Schienenbus der Lokalbahn bleibt für immer in Etwashausen
Etwashausen, 26. Dezember (Eigener Bericht). Wunderschöne Weihnachtsüberraschung für die Etwashausener Lokalbahn (ELB): Das einzige Fahrzeug in den Farben der Bahn, der Schienenbus 795 506-5 samt Beiwagen, ist in die Heimat zurückgekehrt. Möglich machte das ein Vergleich zwischen der ELB und dem bisherigen Eigner des blau-beigen Brummers, der A. G. Vereinigte Bahnwerkstätten (AGVB) in Dallgow-Döberitz. Erste Planeinsätze verliefen zur vollen Zufriedenheit von Betreibern und Fahrgästen.
Die AGVB hatte den legendären Märklin-Schienenbus mit der Werksnummer 3016 bereits vor einiger Zeit versuchsweise neu lackiert. Die ELB erlaubten die Nutzung ihrer Corporate Identity, und der Bus wurde im Bw Etwashausen beheimatet. Es gab einzelne Probefahrten (die EN berichteten: http://en.tischbahn.de/nummer-115-der-erlkonig-ist-entlarvt/).
Die Wahl des äußeren Erscheinungsbildes Designs überließen die ELB dem AGVB-Chefdesigner Anselm G. Warum er ausgerechnet die Farben blau und beige zur Ausführung brachte, ist offiziell bisher ungeklärt. Unbestätigten EN-Exklusiv-Informationen zufolge hatte die Bundesbahn die Farbkombination vorgeschlagen, um eine neue Lackierung für ihren Lokomotiv- und Wagenpark zu erproben, die Mitte der 70er Jahre umgesetzt werden soll.
Wie auch immer, ausgewiesene Spezialisten wie der städtische Kulturdezernent Friedbert Dünger konnten sich nicht lobend genug über die gelungene Farbkombination äußern. „Die ohnehin schon harmonische Gliederung der Baugruppen wird durch die Zweifarbigkeit dezent betont, anstatt neue Linien einzuziehen“, erklärte Dünger bei einer Besichtigung des Fahrzeugs. „Auch die dezente Abtönung des beigen Teils, bei dem auf unnötigen Glanz verzichtet wurde, ist ein wahres Labsal fürs Auge.“
Zum Planeinsatz kam es damals nicht, weil die Bundesbahn mit dem Einsatz eines D-Zuges auf die neue Konkurrenz reagierte und sie mit Dumpingpreisen zunächst aus dem Markt verdrängte. Die ELB verzichtete deshalb auf Kauf oder Leasing des Schienenbusses und verlegte sich statt dessen erfolgreich auf die Organisation von Logistik- und Kühlketten, insbesondere mit dem inzwischen unter Märklinisten zum Kultfahrzeug avancierten CoolCar.
Mit zunehmendem Verkehrsaufkommen wurde aber klar, dass sich eine weitere Verbindung auf gehobenem 2.-Klasse-Niveau rentieren würde. Daher entschloss sich die ELB, „ihren“ Schienenbus wieder heimzuholen.
Technisch musste der AGVB-Bus eine kleine, schmerzlose Operation über sich ergehen lassen: Er wurde für das moderne Leit- und Steuersystem des Etwashausen-Wildenrannaer Netzes digitalisiert.
Es folgten noch einige Prüfungen, etwa hinsichtlich der richtigen Beschriftung und der Echtheit der Farben, und dann rollte der Schienenbus zu seiner ersten Fahrt an den Hausbahnsteig des Wildenrannaer Bahnhofs.
Die „Etwaigen Nachrichten“ standen bereit, um Stimmen der Passagiere einzusammeln, als die Fahrt in Etwashausen zu Ende ging. „Hervorragender Komfort“, lobte Versicherungsvertreter Martin V.
Pit Krüger, der Wirt von Pits Café, freute sich, dass ein neuer Zug neue Gäste bringen würde: „Wenn sie so komfortabel hierher gebracht werden, sind sie in bester Stimmung für meine französische Küche.“ Genoveva, die auch mit von der Partei war, regte an, eine Bordbar einzurichten. „Wenn der Schienenbus eine Bar an Bord hat, könnte ich mir vorstellen, ganze Abende dort zuzubringen“, sagte sie.