Nummer 129: Wird das Amt des Stadtrats beschädigt?

Meyer soll gegen einen Kredit Aufträge verschoben haben

Das Etwashausener Rathaus ist in den Schlagzeilen. Gefährdet der Skandal um Stadtrat Meyer den Ruf der Stadtverwaltung? Vor dem Gebäude der neue Lieferwagen des Bremer Händlers.

Etwashausen, 10.Januar (Eigener Bericht). Skandal um Stadtrat Bernd Meyer: Er soll nach Recherchen der „Etwaigen Nachrichten“ (EN) einen Bremer Kolonialwarenhändler als exklusiven Lieferanten bei Behörden der Stadt und bei der Bundesbahn durchgesetzt haben. Meyer bestreitet alles; den EN liegen aber Beweise für seine Tätigkeit vor.

Meyer sorgte nach den „EN“-Informationen nicht nur dafür, dass der Kolonialwarenhändler Groß die Kantine des Rathauses regelmäßig beliefert. Auch die Speisewagen-Gesellschaft der Bundesbahn wechselte vor einigen Wochen überraschend den Lieferanten, der am Bahnhof den Wildenranna-Paris-Express mit Lebensmitteln ausstattet. Beim Finanzamt und bei der Grundstücksverwaltung sicherte Groß sich zusätzlich den exklusiven Lieferantenstatus für Bleistifte und Aktenordner.

Kolonialwarenhändler Groß liefert die Lebensmittel für den Wildenranna-Paris-Express.

Die erste, der die neue Lieferantenstruktur auffiel, war Sachbearbeiterin Hedwig Munke aus dem Katasteramt. Sie pflegt zur Mittagspause einen Grießpudding mit Himbeersirup aus der Kantine zu genießen. „Der ist zwar nicht gesund, schmeckt aber hervorragend“, sagte sie zu Genoveva. „Und auf einmal gab es den nicht mehr. Die Kantine hatte nur noch wabbelige Schokocreme.“

Munke fragte bei ihrer Verwaltung nach. „Die Hilde, die Sekretärin vom Chef, hat mir erzählt, ihr Boss hatte eine Empfehlung von Stadtrat Meyer, über die er sich nicht hinwegsetzen konnte.“ Genoveva berichtete Fritz P. davon.

Seitdem gehen die EN der Frage nach, seit wann solche Entscheidungen aufgrund von Empfehlungen und nicht nach Abwägung von Kostenvoranschlägen gefällt würden. Es gelang ihm, sich die Kopie einer Gesprächsnotiz der Bundesbahn zu beschaffen, in der Meyer indirekt Konsequenzen für die Reisepraxis des Stadtrats androhte, falls der Auftrag für den Express nicht an Groß gehe.

Die Frage, warum Meyer Groß massiv in die Etwashausener Wirtschaft drückte, beantwortete ein Informant aus dem Stadtrat, der nicht genannt werden will: „Soviel ich weiß, hat er Meyer einen billigen Kredit für sein Haus gegeben.“ Eine Nachfrage beim Grundbuchamt, die dank Munkes Mithilfe beschleunigt wurde, bestätigte dieses Gerücht.

Kurz darauf erhielten die EN einen Hinweis, dass Meyer und Groß sich abends am Bahnhof Wildenranna treffen würden. Hinter der Hecke an der Bahnhofstraße legte sich der Redaktionsfotograf auf die Lauer. Und tatsächlich: Meyer fuhr mit seinem Dienstwagen vor, Groß mit seinem neuen Tempo-Dreirad.

Am nächsten Morgen konfrontierten die EN Meyer mit den Vorwürfen. „Alles Spekulation, alles aus der Luft gegriffen“, sagte der Stadtrat und drohte mit einer Strafanzeige, falls dieser Bericht veröffentlicht würde.

„Das lassen wir drauf ankommen“, erklärte Verleger M.T. Wernbeck. Und stellte gleich noch die Frage, was Bürgermeister Ulrich Meyer von den Machenschaften seines Namensvetters gewusst habe. „Ich weiß zwar, dass die nicht miteinander verwandt sind, aber der oberste Verwalter dieser Stadt muss sich jetzt erklären.“

Die Erklärung steht noch aus. Auch die Frage, wie die Karrriere Meyers in Etwashausen weitergehen soll, bleibt vorerst offen.

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