungsbezirk teilhaben.

Etwashausen, 5. September (Eigener Bericht). Mit einem Sonderzug aus Schweden sind skandinavische Spezialitäten in Etwashausen angekommen. Der wegen seiner exotischen Elektrolok ebenso wie wegen der bunten Kühlwagen auffällige Zug erreichte den Güterbahnhof am Samstagabend. Aus mehreren Nachbarorten kamen Kühllaster, um ihren Anteil an den „Schwedenhappen“ umzuladen. Der größte Teil geht aber an Pits Café, dessen Speisekarte wegen ihrer Gerichte aus ganz Europa inzwischen weit über die Stadt hinaus bekannt ist.

Nils Anders, der Lokführer, wirkte ein wenig erschöpft, als er aus dem Führerstand stieg. Er fragte erst einmal nach Öl. Güterbahnhofschef Hans Neuerburg verstand ihn zunächst nicht und brachte ein Ölkännchen für die Kuppelstangenlager, aber dann erinnerte er sich seines schon länger zurückliegenden letzten Schweden-Urlaubs und rief Pit Krüger an, er solle auch einen Kasten Bier mitbringen, wenn er zum Begutachten der Ware herüberkomme. Genoveva, die bei der Ankunft des Zuges zufällig am Güterbahnhof wartete, half Anders beim Ölen, wie sie es nannte.

„Wir wollen zur Feier der Tagundnachtgleiche eine großes Essen zusammenstellen“, sagte Pit den „Etwaigen Nachrichten“ im Exklusivinterview. „Alle feiern die Winter- und die Sommersonnenwende, da habe ich gedacht, wir könnten uns im September ein paar schöne Tage machen.“

„Gute Idee“, meinte Genoveva.

Der schwedische Ganzzug mit den drei Kühlwaggons in der Forsthauskurve.

„Ich habe die Restaurants in den benachbarten Dörfern und Städten angerufen, und wir haben eine Sammelbestellung aufgegeben. Auch der Dorfkrug macht mit. Das Gasthaus zur Post leider nicht“, sagte Krüger.

„Ich mag ja nicht so gerne Fisch“, warf Neuerburg ein, „der hat oft Gräten.“ Krüger beschwichtigte ihn: „Erstens sind aus dem Lachs die Gräten raus, wenn du ihn auf den Tellerserviert bekommst, und zweitens haben wir auch Krabben dabei, die haben überhaupt keine Gräten.“

Neuerburg interessierte sich besonders für den Zug. Die grüne Elektrolok hatte einen ziemlich viel Lärm gemacht, als sie in Etwashausen ankam. „Ja, die ist auch schon ziemlich alt“, sagte Anders. „Aber sie fährt noch perfekt. Da stimmt alles. Na ja, die eine Birne im Spitzensignal ist kaputt.“ Da haben wir bestimmt Ersatz“, beruhigte Neuerburg.

Alle drei Wagen in voller Pracht.

Die drei Kühlwaggons waren zwar alle von derselben Gesellschaft eingestellt, aber jede hatte ein anderes Design. „Ja, die wussten wohl am Anfang noch nicht so richtig, wie sie Reklame machen wollten. Deshalb haben sie mit mehreren Entwürfen experimentiert“, sagte Krüger, der sich darüber auch schon gewundert und bei seinem schwedischen Lieferanten nachgefragt hatte. Es seien auch verschiedene Waggonfirmen mit der Produktion beauftragt worden.

„Wann soll denn das Fest steigen?“, fragte Genoveva neugierig. Am Wochenende fangen wir an“, sagte Pit. „Und dann bieten wir immer wieder wechselnde  skandinavische Spezialitäten an, bis zu Tagundnachtgleiche.“ – „Und wann ist die?“, wollte Neuerburg wissen. „In diesem Jahr st es am 23. September um 11.04 Uhr, hat mir ein Astronom gesagt“, antwortete Krüger. „Aber Vorsicht, da gibt es eine Menge kluger und neunmalkluger Leute, die da immer wieder was anderes sagen.“

Offen blieb zum Beispiel, warum es um 11.04 Uhr sein sollte und nicht um Mitternacht oder wenigstens zu Sonnenaufgang. Aber bestimmt ist ja um 11.04 Uhr unserer Zeit irgendwo Sonnenaufgang.

„Wir kehren jedenfalls am 24. September wieder zu unserer normalen Speisekarte zurück. Vielleicht mit einem bisschen mehr herbstlichem Einschlag. Schließlich werden von da an die Nächte länger als die Tage.“

Die Feinverteilung der Schwedenhappen übernahm unter anderem der bewährte Opel Blitz Kühlkoffer.

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