Nummer 32: Bombenalarm im Bahnhof

Koffer eines Eilzugs wurden durchsucht – Nichts gefunden
Geheimnistuerei um Gepäckkontrolle

Etwashausen (Eig.Ber.) Mit großem Aufgebot von Polizei, Feuerwehr und einigen grau gekleideten Männern ist am Sonntagmorgen im Güterbahnhof das Gepäck der Fahrgäste eines Eilzugs aus Neustadt untersucht worden. Ursache war ein nächtlicher Anruf mit einer Bombendrohung beim Regionalbeauftragten der Bahn, Günter Schlupp. Der Alarm stellte sich am Ende als Missverständnis heraus. Gefunden wurde nichts.

Polizei und Feuerwehr untersuchen das Gepäck und die Wagen. Sicherheitshalber musste auch die Litfasssäule, die normalerweise vor dem Bahnhof steht, unter die Lupe genommen werden.

Schlupp erlitt einen Riesenschock, als er am späten Abend noch einmal ins Internet ging, um seine E-Mails abzufragen. Da war ein unscharfes Amateurfoto des Bahnsteigs eingegangen, das einen Gepäckwagen und einen umgefallenen Koffer zeigte.

Das fragwürdige Foto

„Habt Acht!“, hieß es in dem Anschreiben. „Die Gefahr lauert überall!“ Die Adresse ließ auf einen Absender in einem kleinen Südseestaat schließen.
Sicherheitsbewusst weckte Schlupp sofort Bahnhofsvorsteher Claus und Güterbahnhofschef Vogel. Der ließ einen gerade ange- kommenen Güterzug wieder abfahren und auf einem Ausweichgleis in Wildenranna Wartestellung beziehen und funktionierte sein Areal kurzerhand zur Gepäckuntersuchungsstelle um. Claus alarmierte Polizei und Feuerwehr sowie Lokführer Hellmich. Die Sicherheitskräfte fuhren teils zum Bahnsteig, teils zum Güterbahnhof. Hellmich und sein Heizer Martin Schell machten der Rangierlok Dampf und luden mit Hilfe zweier Bahnarbeiter die Gepäckwagen und alle Koffer, deren sie habhaft werden konnten, vom Bahnsteig auf einen mit einer Plane getarnten Niederbordwagen ein. Unter Aufsicht der Polizei rollte der möglicherweise explosionsgefährdete Zug anschließend in den Güterbahnhof, wo auch schon wie durch ein Wunder die Reporterlegende Fritz P. aufgetaucht war und sich abmühte, Wehrleuten und Ordnungshütern Details zu der Aktion zu entlocken.

Der möglicherweise gefährliche Zug kommt im Güterbahnhof an. Polizeiobermeister Siegfried Rudolph kontrolliert die Strecke, und ein Rangierarbeiter gibt dem Lokführer Informationen.

Mehr als zwei Stunden beschäftigten sich die Ordnungskräfte mit der Untersuchung der Gepäckstücke. Ein Spürhund schlug nicht an, und die einschlägigen Detektoren ließen keinen weiteren Verdacht aufkommen. Auch an den Gepäckkarren selbst war offensichtlich kein Sprengstoff oder anderes gefährliches Material. So konnte am frühen Morgen Entwarnung gegeben werden, und alle Beteiligten mit Ausnahme von Güterbahnhofschef Vogel, der seinen Güterzug wieder hereinbeorderte, gönnten sich noch eine Mütze Schlaf. Bevor der Regionalbeauftragte Schlupp ins Bett ging, entwarf er
noch einen Text für die Durchsage an die Passagiere, die am Vormittag ihr Gepäck endlich abholen konnten. Als er bei dieser Gelegenheit sein E-Mail-Konto erneut durchcheckte und den Text zum Foto weiterlas, fielen ihm die Worte ins Gesicht: „Man kann nie wissen, was im Gepäck von Spam-Mail so alles drin ist!“ Da hatte sich offenbar jemand einen Scherz erlaubt. Das sagte auch Polizeiobermeister Rudolph, der kurz darauf am Telefon war und Schlupp über das Ermittlungsergebnis seiner Behörde unterrichtete. Danach war dem Regionalbeauftragten gar nicht wohl bei dem Gedanken, dass er über Kosten und Umstände der Aktion am Vormittag seinem Vorgesetzten Bericht erstatten musste.

... berichtet regelmäßig in den “Etwaigen Nachrichten” (EN) über die Ereignisse in Etwashausen. Sie erreichen Fritz P. per Elektronischer Post über das Kontaktformular oder über folgende Anschrift:

Reporterlegende Fritz P.
Etwaige Nachrichten
Hauptstraße / Markt
Etwashausen

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