Nummer 65: Fühlbarer Mehrwert in hoher Auflösung

Die Märklin Central Station 2 im Praxistest in Etwashausen

Etwashausen (Eig.Ber.) Farbdisplay in hoher Auflösung, ein Tacho wie bei den Großen und ein Gleisbildstellpult: Das Testexemplar der neuen Märklin Central Station ist in Etwashausen angekommen. Viele neue Features heben das Steuererlebnis der Modell- bahn auf ein bisher ungekanntes Niveau. Aber es gibt einiges zu beachten – wider Erwarten insbesondere für „Fortgeschrittene“.
Wer die neue Central Station bisher nur von Bildern kannte, der ist beim Auspacken erst einmal überrascht. Die neue CS 2 hat eine ganz andere Haptik als die alte CS 1. Fast alles fühlt sich „wertiger“ an. Das beginnt bei den Drehknöpfen, die jetzt nach unten gewandert sind. Sie prellen nicht mehr, das heißt, die Drehung des Knopfes wird direkt in Programminformationen für die gewählte Lok umgesetzt.

Ruck-Zuck auf den „Layout“-Bildschirm gezaubert: Das Gleisbildstellpult des Hauptbahnhofs von Etwashausen.

Die CS2 wiegt weniger als die alte, obwohl sie größer ist. Das Display ist 16 Quadratzentimeter kleiner als das alte, was aber wegen der hohen Auflösung nicht unangenehm auffällt.
Sie fährt schneller hoch als die CS 1, aber es dauert immer noch gut eine Minute, bis sie den Fahrdienstleiter fragt, in welcher Sprache er sie denn bedienen möchte. Wesentlich schneller als bei der CS1 geht aber das Anmelden von mfx-Fahrzeugen.
Und erst der Tacho! Lokführer Siegfried Rudolph, den sie Siggi nennen, war begeistert. Rechts und links eine kreisrunde Geschwindigkeitsanzeige. Sie lässt sich je nach Lok anpassen: Maximales Tempo 350 wie für den ICE 3 zeigt er bei Werksauslieferung. Für die kleine Tenderlok T 3 kann er aber auch auf vorbildgerecht Vmax, 40 eingestellt werden.
Hat sich die Lok angemeldet bzw. ist sie manuell angelegt worden, so müssen allerdings meist die Funktionssymbole nachgetragen werden. Eine Systematik haben die Etwashausener Eisenbahner darin nicht erkannt. Manche Loks melden sich so an, dass die Symbole bereits auf dem Bildschirm erscheinen, andere zeigen nur F1 bis Fx an. Das lässt sich aber im Nachhinein leicht korrigieren.
Sind die Loks erst einmal angemeldet und aufgerufen, so kann Rudolph sie auf drei Arten auf Touren bringen beziehungsweise abbremsen: Mit dem roten Drehregler, mit dem mitgelieferten Stift für den Touchscreen oder mit der Maus, die sich ganz einfach per USB-Schnittstelle an die CS2 anschließen lässt. Vor allem können Mausklicks oder Stift-Touches, notfalls sogar Fingerdrücke, auch Verzögerungen befehlen, etwa von 60 auf 30, wenn Buchfahrplan oder Langsam fahrstelle das erfordern. Nach ein paar Minuten Fahrvergnügen fand Siggi die roten Regler schon gar nicht mehr so wichtig, und die Maus hat das Kommando übernommen.
Spaß mit dem Gleisbild
Fahrdienstleiter Klaus Neuerburg freute sich vor allem über das Keyboard, das alle Weichen und Signale des Etwashausener Bahnhofs sofort erkannte. Es mussten nur noch die richtigen Symbole eingesetzt werden. Auf Bogenweichen- Symbole muss man allerdings bei der CS 2 verzichten.
Ist dies geschehen, so lassen sie sich wie bei der CS 1 in beliebigen Gruppen (= Bildschirmen) zusammenfassen und schalten. Es kommt aber noch besser: Sie lassen sich auch in ein Gleis- bildstellpult aufnehmen. Das geht super-einfach und macht beinahe so viel Spaß wie das Zusammenbauen einer Anlage. Der Bahnhof von Etwashausen etwa war, obwohl Neuerburg keine Übung hatte und dauernd von Fritz P.s Fragen unterbrochen wurde, innerhalb von einer Stunde im Gleisbildstellwerk angelegt.

Gleis 5 wurde für die Stromzufuhr der neuen Central Station vorübergehend stillgelegt. Mit dem dicken mitgelieferten Kabel direkt ans Gleis – da funktionierte es. Aber ein leises Zirpen blieb.

Wenn das geschehen ist, lassen sich die Weichen und Signale auf dem Gleisbildstellpult- Bildschirm mit einem Touch oder mit einem Mausklick stellen – ein bislang jedenfalls in Etwashausen nicht gekannter Komfort. Nur Entkupplungsgleise können offensichtlich noch nicht in das Gleisbildstellpult integriert werden. Das wäre ein schönes Merkmal für ein Update. A propos Update: Die CS 2 kann wie ihre Vorgängerin online upgedatet werden, vorausgesetzt der Modellbahner verfügt über einen Internet-Zugang, der mit einem LAN-Kabel hergestellt werden kann. Als Neuerburg das ausprobierte, wunderte er sich nicht wenig: Das erste Update wurde bereits aufgespielt. Dazu muss man kein Netzwerk-Freak sein: Die CS 2 stellt zwar einige Fragen, die der User aber leicht beantworten kann.
Die CS 2 stellt laut Prospekt 48 VA zur Verfügung, wenn sie mit dem vorgesehenen Trafo betrieben wird. Sie misst auch den aktuellen Stromverbrauch der Fahrzeuge auf der Anlage. So kam etwa unsere BR 64 mit drei LED- beleuchteten Abteilwagen bei langsamer Fahrt (schnell ging es nicht wegen des kurzen Programmiergleises) auf 0,2 A. Als Faustregel lässt sich sagen: Mehr als vier Züge gleichzeitig verkraftet auch diese Zentrale nicht.
Kurz und gut, das Zwischenfazit lautet: Die Bedienoberfläche, oder wie wir modernen Tester sagen, da „Human Interface“, der CS 2 ist einsame Spitze und lässt das ihrer Vorgängerin weit hinter sich.

Dicke Kabel und kein alter Booster
Jetzt kommt aber ein Wermutstropfen. Der Anschluss der CS2 an eine bestehende Anlage gestaltet sich schwierig, jedenfalls dann, wenn diese über längere Bau- und Modernisierungsphasen gewachsen ist. Total problemlos läuft es mit C-Gleisanlagen, die so versorgt werden, wie Märklin es immer beschrieben und gefordert hat. Nicht wenige Modellbahner dürften aber gerade dann zu einer CS 2 greifen, wenn sie eine mittel- oder ganz große Anlage haben, die über Jahre oder Jahrzehnte gewachsen ist. Wie zum Bei- spiel Etwashausen. Im Bahnhof, der von einer CS1 und einer Mobile Station gesteuert wird, liegen noch eine große Menge M-Gleise. Die Stromversorgung ist in all den Jahren immer mal wieder erneuert worden, aber dennoch nicht auf dem aktuellsten Stand: Der zweite Stromkreis wird von einem Booster 6015 der ersten Digital- Generation versorgt. All das meisterte die CS 1 sowohl im ersten Lieferzustand als auch nach dem Update 2007 problemlos. Dabei hatten wir zeitweise sogar noch die Control Unit 6021 zusätzlich angeschlossen. Alles klappte.
Die CS 2 aber machte Probleme. Beim Eintreffen der neuen Steuerzentrale dachte Neuerburg: „Stecker aus der CS 1 raus und in die CS 2 rein und losfahren, das müsste doch gehen.“ Weit gefehlt. Die CS meldete: „Im System ist eine Überlast-Situation aufgetreten …“ Kurzschluss also, obwohl der Boostertrafo vom Netz genommen war, und die Anlage gab ein mehr oder minder leises Zirpen von sich, die Beleuchtungen der Magnetartikel flackerten halbhell.

Stromstärke-Test mit der 64 250 und den Abteilwagen-Klassikern: Nein, der Zug mit den klassischen Abteilwagen ist nicht auf die CS 2 gestürzt.

Nächster Versuch: Nicht mit den dünnen Kabeln der CS 1 an die Masseverteilerplatte anschließen, sondern mit den dicken, die im Lieferumfang der CS 2 enthalten sind, ans Gleis direkt. Die Versuchanordnung ist links im Bild zu sehen. Aha! Jetzt ging es. Mfx-Loks meldeten sich an – abgesehen vom Turmtriebwagen. Magnetartikel ließen sich in die Datenbank aufnehmen und schalten, wie oben beschrieben. Einige uralte Magnetartikel schalteten auch dann nicht, wenn man den Stromimpuls auf 500 Millisekunden hochsetzte, was bei der CS 1 zu 99 Prozent hilft.
Gleich welche Versuchsanordnung Neuerburg wählte, der Boosterstromkreis konnte nicht mit mfx-Loks befahren werden. Sie fuhren über die Trennstelle, zischten noch ein bisschen und bleiben dann stehen. Strom bekamen sie, das erkannte man an den Beleuchtungen der Waggons. Wie Neuerburg durch hartnäckiges Recherchieren mit Hilfe von Fritz P. erfuhr, fahren die mfx-Loks im Booster-Stromkreis nur, wenn man die Masse der beiden Stromkreise auch trennt und nicht nur die Mittelleiter. Und wahrscheinlich auch nur, wenn man den neuen Booster 60173 benutzt.
Wie aber trennt man die Masse zwischen zwei M-Gleisen? „Ein Stück Holzfurnier dazwischen“, lautete die Antwort. „Das ist ja doch ein bisschen viel verlangt“, meinte Neuerburg. Und dann ist noch nicht die Frage geklärt, wie man mit der Masse der M-Gleis-Magnetartikel verfährt, die sich ja nur schwer von der Fahrstrom-Masse trennen lässt. In Etwashausen verkraftete die CS 2 das zwar, aber möglicherweise gibt es bei allzu vielen Magnetartikeln doch Probleme.

Vorsicht bei komplexen Anlagen
Bei der Plug-and-Play-Frage fällt das Fazit aus dem EN-Testcenter also gemischt aus: Grünes Licht für die neue Zentrale bei C-Gleis-Anlagen. Schwierigstenfalls muss eine Massetrennung nachgerüstet werden. Vorsicht ist dagegen geboten bei dem Anschluss der CS 2 an komplexe bestehende Anlagen. Bei ihnen hilft auch nicht die Orientierung, dass es mit der CS 1 ja funkti- oniert. Sie sollten auf dem neuesten Stand sein, was die Stromversorgung betrifft. An M- Gleisanlagen sollten nur CS 2 eingesetzt werden, wenn es keine Stromkreise mit Booster gibt, also bei kleinen bis mittleren Anlagen. Märklin sollte umgehend eine Anleitung für den Anschluss der CS 2 an bestehende Anlagen veröffentlichen, und/oder die Steuerzentrale so updaten, dass das ebenso problemlos möglich ist wie es bei der CS 1 und allen früheren Digitalzentralen war. Überlegen sollte der Hersteller auch, ob er in die Unterlagen, die mit der CS 2 geliefert werden, ein Registrierungsformular mit liefern sollte, damit sich der Kunde per E-Mail informieren lassen kann, wenn es ein neues Update gibt und was es umfasst.

... berichtet regelmäßig in den “Etwaigen Nachrichten” (EN) über die Ereignisse in Etwashausen. Sie erreichen Fritz P. per Elektronischer Post über das Kontaktformular oder über folgende Anschrift:

Reporterlegende Fritz P.
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Etwashausen

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