Nummer 142: Wie CoolCar dunklen Mächten anheimfiel

Konzertierte Aktion rettete den Kultwagen – MIST1-Aktion geht weiter

Hellmich konnte gerade noch auf den Auslöser drücken, als der Taurus mit CoolCar am Haken das Weite suchte.        © Foto: Michael Ehrich

Hellmich konnte gerade noch auf den Auslöser drücken, als der Taurus mit CoolCar am Haken das Weite suchte. © Foto: Michael Ehrich

Etwashausen, 5. Januar (Eigener Bericht). Um ein Haar wäre CoolCar im tiefen Osten verschwunden und nie mehr wieder aufgetaucht. Dunkle Mächte hatten den Kultwagen mit noch unbekanntem Ziel entführt, aber der aufmerksamen polnischen Polizei ist es offenbar zu verdanken, dass die ruchlose Tat nicht über das östliche Nachbarland hinaus fortgesetzt werden konnte. Nach einer dreitägigen Irrfahrt landete der inzwischen legendäre Kühlwagen wieder wohlbehalten in Etwashausen.

Am Donnerstagabend war der Zug von Etwashausen gerade mit einer Ladung Obst und Gemüse nach Neustadt unterwegs, wo er auf das Ladegleis vom Großmarkt geschoben werden sollte. Und als er da in einer Rangierpause stand, näherte sich eine große Taurus-Lokomotive, nahm CoolCar an den Haken und fuhr mit unbekanntem Ziel davon. Lokführer Wieland Hellmich in der alten Etwashausener 55er Lok hatte zufällig einen Fotoapparat dabei, weil er einige Schotterlöcher im Gleisbett dokumentieren wollte. Er konnte den großen Taurus gerade noch ablichten, als er mit CoolCar das Weite suchte, und überließ den „Etwaigen Nachrichten“ freundlicherweise einen Abzug.

Pech für die Diebe: Manche Strecken sind noch nicht elektrifiziert.            © Foto:  Weinland

Pech für die Diebe: Manche Strecken sind noch nicht elektrifiziert. © Foto: Weinland

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Die von Hellmich sofort benachrichtigte Polizei wollte den Zwischenfall erst nicht glauben. „Ein mehr als 40 Jahre alter Kühlwagen? Wer klaut denn so was?“, fragte Hauptwachtmeister Uwe D., bequemte sich dann aber doch, einen internationalen Fahn­dungsaufruf abzusetzen. Auf dem Foto war zu erkennen, dass es sich um eine polnische Lok handelte, wie sie vor Zügen nach Berlin eingesetzt werden.

Ein Anruf bei der polnischen Bahn ergab, dass dort tatsächlich eine Lok abhanden gekommen war. Die Diebe mussten es irgendwie nach Neustadt geschafft haben. D. sagte, künftige Ermittlungen sollten klären, wieso Stellwerksbedienstete der Bundesbahn auf einer Strecke von Hunderten von Kilometern die Fahrt der geklauten Lokomotive nicht mitbekamen.

Die polnischen Behörden schafften es dagegen innerhalb von wenigen Stunden, die gestohlene Lok mit CoolCar am Haken im Nordwesten ihres Landes aufzuspüren.

Die Diebe hatten das Ende der Elektrifizierung übersehen und standen plötzlich mit ihrem Taurus ohne Strom da. Da griff die polnische Bahnpolizei zu, nahm die Entführer fest und übergab die gestohlene Lokomotive ihrem rechtmäßigen Eigentümer. Die Etwashausener Lokalbahn, der der bei der Bundesbahn eingestellte CoolCar gehört, organisierte den Rücktransport zunächst in einem Güterzug mit Dampflok bis zur Elektrifizierungsgrenze.

Dort wurde CoolCar eine besondere Ehre zuteil: Er wurde in dem Warschau-Berlin-Express weitertransportiert und wurde sogar hinter einer hochmodernen 101er Elektrolok in den Zug eingestellt. „Welcher Kühlwagen ist schon mal in einem internationalen Schnellzug gefahren?“, sagte Hellmich nicht ohne Stolz, als CoolCar wieder zurück war. Das Obst und Gemüse jedoch wurde nie wieder gefunden.

Cool Car auf der Rückfahrt im Verbund des Warschau-Berlin-Express.                                            ©Foto: Ehrich

Cool Car auf der Rückfahrt im Verbund des Warschau-Berlin-Express. ©Foto: Ehrich

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