Die Central Station mit Update im EN-Testcenter
Pendelzug, Fahrstraße und Booster
Etwashausen (Eig.Ber.) Geballte Dieselpower am Aufstieg nach Wildenranna: Die Märklin-Central Station mit kostenlosem Hardware- und Software-Update macht es möglich. Ohne Adapter lassen sich nun Steuerungskomponenten der früheren Digitalsysteme und Personal Computer anschließen. Nicht nur das: Es werden auch Fahrstraßenschaltungen und Pendelzugfahrten möglich. Die „Etwaigen Nachrichten“ untersuchten es im Testcenter ausführlich. Dabei bewährten sich die neuen Merkmale, aber es kamen auch einige Hürden beim Anschluss zum Vorschein.
Von oben gesehen, hat sich hardwaremäßig nichts getan. Die Anschlussleiste hinten ist allerdings deutlich umfangreicher geworden. Positiv vermerkte die Reporterlegende Fritz P. nach einem Besuch in der Fahrdienstleitung, dass die neue Steuerzentrale CS alle oben genannten Versprechen nach einigem Gefummel beim Anschließen einlöst. So lässt sich das frühere Herzstück der Digital- Anlagen, die gute alte Control Unit 6021 (CU), weiter verwenden. Sie braucht aber einen eigenen Transformator. Es muss aber kein 52-VA-Gerät sein, 18 VA reichen auch, denn es muss ja nur die Rechnereinheit versorgt werden. Als stationäres Steuergerät in einem entfernten Stellwerk ist das Teil gut geeignet.
Damit umfasst die Testkonfiguration drei Trafos – je einen für die CS, die CU und den Booster, der in Etwashausen nun wieder die Neubaustrecke versorgt. Deren recht steiler Ostaufstieg bereitete zahlreichen Triebfahrzeugen in Zeiten ohne Leistungsverstärker einige Probleme. Dazu kommt eine Mobile Station, damit einige Loks auch abseits der zentralen Fahrdienstleitung unter Kontrolle bleiben.
Das Update kommt mit einer 22-seitigen Bedienungsanleitung, deren Hinweise zu Anschlüssen und Inbetriebnahme auf jeden Fall genau gelesen und befolgt werden sollten, bevor der Netzschalter an der Steckerleiste auf „Go“ gedrückt wird.
Ist dies geschehen, beschäftigt sich das neue Gerät erst einmal damit, sich selbst und die Mobile Station auf den neuesten Stand zu bringen. Wer seine alte Central Station zum Updaten gegeben hat, kann sich in der Regel freuen, dass seine Daten das Update unbeschadet überstanden haben. Eine Datensicherung, und sei es per Hand, Kugelschreiber und Papier, empfiehlt sich trotzdem.
Es sind recht viele Symbole für Triebfahrzeuge und Magnetartikel hinzugekommen, und wer ganz genau hinschaut, entdeckt einige Piktogramme von Konfigurationen, wie sie sich in der Märklin-Produktpalette nicht wieder finden, beispielsweise eine B’B- Mallet. Ob das berechtigte Hoffnungen auf neue Produkte wecken kann oder eine Vorwegnahme der Implementierung der CS für LGB ist – in deren Programm eine solche Schmalspurlok existiert, lassen wir hier einmal dahingestellt.
Auch die Lokliste umfasst beispielsweise den neuen digitalen Kranwagen und den Turmtriebwagen 39970, obwohl der noch gar nicht ausgeliefert ist.
In Etwashausen musste jedenfalls Weiche für Weiche, Lok für Lok neu installiert werden, da es sich bei der neuen CS ja um ein Testexemplar handelte. Die spielerische Idee, mit einer Dienstfahrt die einzelnen Magnetartikel abzufahren und jeweils vor dem Passieren zu konfigurieren, scheiterte an der mangelnden Erinnerung von Fahrdienstleiter Klaus Neuerburg an die Digitaladressen der Artikel. Künftig wird es daher eine Liste dieser Adressen im Rechner des Stellwerks geben. Nach der Aufnahme in die neue Station erscheinen nun auch die früheren zweistelligen Digitaladressen im Display und, ganz ausführlich, bei den Loks sogar die Decoderbauart.
Als besonders komfortabel empfanden die Tester, dass nun unter der Regelkurve der Triebfahrzeuge die Fahrstufe in Ziffern auftaucht. Noch besser ist, dass nach einem Touch auf den schwarzen Bereich zwischen Kurve und X-Achse die Lok sanft auf Null bremst. Das erspart mühsames Kurbeln am roten Regler.
Die Fahrstraßenschaltung macht automatische Betriebsabläufe leichter. Sie ist einfach zu programmieren: Beachten sollte man allerdings, dass erst Weichen, dann Signale und zu allerletzt das Ausfahrsignal gestellt werden sollten, damit der Zug nicht schon abdüst, wenn die Weichen noch gar nicht richtig stehen.
Eine mächtige Funktion ist hinzugekommen: die Integration des Rückmeldemoduls s 88. Damit können nicht nur die Fahrstraßenschaltungen weiter differenziert werden. Es sind auch Pendelzugsteuerungen möglich. Schließlich lässt sich die CS auch an einen PC anschließen, gleich ob dieser mit Windows, Mac OS oder Linux betrieben wird.
Hauptsache, er verfügt über einen HTML- Browser. Dass haben wir noch nicht ausprobiert, da es noch keine auf die neue CS zugeschnittene Software gibt.
Pendelzug
In die neue Central Station ist auch eine Pendelzugsteuerung integriert. Um sie zu realisieren, benötigt man allerdings das nicht ganz billige Rückmeldemodul S 88 sowie mindestens zwei Kontaktgeber. Märklin empfiehlt dafür das Schaltgleis, das Kontaktgleis oder Reedkontakte. Löst eine Lok den Kontakt aus, bremst die Pendelzuglok mit den eingestellten Werten ab und kommt am Ende des Bremsweges zum Stehen. Die Zeit vom Beginn des Abbremsens bis zum Wiederanfahren in Gegenrichtung ist variierbar.
Wir haben zwischen Etwashausen und Wildenranna einen Modellversuch mit Schaltgleisen durchgespielt, weil dort weite Teile des Streckennetzes noch aus M-Gleisen bestehen. Für Dauerlösungen würden wir nach der praktischen Erfahrung davon eher abraten, besonders wenn die Schaltstellen auch von anderen schleifer-bestückten Fahrzeugen genutzt werden. Der Nachteil der Schaltgleis-Lösung ist nämlich: Fährt ein anderer Zug mit Schleifer – und welcher Zug hat den nicht? – über eines der Schaltgleise, so wird die Pendelzuglok ebenfalls gestoppt. Das gilt natürlich auch für den Steuerwagen des Pendelzuges, der ja an einem der beiden Bahnhöfe mit seinem Schleifer als erster den Kontakt auslöst und die ihn schiebende Lok bremsen lässt. Daher scheint die Reedkontakt-Lösung die sauberste. Hier lösen nur Fahrzeuge, unter denen ein Magnet klebt, den Kontakt aus. Pendeln zum falschen Zeitpunkt ist damit so gut wie ausgeschlossen.
Nachteile und Bugs
So, und jetzt die Nachteile und die Bugs: Als größte Einschränkung empfand Lokführer Wieland Hellmich, dass die Magnetartikel- Schaltfläche weit mehr Platz im Display einnimmt als bei der alten CS. Damit wird es unmöglich, bei aufgerufener Magnetartikel Schaltfläche die Regelkurve und die Funktionssymbole zu sehen. Für Spieler, die gerne am Regler drehen und gleichzeitig viele Weichen und Signale im Blick haben wollen, bietet sich als Abhilfe der Anschluss einer Mobile Station an.
Die Hobby-Ingenieure im Testcenter brauchten geraume Zeit, bis sie den Booster an der CS zum Funktionieren brachten. Zum Beispiel muss der 230-V-Netzstecker in der Steckerleiste richtig herum stecken. Ja, es gibt trotz Wechselstroms unterschiedliche Auswirkungen der zwei Möglichkeiten! Wie es richtig ist, erkennt man am gleichmäßigen Leuchten der Booster-Kontrolllampe. Auch werden in den Anleitungen der beiden Geräte unterschiedliche Anschlusshinweise für das Spezialkabel gegeben. (Es gelten diejenigen der CS.) Außerdem muss die Kurzschluss-Schutzzeit von der Werkseinstellung Null auf 200 Millisekunden gesetzt werden, was die Anleitung verschweigt. Schließlich verspricht die Betriebsanleitung, dass die Geschwindigkeit im Display nicht nur in Fahrstufen, sondern auch in km/h angezeigt werden kann. Dies war etwas voreilig. Es geht noch nicht. Aber sie arbeiten daran, heißt es bei Märklin.
Fazit: Die neue Central Station erfüllt die Wünsche der fortgeschrittenen Digital-Bahner. Sie ist ein gelungenes Gerät zur Darstellung der Realität entsprechender Abläufe. In der Etwashausener Fahrdienstleitung wird sie einen festen Platz einnehmen. Perfekt ist sie allerdings immer noch nicht. Verbessert werden sollte noch einiger Kleinkram. Es muss ja auch noch Gründe für ein neues Update geben.
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