Nummer 99: Großputz auf Straßen und Plätzen

Muthesius setzt Sonderaktion für saubere Stadt durch

Der Bahnhofsvorplatz ist nicht gerade vorbildlich sauber. Die Gesellschaftsbeauftragte Hanna L. Muthesius meint, als Aushängeschild der Stadt sollte aber gerade er besonders gepflegt werden.

Etwashausen, 10. März (Eigener Bericht) Bürgermeister Wilhelm Meyer hat endlich eine Sauberkeitsoffensive gestartet. In den nächsten Tagen sollen die Müllmänner Sonderschichten schieben, bis Straßen und Plätze wieder ein ansehnliches Bild bieten. Vorausgegangen wagen heftige Attacken der Opposition und die Drohung einiger honoriger Bürger, eine Initiative „Sauberes Etwashausen“ zu gründen.
„Man kann ja nicht mehr sauberen Fußes über die Straße gehen“, klagte die Gesellschaftsbeauftragte Hanna L. Muthesius. „Die Touristen werden wegbleiben, wenn das so weitergeht. Oder sie verklagen die Stadt, wenn sie auf einer Bananenschale ausrutschen.“ Der Bürgermeister vernachlässige seine Pflichten sträflich. „Schließlich zahlen wir alle einen Haufen Steuern. Da haben wir auch einen Anspruch auf eine saubere Stadt.“
In der Tat sind Straßen und Plätze in der jüngsten Vergangenheit ein wenig verkommen. Laub vom letzten Herbst und Schmutz aller Art liegen auf der Straße herum. Auch der Alt-68er Klaus-Dieter Schulze-Hartnack, der in der Nähe des Bahnhofs wohnt, beklagte sich, dass seine Sandalen immer häufiger putzen müsse, weil sie so schnell dreckig würden.

Der neue Müllwagen wird angeliefert. Mit seiner Hilfe soll die Stadt eine Grundreinigung erhalten.

Meyer räumte die Zustände im Interview mit den „Etwaigen Nachrichten“ ein. Er führte sie auf den erhöhten Abfallanfall in den letzten Wochen zurück. „Das Wirtschaftswunder führt dazu, dass immer mehr Dinge in eigenen Verpackungen geliefert werden, deshalb werden die Mülltonnen schneller voll und die Männer von der Müllabfuhr mussten öfter als früher die Tonnen leeren“, versuchte er sich zu rechtfertigen. Außerdem habe der alte Müllwagen einen Motorschaden.

Hanna Muthesius (gelb) auf dem Weg zu ihrem ein wenig extravagant geparkten Porsche (rot).

„Quatsch“, sagte Muthesius. „Alles faule Ausreden“, sagte sie. „Es geht schon damit los, dass ich mit meinem roten Porsche keinen Meter fahren kann, ohne dass er völlig verdreckt.“ Der Porsche parkt oft mitten auf dem Markt. Wenn die Straßen nicht bald gereinigt würden, gründe sie eine Initiative, drohte sie. „’Sauberes Etwashausen’ nennen wir die. Wir werden klarstellen, dass der Bürgermeister persönlich für ein ordentliches Erscheinungsbild der Stadt verantwortlich ist. Ich sehe schon die Plakate vor mir, die Meyer als Dreckspatz zeigen. Dann soll er mal versuchen, eine Wahl zu gewinnen.“ Sie war kaum zu bremsen. „Ein Skandal ist das. Man muss sich ja für seine Stadt schämen.“
„Frau Muthesius soll sich nicht so aufregen“ sagte Meyer. Das tut ihrem Herzen nicht gut und ist auch völlig überflüssig.“ Dann berichtete er den „Etwaigen Nachrichten“ exklusiv, dass schon am Montag ein neuer Müllwagen aus Neustadt angeliefert werde. „Der muss nur noch betankt werden, und dann kann es losgehen.“
Tatsächlich kam am nächsten Morgen ein Müllwagen im Güterbahnhof an. Eine von Meyer selbst ausgewählte Gruppe Müllmänner nahm ihn in Empfang. Das Dieselöl im Tank reichte gerade noch bis zur Tankstelle. Danach fuhren sie zur Hauptstraße und begannen mit der Putzarbeit. Laub, Papierreste und was sonst noch auf dem Asphalt lag, räumten sie in die neuen großen Tonnen und in den Wagen. Schon bald war ein beachtliches Teilstück der Hauptstraße pieksauber.

Bis in die Dämmerung hinein fegten und schippten die Müllmänner.

„Als nächstes kommt der Bahnhofsvorplatz dran, und dann die Hauptstraße bis zum Marktplatz“, versprach Meyer, als er Muthesius in seinem Dienstwagen an den Arbeitsplatz der Straßenreiniger fuhr. „Zufrieden?“, wandte er sich an die aufgebrachte Dame. „Na gut“, sagte die, nachdem sie prüfend mit dem Finger über den Asphalt gestrichen hatte. „Aber wehe, die Stadt wird noch mal so vernachlässigt.“ „Vorsicht“, warnte Meyer. „Wir könnten auch verstärkt darauf achten, dass niemand verbotswidrig mitten auf dem Markplatz parkt.“ Hanna wurde ein bisschen rot.

... berichtet regelmäßig in den “Etwaigen Nachrichten” (EN) über die Ereignisse in Etwashausen. Sie erreichen Fritz P. per Elektronischer Post über das Kontaktformular oder über folgende Anschrift:

Reporterlegende Fritz P.
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