Nummer 20: Räder fehlen für den Boom

Kommune versucht mit Altmetall zu helfen

Etwashausen (Eig.Ber.) Den akuten Rädermangel der Bahn will Etwashausen mit einer eigenen Initiative bremsen. Bürgermeister Wilhelm Meyer sagte im EN-Interview am Samstag, mit einer Altrad-Sammelaktion sollten die größten Lücken in der Räderversorgung geschlossen werden. Nachdem die Rad-Knappheit durch Medienberichte bekannt geworden sei, seien in den letzten Tagen bereits mehrere Betriebe von sich aus auf die Gemeinde und die Bahn zugekommen und hätten alte Räder angeboten. Nachstehend das Interview, das im Güterbahnhof geführt wurde, im Wortlaut.

Ein Rad ist am Güterbahnhof angekommen und wird verladen.

EN: Auch in Etwashausen boomt die Wirtschaft. Neue Marktstände wurden aufgebaut, die Straßenbeleuchtung verbessert und vieles andere mehr. Nun hören wir, dass bei der Bahn die Räder knapp werden. Ist die Versorgung Etwashausens gefährdet, Herr Bürgermeister?

Meyer: Nein, so schlimm ist es nicht. Trotzdem haben wir in vorausschauender Politik eine Aktion: „Räder müssen rollen für den Boom“ ins Leben gerufen.

EN: Das hört sich aber eigenartig an. Wir müssen dabei an unselige Zeiten denken, als es hieß: „Räder müssen rollen für den Sieg“?

Meyer: Die große Koalition in Etwashausen ist erhaben über den Verdacht der Kriegstreiberei. Wir lassen uns nicht in diese Ecke stellen. Aber wir wollten einen populären Slogan ins Positive wenden, um möglichst viel Aufmerksamkeit zu erregen. Richtig ist, dass wir die Versorgung der Stadt gewährleisten müssen, die nun mal hauptsächlich über die Schiene erfolgt. Und wenn es der Bahn schlecht geht und wir helfen können, dann helfen wir eben.

EN: Nun geht es der Bahn ja nicht wirklich schlecht, oder?

Meyer: Nein, sie macht Gewinne. Wir wollen ihr die Räder auch nicht schenken, sondern erwarten eine angemessene Gegenleistung.

EN: Wie sieht nun die Aktion genau aus?

Meyer: Alle, die noch alte Eisenbahnräder oder Wellen…

EN: … so nennt man die Achsen …

Meyer: Also wer Räder oder Wellen im Keller, in ihren Schuppen oder sonstwo hat, sollte sich bei der Gemeinde oder dem Güterbahnhofsvorstand melden und ein Angebot unterbreiten. Unerlässlich ist es dabei, den Zustand und die Größe der Räder anzugeben, damit wir feststellen können, ob sie die Lücken bei der Bahn füllen können. Wer nicht selber messen will oder kann, dem hilft gegebenenfalls ein Bahn-Mitarbeiter, der Rad oder Welle genau untersucht und durchmisst.

EN: Aber wer hat denn Räder im Keller?

Meyer: Sie werden es nicht glauben, aber das gibt es. Manche sind für Zweileiter-Bahnen, manche für Dreileiter-Gleise. Kaum dass wir im Stadtrat die Aktion beschlossen hatten, kamen die ersten Angebote, und einige konnten wir sofort gebrauchen, wie Sie hier sehen. (Zeigt auf einige Achsen auf einem Niederbordwagen hin- ter sich.) Und die Farben-AG hatte ja mal eigene Wagen, aber das ist schon lange her.

EN: Was bekommt der Spender?

Meyer: Auf jeden Fall bekommt er eine Spendenquittung. Wenn er finanziell entschädigt werden will, zahlt ihm die Bahn den Schrottwert des angelieferten Alteisens. Er kann auch eine BahnCard 100 bekommen, wenn er will.

... berichtet regelmäßig in den “Etwaigen Nachrichten” (EN) über die Ereignisse in Etwashausen. Sie erreichen Fritz P. per Elektronischer Post über das Kontaktformular oder über folgende Anschrift:

Reporterlegende Fritz P.
Etwaige Nachrichten
Hauptstraße / Markt
Etwashausen

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