Unterirdisch fließt der Strom in Wildenranna
Etwashausen, 31. Dezember (Eigener Bericht). Die Freileitung an der Industriestraße in Wildenranna ist abgebaut und durch ein unterirdisches Kabel ersetzt worden. Die Stadtwerke begründeten die überraschende Maßnahme mit „Anregungen“ aus der Bevölkerung, der Unzuverlässigkeit der freiliegenden Leitungen etwa bei Sturm und mit dem Schutz gegen Kupferdiebe.
„Es war ja nicht mehr mit anzusehen, wie immer wieder der Strom ausfiel“, sagte Jan Tiedke, der Chef der Stadtwerke. „Am Schluss fiel nicht einmal mehr uns etwas ein, wie wir das hinkriegen sollten.“ Das Trafohaus für die Freileitung steht auf dem Areal des Sägewerks jenseits des Industriegleises.
Zunächst führte die Freileitung über das Gleis in den Ort. Kaum war sie gelegt, gab es immer wieder Stromausfälle. Auch klauten Kupferdiebe die Leitungen. Im Sommer nahmen es die Bewohner noch klaglos hin, war es doch ohnehin lange hell.
„Jetzt in der dunklen Jahreszeit brauchen wir das Licht aber“, monierte auch Genoveva, die auf ihrem täglichen Weg zum Bahnhof und zurück nicht im Dunkeln tappen will. „Auch beim Autofahren ist das unentbehrlich“, ergänzte Pit, der oft nachts Lebensmittel für sein Spezialitäten-Café aus aller Herren Länder holt.
Überraschenderweise wurde die Anfrage bei den Stadtwerken fast umgehend positiv beantwortet. „Wir müssen bis Jahresende die letzten Fördermittel abrufen, sonst verfallen die“, sagte der Sachbearbeiter, als Bürgermeister Wilhelm Meyer ihn nach einer möglichst unkomplizierten Lösung fragte. „Die Leitung werden wir unterirdisch verlegen“, fuhr er fort. „Dann haben Kupferdiebe keine Chance mehr.“
Im Lager seien noch einige hübsche Laternen in einem leicht historisierenden Stil der Gründerzeit. „Wie wäre es damit?“ „Klar, das machen wir“, sagte Meyer entschlossen.
Und so wurden Kabel bestellt und auf großen Rollen mit der Bahn nach Wildenranna gebracht. Der Bautrupp reiste eigens in einen Gütertriebwagen an. „Der Triebwagen soll künftig den Expressguttransport zwischen Etwashausen und Wildenranna übernehmen“, sagte Meyer, der bei der Aufnahme der Arbeiten zugegen war. „Aber jetzt können wir damit den Bautrupp schnell vor Ort bringen.“
Es dauerte nur wenige Tage, da waren die Freileitungsmasten ab- und die neuen Kandelaber aufgebaut, und auch der kleine Graben für das unterirdische Kabel verschwand, kaum dass er ausgerissen war. Und bald lag das alte Kopfsteinpflaster wieder auf der Straße, und die neue Beleuchtung flammte auch schon ohne große Feierlichkeiten auf. „Da habe ich gleich meinen Buckeltaunus unter der Laterne geparkt“, sagte Heinz Paschulke, der in der Industriestraße wohnte.
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