Nummer 109: Maulwurf-Affäre aufgeklärt

Es war der Feinstaubexperte – In Jugoslawien flog er auf

In einer Nacht-und-Nebel-Aktion wurde Meiserich zurück nach Etwashausen gebracht. Dem Fotografen gelang es gerade noch, den Nachtzug abzulichten.

Etwashausen, 2. August (Eigener Bericht) Die undichte Stelle im Stadtrat ist wieder geschlossen. Die brisanten Informationen über die mögliche Abwanderung der Farben AG und die Neuansiedlung einer Brauerei auf dem freiwerdenden Industriegelände hat der städtische Feinstaubexperte Wilhelm Meiserich herausgegeben. Er war kurz nach dem ersten Bericht der „Etwaigen Nachrichten“ nach Jugoslawien geflohen, wo er sich so sicher glaubte, dass er einen schweren Fehler beging. Als Kurier benutzte er einen kasachischen Lkw-Fahrer.

Die Indizienkette hatte sich in den letzten Tagen immer dichter um Meiserich geschlossen. In der nordjugoslawischen Stadt Ljubljana wurde ihm ein deutscher Politiker zum Verhängnis, dessen Namen wir hier aus Sicherheitsgründen nicht nennen dürfen. Als dieser beim informellen Besuch des Ortes einen Rundgang durch die Altstadt unternahm und der Feinstaubexperte sich neugierig unter das Publikum gemischt hatte, wurde er von einem Delegationsmitglied identifiziert, das mit dem Recherche-Sonderkommando ENSORKO zusammenarbeitet. Es lockte ihn unter einem Vorwand ins benachbarte Österreich, wo die Festnahme erfolgte.

Politikerbesuch in Ljubljana. Ein Delegationsmitglied entdeckte den Maulwurf und veranlasste seine Ergreifung.

Meiserich legte ein umfassendes Geständnis ab. Zur Begründung seines Vertrauensbruchs führte er an, er habe den Wegzug der Farben AG und die Ansiedlung der Brauerei beschleunigen wollen. „Ich wollte die Chemiefabrik aus Umweltgründen aus Etwashausen heraushaben“, gab er zu. „Und da habe ich mir vorgestellt, je mehr vorzeitig an die Öffentlichkeit kommt, umso weniger wird ein Nein zu diesem Deal möglich.“

Meiserich wurde in einer Nacht-und-Nebel-Aktion nach Etwashausen zurückgebracht. Bürgermeister Wilhelm Meyer suspendierte ihn sofort. Bis zur Ernennung eines Nachfolgers werde er das Amt selbst übernehmen, kündigte er im Gespräch mit den „Etwaigen Nachrichten“ an.

Schulze-Hartnack, ausnahmsweise bürgerlich gekleidet, und Genoveva treffen sich vor Pits Café, um sich auszusprechen.

Noch undurchsichtig ist die Rolle des Lastwagenfahrers Borislav Z. Ihm wurde nach der Aussage Meiserichs zunächst ein Platzverweis erteilt, allerdings mit der Begründung, dass seine Aufenthaltserlaubnis abgelaufen sei. Der Mann war vor einigen Jahren am Güterbahnhof in eine Kontrolle wegen Überschreitung der Lenkzeiten geraten. Während des anschließenden Zwangsaufenthalts in Etwashausen hatte er sich mit der Sekretärin Meiserichs angefreundet. Ihm wird vorgeworfen, gegen Honorar die brisanten Unterlagen Meiserichs an die Brauerei weitergegeben zu haben. Ob das strafbar ist, muss vorerst offen bleiben.

Der Altkommunist Klaus-Dieter Schulze-Hartnack, von Genoveva F. zunächst als Täter verdächtigt, ist dagegen unschuldig. Beide sprachen sich in Pits Café aus, und damit war die Sache erledigt. Genoveva wunderte sich nur, warum während des ganzen Gesprächs der Leierkastenmann vor der Tür von Pits Café spielte.

„Ich als Industriespion?“, lachte Schulze-Hartnack später im „EN“-Interview. Er habe überhaupt nichts dagegen, dass sein Name in voller Länge genannt werde, sagte er. „Schließlich bin ich ja unschuldig.“ Der Mann am Bahnhof, mit dem er sich vor drei Wochen eine halbe Stunde lang gestritten habe, sei ein Ex-Stammtischkumpel gewesen. „Er hat behauptet, ich schulde ihm noch Geld für drei Bier, die wir damals in der guten alten Zeit im Bockenheimer ‚Tannenbaum’ getrunken haben. Dabei ist der jetzt stinkreich.“

Gegen die Ansiedlung einer Brauerei in Etwashausen habe er aber nichts, sagte Schulze-Hartnack. „Vielleicht kriegt man als Nachbar dann ja das Bier billiger.“ Ähnlich äußerte sich auch Genoveva. Bürgermeister Meyer wollte nichts zu der Frage sagen, ob die Ansiedlung nun näher gerückt sei oder ob die Spionage-Affäre den Plan gefährde. Fragen Sie mich im Winter noch einmal“, sagte er.

... berichtet regelmäßig in den “Etwaigen Nachrichten” (EN) über die Ereignisse in Etwashausen. Sie erreichen Fritz P. per Elektronischer Post über das Kontaktformular oder über folgende Anschrift:

Reporterlegende Fritz P.
Etwaige Nachrichten
Hauptstraße / Markt
Etwashausen

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