Erster Stahlcontainer in Etwashausen angekommen –
Etwashausen, 11. August (Eigener Bericht) Eine Revolution im Logistik-Business bahnt sich an: Zum ersten Mal ist ein Container nach internationalen Normen in Etwashausen angekommen. Im Seeverkehr werden die 20 Fuß langen Stahlkisten zum Transport aller möglichen Güter verwendet. Das gilt nicht nur für Stückgut; auch Lebensmittel oder flüssiges Gut kann in diese Behälter von A nach B gebracht werden. Das Neue daran ist die internationale Standardisierung, die es ermöglichen soll, Fahrzeuge, Schiffe, Lagerhallen und auch Eisenbahnwaggons nach einer weltweit anerkannten Norm den Maßen der Kisten anzupassen. So weit ist man aber in Etwashausen noch nicht.
Es begann damit, dass ein amerikanischer Spezialtransporter den Behälter anlieferte. Güterbahnhofschef Jürgen Vogel erklärte den „Etwaigen Nachrichten“, dass der Auflieger des Sattelzugs mit Haltevorrichtungen ausgerüstet sei, die das Abheben des Containers mit dem Kran ganz einfach machen. „Der Lastwagenfahrer muss nur einen einzigen Hebel umlegen, und der Container liegt nur noch locker auf dem Auflieger“, sagte Vogel.
Der Sattelzug rangierte ein wenig zwischen den beiden Gütergleisen, bis er in der richtigen Position stand. Zugleich schob die Rangierdampflok der Baureihe 80 einen Niederbordwagen auf Gütergleis 4. So konnte Kranführer Dieter Pohl den Behälter einfach vom Auflieger auf den Waggon heben. Allerdings musste vorher noch aus Seilen eine Hebevorrichtung geschnürt werden. In den Staaten haben die Eisenbahnen bereits Waggons, die genauso ausgerüstet sind, so dass der Kran die Behälter einfach drauf absetzen kann. „Es gibt schon eigene Containerkräne, die nur Container heben können, aber das geht dann sehr schnell“, sagte Vogel. „Hier in Etwashausen ist so etwas aber erst einmal nicht geplant.“
Genoveva, die den Ladevorgang aus einiger Entfernung beobachtete, sinnierte: „In so einen Container gehen bestimmt 10.000 Jeans.“ Und bedauerte, dass man nicht mehr sehen könne, was drin ist. „Auf den Holzkisten früher stand es meistens drauf.“
Schließlich dampfte die alte 80er mit dem Container langsam los in Richtung Wildenranna. An der großen Brücke hatten sich einige Zugspäher eingefunden, die eifrig auf die Auslöser ihrer Kameras drückten, als der Sonderzug durch die Eisenkonstruktion ratterte.
In Wildenranna auf dem Industriegleis angekommen, hob ein Kran den Behälter vom Waggon und setzte ihn ganz vorsichtig auf sechs leeren Ölfässern ab, die die Arbeiter von der Spedition Intertransport zuvor so positioniert hatten, dass der Behälter auf gleicher Höhe mit der Laderampe stand. „Wir haben schon eine Metallkonstruktion in Auftrag gegeben, auf der wir später unsere Container absetzen können, um sie zu entladen“, sagte der Lagerverwalter auf Anfrage der „Etwaigen Nachrichten“. Brauereimaschinen seien in dem Container. Sie wurden anschließend mit einem neuen „Tausendfüßler“-Mercedes an ihren Bestimmungsort gebracht.
Vogel sagte: „Noch muss der Sattelzug leer wieder zurückfahren, und möglicherweise kommt er wieder, wenn der Container wieder versendet wird.“ Aber wenn der Verkehr mit diesen Behältern weiter entwickelt sei, stünde schon wieder ein versandfertiges Stück bereit.
„Das kann ja heiter werden“, sagte Genoveva. Sie malte sich aus, wie große Terminals mit riesigen Kränen und haushohen Anhäufungen von vollen und leeren Containern die Landschaft verschandelten. Von dem damit verbundenen Lastwagenverkehr ganz zu schweigen. „Na, so schlimm wird es schon nicht werden“, beruhigte Vogel sie. „Erstens dauert das ja noch eine Weile, und zweitens werden solche Terminals sicher dort errichtet, wo heute schon Güterverkehr stattfindet. Also eher nicht in Landschaftsschutzgebieten.“ Genoveva war da nicht so sicher. „Immerhin stinken sie nicht“, versuchte sie der neuen Zeit etwas Angenehmes abzugewinnen.