Expressverkehr zwischen Paris und Etwashausen eingerichtet
- Etwashausen, 08. Mai (Eigener Bericht) Mit einer gemeinsamen Kontaktinitiative wollen die Bundesbahn und das französische Schwesterunternehmen SNCF die deutsch-französischen Motor wieder auf Touren bringen. Ab sofort werden den exklusiven Expresszügen zwischen beiden Metropolen Postwagen beigegeben. Die EN waren bei der ersten Ankunft eines solchen Zuges am Freitag dabei.
Mit einem Extrawagen im Okzident-Express kam die erste Post aus der Partnerstadt Paris nach Etwashausen. © alle Fotos: Etwaige Nachrichten
„Das Verhältnis der beiden Staaten ist sichtlich abgekühlt“, bedauerte Bürgermeister Wilhelm Meyer. „Dagegen haben wir jetzt auf dem kurzen Dienstweg ein deutliches Zeichen gesetzt.“ Gerade der 8.Mai als Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus eigne sich bestens für derartige Initiativen. Meyer äußerte sich bei einem kleinen Empfang am Gleis 2 des Etwashäuser Bahnhofs. Dort war der französische „Postes“-Wagen im Premium-Zug der Etwashausen-Pariser Städtefreundschaft, dem Okzident-Express, mit nur zehn Minuten Verspätung am Mittag angekommen. Die Zuglokomotive, eine moderne BB 9200, war eigens für die Stromsysteme der Bundesbahn und des französischen Ostens umgerüstet worden.
Etliche Briefe und Postkarten wurden ausgeladen und anschließend in relativ kurzer Zeit an die Empfänger in der Stadt und der näheren Umgebung verteilt. Das war möglich geworden, weil je ein Beamter der französischen Post und der deutschen Bundespost die Sendungen bereits während der Fahrt in dem Waggon nach Empfangsgebieten sortiert hatten. „Dank dieser Methode kann der Postweg zwischen beiden Städten erheblich beschleunigt werden“, sagte der Bürgermeister.
Posthauptschaffner Bernd Klein, der eigenen Worten zufolge „das Glück“ hatte, im Waggon arbeiten zu dürfen, erläuterte die Vorteile dieses Arbeitsplatzes: „Dank des Durchgangs vom Postwagen zum gleich dahinter laufenden Restaurantwagen ließen sich die Pausen sehr angenehm gestalten“, sagte er verschmitzt. „Dank Tagesgeld, Trennungszulage und Verpflegungspauschale wurde sogar für mich das ‚Pausenbrot‘ erschwinglich.“
Zwei Kisten voller Masken
Nach dem Empfang und dem Aussortieren der Briefsendungen rangierte die V 60 den Wagen aufs Ladegleis von Wildenranna, um dort auch die Päckchen und Pakete zu entladen. Dabei waren auch zwei große Kisten Mund- und Nasenschutzmasken, „falls einmal die Pest nach Etwashausen kommt“, wie Meyer sagte, der während des Rangiervorgangs im „Postes“-Wagen mitgefahren war.
Die örtliche Filiale der Bundespost hatte sich als Lieferwagen zum Verteilen einen gelben Citroen Hy organisiert. Damit solle auch dem letzten Postbeamten und den Kunden deutlich werden, wie wichtig die deutsch-französische Zusammenarbeit sei, erklärte Jean-Claude Commartin, der Beauftragte für interkulturelle Beziehungen im Pariser Rathaus. Er war mit einem „Postes“-Dienstwagen extra aus Paris angereist, weil die vorgesetzte Behörde kein Erster-Klasse-Ticket für den Okzident-Express locker gemacht hatte. „Nur, damit Sie alle mal sehen, wie sehr mir die Städtepartnerschaft am Herzen liegt.“ Daher standen eine Zeitlang nur französische Autos am Ladegleis standen, denn auch Fritz P. war mit seinem 11CV gekommen. Dorothea Talbauer, die Wirtin des „Gasthauses zur Post“; versprach ihm ein opulentes Abendessen und eine gediegene Übernachtung auf Kosten des Hauses. „Das sind wir unserem Namen schuldig.“
Tatsächlich fand das Abendessen im größeren Kreis statt, zu dem auch Bürgermeister Meyer und Reporterlegende Fritz P. gehörten. Auf die Frage, ob geplant sei, die Frequenz des neuen Services zu erhöhen – er verkehrt bisher nur einmal pro Woche und Richtung, sagte Meyer: „Wir werden sehen!“ Etwas leiser fügte er hinzu: „Wenn Sender und Empfänger geschickt planen, sind die Paketsendungen in zwei Tagen dort, wo sie hinsollen, Aber selbst wenn sie eine Woche von Etwashausen nach Paris brauchen, ist das ein gewaltiger Fortschritt.“ Das sollte noch lange so bleiben.