Längere und langsamere Güterzüge – Neue Bahnpolitik schadet Pendlern
Lange Schlangen vor dem Übergang
Etwashausen (Eig.Ber.) Die immer längeren Schließungszeiten des Bahnübergangs zwischen Zentrum und Siedlung haben den Zorn vieler Autofahrer und Fußgänger erregt. Nachdem lange Zeit nicht klar war, woher diese plötzliche Veränderung kam, recherchierten die „Etwaigen Nachrichten“ vor Ort und investigativ bei der Bahn AG: Die Güterzüge sind länger geworden und deshalb auch langsamer.
Wer mit dem Auto, dem Bus oder auch zu Fuß von der Siedlung ins Zentrum will oder umgekehrt, der muss seit einigen Tagen deutlich mehr Zeit einplanen. Kommt ein Güterzug auf der eingleisigen Strecke, so bleiben die Schranken mindestens zehn Minuten länger geschlossen als früher. Und auf dieser Strecke fahren sehr viele Güterzüge“, räumt Fahrdienstleiter Klaus Neuerburg ein. „Es ist die Umfahrungsstrecke, wenn am Bahnhof die Gleise von Personenzügen belegt sind.“ Ob die Schranken wirklich länger geschlossen blieben als früher und wenn ja, warum, dazu wollte er nichts sagen.
Lkw-Fahrer Manni Lindner klagte: „Ich kann meine Zeitvorgaben nicht mehr erfüllen. Also muss ich eine halbe Stunde früher aufstehen als früher, denn man weiß ja nie, wann diese Güterzüge kommen.“ Es stinke wie die Pest, beschwerte sich auch Anwalt Michael Fürst, dessen Praxis an der Hauptstraße direkt über der „Aufstellzone“ der Schlange liegt. „Einer von denen da unten fährt einen DKW mit Zweitaktmotor, da hat man Angst, man vergiftet sich.“
Neuerburg protestierte: „Ganz so ist es nun auch wieder nicht. Erstens fahren wir nicht mit Braunkohle, sondern unsere Güterzüge werden meistens von Elektroloks gezogen, und wenn es doch mal eine Dampflok ist, dann fährt die mit sauberer Steinkohle.“
Angesichts der mangelnden Auskunftsfreude Neuerburgs stellte sich Fritz P. selbst mit seinem alten 11 CV mehrmals in die Schlange. Und er konnte mit einer Stoppuhr und ausführlicher Befragung von Busfahrer Wulf Matthies nachweisen, dass die Schranken von 6-18 Uhr 55 Minuten länger unten sind als noch im Februar.
Mit diesen Erkenntnissen wandten sich die „Etwaigen Nachrichten“ direkt an die Bahnzentrale. „Wir wollten es nicht so an die große Glocke hängen“, räumte ein Sprecher ein. „Wir fahren probehalber mit längeren Güterzügen.“ Er verwies auf eine Pressemitteilung der Bahn (http://www.db.de/presse/). In der ist allerdings nur die Rede davon, dass die Züge zwischen Hamburg und Dänemark „aus wirtschaftlichen Gründen“ verlängert werden. Und dass sie nur nachts fahren würden. Tatsächlich, hieß es aber aus informierten Kreisen, würden bereits die Zubringerzüge aus dem Süden nach Hamburg verlängert, und damit sie nachts nach Norden fahren könnten, müssten sie natürlich nachmittags zwischen der Mittelgebirgsregion und Hamburg unterwegs sein. Außerdem seien noch nicht alle Strecken um Etwashausen elektrifiziert, so dass schon hin und wieder Dampfloks eingesetzt würden.
„Das ist wieder typisch“, sagte Matthies. Welche wirtschaftlichen Auswirkungen das auf den kreuzenden Verkehr an den Bahnübergängen hat, das interessiert die Bahn einen feuchten Dreck.“
Wie aus der Pressemitteilung hervorgeht, wird es bald noch schlimmer: Die Züge, waren früher maximal 700 Meter lang, jetzt messen sie 835 Meter. Am Ende des Modellversuchs sollen sie einen ganzen Kilometer lang sein. „Denn koof ick mir’n Gigali- ner und verstopfe damit den Überjang“, sagte Beyer.
Comments are closed, but trackbacks and pingbacks are open.