Nummer 41: Telefonnetz hoffnungslos überlastet

Kommunikationsbeamte ratlos – „Wir gucken mal nach“
Etwashausen (Eig.Ber.) Das Telefonnetz der Stadt ist hoffnungslos überlastet, und bisher ist noch keine Lösung des Problems in Sicht. Die Fachleute der Bundespost rückten sogar mit einem eigenen Zug an und gruben ein Loch neben dem Empfangsgebäude des Bahnhofs, aber bislang brachte auch das keine Entlastung.

Direkt neben dem Empfangsgebäude des Bahnhofs gruben die Kommunikationstechniker ein Loch, um der mangelnden Kapazität des Telefonnetzes auf den Grund zu gehen. Sie hatten eigens einen Zug ge- schickt, um den Fernmeldedienstwagen zu unterstützen,

Gegen Mittag am Dienstag meldete sich Genoveva F. in der Poststelle im gleichnamigen Gasthaus und beschwerte sich, dass immer besetzt sei, wenn sie zum Telefonhörer greife. Die Dame am Schalter glaubte ihr zunächst nicht: „Haben sie auch mal richtig auf die Gabel geklopft?“, fragte sie mit einem leicht schnippischen Unterton. Darauf hatte Genoveva gerade gewartet. „Versuchen Sie es doch einfach selbst mal“, herrschte sie die Beamtin an. Diese nahm die Anregung auf und griff zum Hörer. „Besetzt, immer wieder“, stimmte sie Genoveva nach einigen Versuchen zu. „Gut, dass wir hier noch die alte Telegrafenverbindung haben.“ Sie tickerte ein Telegramm an die Zentrale nach Neustadt mit der Bitte um die Entsendung eines Wartungstrupps. „Wir schauen mal nach“, sagte der Dispatcher.

Solange Etwashausen noch keine richtige Post hat, werden die post- und fernmeldetechnischen Angelegenheiten im ersten Stock des Gasthauses zur Post erledigt.

Schon drei Tage später kam ein Posttrupp. Neben dem Opel Blitz des fernmeldetechnischen Dienstes hatten sie sogar einen Zug mit einem Bautrupp geschickt, der neben dem Bahnhofsgebäude ein Loch grub, um an den Hauptverteiler von Etwashausen zu kommen.

Genoveva schaute eine Weile zu und fragte einen Fermeldetechniker: „Meinen Sie, Sie kriegen das hin?“ Der antwortete, das hinge von verschiedenen Faktoren ab, ein eventuelles Scheitern der Verbesserungsversuche lasse aber auf keinen Fall Rückschlüsse auf seine eigenen Fähigkeiten. „Wahrscheinlich wählen die Etwashausener falsch. Oder sie telefonieren einfach zu oft.“

Reporterlegende Fritz P., der inzwischen auch an die Baugrube gekommen war, sagte: „Ich kann auch immer weniger investigativ recherchieren, weil immerzu besetzt ist.“ Er regte an, doch einmal die Telefonzellen Etwashausens zu untersuchen.

Gesagt, getan. An der gelben Zelle hinter dem Bahnübergang wurden keine Unregelmäßigkeiten festgestellt. Sie wird nur noch selten benutzt, seitdem auch viele Wohnungen der Sozialbauten mit Fernsprechern ausgestattet sind.

Die örtliche Telefonzelle in der Nähe der Sozialbauten geriet ebenso unter Verdacht ...

Die Rechnungen der dortigen Teilnehmer seien aber sehr niedrig, sagte der Techniker auf einen entsprechenden Verdacht hin.

Ein anonymer Hinweis brachte die Techniker dazu, auch die Wellblech-Zellen am Bahndamm einer genauen Messung zu unterziehen. „Der Zugfunk ist doch ein ganz anderes Netz“, meinte ein Oberschlauer. „Man kann nie wissen“, hieß es aus dem Lieferwagen.

Nach drei Tagen intensiven Suchens war die Ursache noch immer nicht gefunden. Der Obertechniker sprach über sein Funkgerät mit seinem Chef in Neustadt. Der meinte: „Vielleicht liegt es einfach daran, dass in der Stadt wirklich mehr telefoniert wird. Wir sollten einfach mal mehr Leitungen dorthin verlegen.“ Die Neuzeit schien in Etwashausen angekommen.

...wie das Bahn-Telefonhäuschen am alten Lokschuppen.

Ich bin ja dafür, dass dir Telefonsparte der Bundespost privatisiert wird“, sagte Genoveva abends am Stammtisch. „Dann wird sicher alles viel besser.“ Die Stammtischbrüder und –schwestern fingen an zu lachen und tranken mit einem lauten „Prost“ darauf.

... berichtet regelmäßig in den “Etwaigen Nachrichten” (EN) über die Ereignisse in Etwashausen. Sie erreichen Fritz P. per Elektronischer Post über das Kontaktformular oder über folgende Anschrift:

Reporterlegende Fritz P.
Etwaige Nachrichten
Hauptstraße / Markt
Etwashausen

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