Nummer 138: Herbstzeit ist Pilzzeit

An einem warmen Herbsttag half Cool Car bei der Ernte

Pilze sammeln wird auch immer anstrengender: Erntehelfer Gerd Röder muss mit der Axt hinlan-gen, denn im Damischen Wald erreichen die Pflanzen nicht selten Mannshöhe und mehr.

Pilze sammeln wird auch immer anstrengender: Erntehelfer Gerd Röder muss mit der Axt hinlangen, denn im Damischen Wald erreichen die Pflanzen nicht selten Mannshöhe und mehr.

Etwashausen, 22. Oktober (Eigener Bericht). Pilzgerichte stehen derzeit in allen Restaurationsbetrieben der Stadt auf der Speisekarte. Solange die Kühlwagen nicht alle auf Fernreisen sind, leisten sie an warmen Herbstwochenenden gute Dienste beim Einsammeln der Delikatessen. Die „Etwaigen Nachrichten“ waren bei einer Sammelfahrt dabei.

Pilze müssen nicht unbedingt gekühlt werden, aber eine gleichmäßige Lagertemperatur steigert ihre Haltbarkeit und sorgt dafür, dass das natürliche Aroma lange erhalten bleibt. Pit Krüger, der mit seinem Café in der Goethestraße inzwischen einen Ruf als Feinschmecker-Restaurant zu verteidigen hat, war deshalb dankbar, dass die Etwaige Obst- und Gemüsehandels-GmbH den Kühlwagen der Bundesbahn für eine Pilz-Sammeltour im Naturschutzgebiet Damischer Wald charterte, um die Sporenpflanzen zu ernten. Der weit gereiste Kühlwagen, der inzwischen den Spitznamen „Cool Car“ erhalten hat (die „Etwaigen Nachrichten“ berichteten), war gerade einsatzbereit, weil für einige Tage keine Fernreise angesagt war.

Der Pilzzug auf der Rückfahrt vom Damischen Wald. In Wildenranna nahm er noch einen Wagen der Belgischen Staatsbahnen auf, der dort vom internationalen Güterzug aus Südosteuropa abgekoppelt worden war. Er soll in einigen Tagen nach Brüssel weiterfahren.

Der Pilzzug auf der Rückfahrt vom Damischen Wald. In Wildenranna nahm er noch einen Wagen der Belgischen Staatsbahnen auf, der dort vom internationalen Güterzug aus Südosteuropa abgekoppelt worden war. Er soll in einigen Tagen nach Brüssel weiterfahren.

Der Damische Wald ist für seine ebenso schmackhaften wie großen Pilze bekannt. Mit normalen Pilzsammelutensilien wie Messer und Körbchen kommt man da nicht weiter. Anderseits bietet der außergewöhnliche Wuchs den Vorteil, dass man gleich mehrere Gerichte aus einem Pilz bereiten kann.

Deshalb musste Gerd Röder, der professionelle Sammler der EOG, auch zur Axt greifen, um sie zu ernten. „In diesem Jahr sind sie noch größer und zahlreicher als vergangenen Herbst“, sagte Röder zu Lokführer Horst Schulz.

„Das liegt bestimmt am Wetter“, gab Schulz zurück. „Der Sommer war ja zu weiten Teilen ziemlich feucht.“

Als sie genug gesammelt hatten, fuhr Schulz zurück und rangierte Cool Car auf das Ladegleis unterhalb des Wildenrannaer Empfangsgebäudes. Dort wurden die Pilze ins Tempo-Dreirad des Gasthofs zur Post entladen. Zufällig traf Röder dort auf Genoveva F., die ein Whiskyfass aus Schottland überwachte.

„Vorsicht“, sagte sie, als Röder die Kisten mit den Pilzen auslud, „das ist ganz wertvolle Fracht.“

„Ich weiß“, entgegnete der Profi-Sammler, „aber die Pilze sind mindestens genauso wertvoll.“ Dennoch bemühte er sich erfolgreich, das Fass nicht von der Rampe zu stoßen.

„Wie kommt denn das an seinen Bestimmungsort?“, fragte er neugierig.

„Das soll heute Abend abgeholt werden.“

„Und wo kann man dann diesen Whisky trinken? Oder schaffen Sie das ganz allein?“

„Wo denken Sie hin?“, sagte Genoveva mit gespielter Entrüstung. „Nein, das Fass kommt in den Dorfkrug. Damit wir da nicht immer nur Doppelkorn trinken müssen.“

„Gute Idee, und außerdem ist der Whisky wahrscheinlich zu teuer, als dass man sich damit sinnlos betrinken könnte.“ „Sie sagen es. Für mich ist er das ideale Getränk, um Maß zu halten.“

Cool Car wird entladen. Im Vordergrund Genoveva, die auf ihr Whiskyfass aufpasst.

Cool Car wird entladen. Im Vordergrund Genoveva, die auf ihr Whiskyfass aufpasst.

 

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