Tausende Taler kostet Umstieg auf C-Gleis – Bahn: Komfort steigt – Gegner: Kapazität wird kaum erhöht
Etwashausen, 18.Juli (Eigener Bericht). Die Bahn will offenbar für eine vierstellige Summe sämtliche Gleisanlagen in Etwashausen und Wildenranna auf das moderne C-Gleis umstellen. Die Planungsunterlagen, die den „Etwaigen Nachrichten“ vorliegen, sehen Investitionen in vierstelliger Höhe vor.
Ein Sprecher der Bahn bestätigte die Pläne indirekt. Die Kapazität des Etwashausener Bahnknotens würde damit zwar nur unwesentlich erhöht, der Fahr- und Regelkomfort steige allerdings deutlich, hieß es in den Unterlagen. Ein Zeitplan liegt noch nicht vor.
Bisher läuft der Bahnbetrieb im größten Teil Etwashausens auf den veralteten M-Gleisen, die vollständig aus Metall gefertigt sind. Sie sind teilweise mehr als ein halbes Jahrhundert alt. Lediglich in den unterirdischen Teilen des Schattenbahnhofs unter der Hochebene von Wildenranna sind aus Gründen der Betriebssicherheit in Tunnels die modernen C-Gleise verlegt.
Zur Begründung führen die Techniker der Bahn an: „Die alten Gleise sind nicht nur rostanfällig, teilweise sind sie auch durch den jahrzehntelangen, oft intensiven Betrieb ausgeschlagen und verschmiert.“ An der Schienenoberfläche hätten sich Riefen gebildet, die nicht nur die ohnehin kritische Geräuschentwicklung verstärkten, sondern auch den Fahrkomfort für die Reisenden minderten. Auch sei die Kurzschlussgefahr bei Entgleisungen höher als beim C-Gleis, dessen Korpus aus nicht leitendem Kunststoff besteht. Vor allem an schlecht erreichbaren Anlagenteilen führe dies häufig zu unerträglichen Verzögerungen im Bahnbetrieb.
„Der größte Vorteil ist aber, dass die Regeltechnik auf den neuesten Stand gebracht werden kann“, argumentieren die Planer der Bahn in dem Papier. Es könne die moderne „CS2-Technik“ eingesetzt werden, deren Verwendung bislang aus teils nachvollziehbaren, teils unerfindlichen Gründen scheiterte. Sie ermöglicht neben der Regelung der Weichen und Signale über ein Gleisbildstellwerk auch die drahtlose Fernsteuerung der gesamten Anlage.
Eine Gruppe um den ehemaligen Regionalbevollmächtigten Gerhard Schlupp hat ein Gegenpapier vorgelegt. Sie argumentieren einerseits: „Never change a winning team!“ Es funktioniere doch alles, von kleinen Nickeligkeiten einmal abgesehen. Des weiteren führen sie hauptsächlich Kostenargumente an. Die Summe sei einfach zu hoch, und eine stufenweise Einführung sei nur schwer zu machen. Die schlechten Marktpreise verhinderten nennenswerte Einnahmen beim Abstoßen des Altmaterials, sodass die gesamten Investitionen eigenfinanziert werden müssten. Mögliche Förderungen durch Weihnachts- oder Geburtstags-Subventionen dürften sich ebenfalls in überschaubaren Grenzen halten.
Bereits jetzt sei der Bahnbetrieb soweit digitalisiert, dass modernste Steuerungstechnik eingesetzt werden könne. Es gebe praktisch kein Strom- oder Regelungssystem in Bahnfahrzeugen, das in Etwashausen nicht verkehren könne, wie die internationalen Verbindungen nach Frankreich und seit neuestem auch nach Österreich und Belgien zeigten. Nur die manuelle Regelung sei wegen des fehlenden Gleisbildstellwerks weniger komfortabel, räumten sie ein.
Weitere Gesichtspunkte seien der Arbeitsaufwand und die möglichen landschaftsgestalterischen Konsequenzen. „Da muss doch jeder Bahndamm neu gestaltet werden“, rief Schlupp aus. „Und was wird aus dem schönen alten Bahnübergang an der Hauptstraße und den Flügelsignalen?“ Bei dem Übergang bestehe die Gefahr, dass die Bürgerinitiative „Freie Fahrt für freie Bürger“ eine extrem teuere Über- oder Unterführung fordere, und die Flügelsignale gehörten nun wirklich unter Denkmalschutz gestellt. Im sichtbaren Bereich des Etwashausener Bahnknotens steht kein einziges Lichtsignal.
Die Flügelsignale sollten erhalten bleiben, falls es jemals zur Realisierung dieser Pläne komme, sagte auch ein Bahnsprecher. Er bestätigte lediglich die Existenz des Papiers, wollte aber nicht zugeben, dass es sich dabei um konkrete Planungen handele. Dabei ist die Zahl der Weichen mit 16 und die der geraden und gebogenen Gleise mit 104 bereits sehr konkret angeführt.
Nur die Preisangaben fehlen noch. Hochrechnungen der „Etwaigen Nachrichten“ haben jedoch ergeben, dass die Investitionskosten die 1.000-Taler-Grenze auf jeden Fall übersteigen.
Schlupp sagte, die Gegner der Erneuerungspläne hätten bereits erste Protestveranstaltungen organisiert. Ein Name für die Bürgerinitiative stehe noch nicht fest. Große Chancen habe zurzeit der Name „Bahnübergangsschütze“. Nach Informationen der „Etwaigen Nachrichten” gibt es aber auch in der Bevölkerung Befürworter des Bauprojekts. Sie führen ins Feld, dass der Bahnbetrieb insgesamt leiser werde und man besser schlafen könnte. „Außerdem hat die Stadt bisher ein eher rückwärtsgewandtes Image. Mit einem modernen Schienen-, Regel- und Steuersystem könnte sich das ändern.“
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