Bürgermeister löst das Feuerwehrproblem in Wildenranna diplomatisch
Etwashausen, 11. Januar 2017 (Eigener Bericht) Wildenranna hat zwei neue Feuerwehr-Autos vom Typ Opel-Blitz erhalten. Mit dem Beschluss, diese anzuschaffen, beendete der Stadtrat eine wochenlange Hängepartie um die Ausstattung der Wehr im Nachbarort. Bürgermeister Wilhelm Ulrich hatte zuvor hinter den Kulissen für klare Verhältnisse gesorgt, “um die Kuh vom Eis zu bringen“, wie er anschließend den „EtwaigenNachrichten“ exklusiv gestand.
Einige Etwashausener Abgeordnete äußerten sich nach der teils emotional verlaufenen Debatte im Stadtrat zwar unzufrieden, aber der fraktionsübergreifende Antrag des Bürgermeisters fand die Zustimmung von 85,7 Prozent der Abgeordneten. Im einzelnen sieht derBeschluss vor, dass Wildenranna ein Löschfahrzeug mit Einachsanhänger und eine Drehleiter auf je einem Opel-Blitz-Chassis erhalten solle. Um eventuellen Imageproblemen der Etwashausener entgegenzuwirken, erhielt die Stadt im Gegenzug den bisher von Wildenranna genutzten Gerätewagen Wasserrettung auf Mercedes-Basis und verfügt damit über drei Feuerwehrfahrzeuge, also eines mehr als Wildenranna. Dass es weder in Etwashausen noch in Wildenranna nennenswerte Wasservorkommen oberhalb des Grundwassers gibt, spiele dabei keine Rolle, meinte Ulrich.
„Für Wildenranna gilt damit, dass die Ausstattung der Wehr auch bei der gewünschten Expansion noch ausreicht“, sagte Ulrich. Der Stadtrat kommt mit dem Beschluss im übrigen einer Verordnung zuvor, nach der auch Feuerwehren kleinerer Gemeinden künftig eine Drehleiter vorhalten müssen. „Ein Glück, dass wir das rechtzeitig erfahren haben“, sagte der Wildenrannaer Abgeordnete Hans-Jürgen Kummer.„So konnten wir den Stadtrat vor überflüssigen Ausgaben in naherZukunft bewahren.“ Da es sich jetzt um zwei Fahrzeuge auf sehr ähnlichem Chassis handele, könnten überdies Wartungs- undReparaturkosten niedrig gehalten werden. Während der Debatte hatteKummer noch bemängelt, dass die Länge der Leiter nicht ausreiche, um auf das Dach des Wildenrannaer Bahnhofsgebäudes zu gelangen. Dazu sagte Etwashausens Feuerwehrhauptmann Alexander Hellmann: „DerBahnhof ist doch eh aus Blech, der brennt sowieso nicht.“ (Für Ortsfremde: Es handelt sich um das Märklin-Modell des Bahnhofs Friedrichshafen am Bodensee, das in der Nachbarstadt nicht ohne einen gewissen Neid regelmäßig als überdimensioniert für „das Kaff“ Wildenranna gebrandmarkt wird.)
Ursprünglich wollte Wildenranna ein Mercedes-Feuerwehrfahrzeug haben, was die Etwashausener Mehrheit des Stadtrats aber ablehnte. Dabei hatten nicht nur die vergleichsweise hohen Kosten eine entscheidende Rolle gespielt, sondern auch der Umstand, dass in Etwashausen-Stadt eine Magirus-Drehleiter Dienst tut, die in den Augen mancher Stadträte über einen geringeren Prestigefaktor verfügt als das Pendant mit dem Stern auf dem Kühlergrill.
„Die Fahrzeuge wurden sehr schnell bereitgestellt“, freute sich Ulrich.„So konnten alle Beteiligten schnell in Augenschein nehmen, welche konkreten Auswirkungen der Beschluss hat.“ Das habe erheblich zur Glättung der Wogen unter den Stadträten beigetragen. Löschfahrzeug und Drehleiter kamen am Freitag in Wildenranna in Form eines Spezialtransports mit von Bahnkennern als selten bezeichnetenFlachwagen an, die eigentlich zur Beförderung von Flugzeugen gebaut wurden. Dafür hatten die anwesenden Wehrleute und Abgeordneten aber kaum Blicke. Nachdem die Opel-Blitze abgeladen waren, hielt Ulrich eine kurze Ansprache. Anschließend nahmen alle die beiden roten Kleinlaster in Augenschein und äußerten sich mehrheitlich zustimmend über die Neuerwerbung. Hellmann,, der als Gast ebenfalls anwesend war, meinte: „Vielleicht kommt ja irgendwann auch mal der Tag, an dem Etwashausen ein ordentliches Löschfahrzeug in angemessener Größe erhält.“ Kummer konnte nicht aufhören zu sticheln: „Notfalls helfen wir euch mit unserem Einachsanhänger aus.“