Nummer 11: Mutter fiel vom Dach

Bahnchef soll Sicherungspflicht vernachlässigt haben

Vom Dach des Etwashausener Bahnhofs ist am Samstagabend eine Schraubenmutter gefallen. Wie durch ein Wunder kamen keine Personen dabei zu Schaden. Genoveva F., die stadtbekannte Alkoholikerin, die sich gern am Bahnhofsvorplatz aufhält, entging dem Projektil nur um wenige Meter. Als Augenzeugin des Vorfalls alarmierte sie lallend die Polizei, die die Ermittlungen aufnahm und Maßnahmen ergriff, um mögliche Folgeschäden zu verhindern.

Kurz nach dem Fall der Mutter entstand dieses Bild. Im EN-Fotolabor wurde sie etwas größer dargestellt, um die Gefahr, die von ihr ausgegangen ist, zu verdeutlichen. Vor der Litfasssäule Genoveva F. beim Alarmieren des Polizeifahrzeugs, das gerade auf den Bahnhofsvorplatz einbiegt. In der Bildmitte der ominöse schwarze Citroën.

Im politischen Raum wurden Vorwürfe gegen Bahnchef H.M. laut, er vernachlässige die Verkehrssicherungspflicht seiner Anlagen. Der Grünen-Stadtrat Bernd Meyer erklärte, M. habe es versäumt, sich persönlich um den Zustand des Etwashausener Bahnhofsgebäudes zu kümmern. Aus der SPD wiederum kam der Verdacht, der Architekt habe bei der Bauausführung geschlampt. Die Linksfraktion wies Vermutungen zurück, bei der Abnahme durch städtische Behörden sei ein Fehler passiert. Als S. sich mit zwei Klaren im Gasthaus zur Post wieder beruhigt hatte, sagte sie dem EN-Reporter, sie werde Schadenersatzkla- gen wegen des erlittenen Schocks prüfen. Polizeiobermeister Siegfried Rudolph riet ihr allerdings, davon abzusehen. „Wenn du nicht vorsichtig bist, erteilt dir M. noch Hausverbot“, meinte er. M. selbst war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu spre- chen.

Ungläubiges Staunen über die gefallene Mutter. Im Vordergrund rechts die Dachecke, von der sie fiel. Selbst die Auf- sichtsbeamtin war vom Bahnsteig herbeigeeilt, als sie den Krach gehört hatte.

Die genaue Herkunft der Mutter war bis Redaktionsschluss noch nicht geklärt. Nach ersten Ermittlungen waren die Befestigungen der Dachtraufen und –rinnen vollständig und intakt. Noch offen ist die Rolle, die ein schwarzer Citroën älteren Baujahrs und sein Fahrer bei dem Zwischenfall gespielt haben. Das Fahrzeug wurde noch nie in Etwashausen gesehen, und Rudolph meinte, diese Autos wären per se schon mal verdächtig. Schließlich habe er eine Menge älterer französischer Kriminalfilme gesehen.
Das Objekt selbst befindet sich in der kriminaltechnischen Untersuchung. „Vor Juni ist da nix drin“, meinte Rudolph auf Anfrage. Er wagte die Prognose, dass die Ermittlungen nach einigen Wochen ergebnislos eingestellt würden und Genoveva S. eine Entziehungskur angeraten würde.

... berichtet regelmäßig in den “Etwaigen Nachrichten” (EN) über die Ereignisse in Etwashausen. Sie erreichen Fritz P. per Elektronischer Post über das Kontaktformular oder über folgende Anschrift:

Reporterlegende Fritz P.
Etwaige Nachrichten
Hauptstraße / Markt
Etwashausen

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