Futuristischer Fernschnelltriebwagen macht in Etwashausen Station –
Etwashausen, 16. Juli (Eigener Bericht) Der Prototyp eines amerikanischen Fernschnelltriebwagens hat Station in Etwashausen gemacht. Den „Etwaigen Nachrichten“ wurde am Sonntag exklusiv ein Foto zugespielt, das das Fahrzeug zwar nur unscharf zeigt, aber die Aufmerksamkeit von Fritz P. weckte. Dessen Recherche brachte dann einige Details ans Licht. Der Triebwagen braucht weder Energie aus dem Fahrdraht noch Diesel- oder Dampfkraft. Er wird von Batterien angetrieben.
Gastronom Pit Krüger war mit seiner Kamera in der Goethestraße auf der Suche nach einem Motiv für ein Faltblatt, mit dem er Reklame für sein Café machen wollte. Zufällig schaute er über die Hecke und rieb sich die Augen: So etwas hatte er noch nicht auf Schienen gesehen. Ein Fahrzeug mit einer windschnittigen Front aus elegantem Dunkelblau und Silber, mit kühlem blauen Spitzenlicht, stand da auf Gleis 2. Krüger riss die Kamera hoch und drückte auf den Auslöser. Leider hatte er vergessen scharfzustellen. Immerhin hatte er noch im Kopf, wie der Zug aussah, als er mit seinem Film in die Redaktion der „Etwaigen Nachrichten“ kam. Ganz aufgeregt berichtete er von seiner Entdeckung, und Fritz P. schickte den Redaktionsfotografen zum Bahnhof. Er selbst hängte sich ans Telefon.
Während die V 60 den Personenzug nach Wildenranna auf Gleis 1 verschob, war leise und von den Menschen am Bahnsteig fast unbemerkt der fünfteilige Exot auf Gleis 2 eingefahren und vor dem Ausfahrsignal zum Stehen gekommen. Mehrmals drehte er eine Bahnhofsrunde und kam aus unterschiedlichen Richtungen wieder auf Gleis 2 zum Halten. Dem Fotografen wurde der Zugang zum Bahnsteig mit der Begründung verwehrt, der Lieferant lasse keine Nahaufnahmen des Zuges zu, solange über eine Anschaffung nicht entschieden sei.
Am Telefon erfuhr Fritz P. immerhin, dass der Zug mit mehreren jedenfalls für Etwashausen völlig neuen Technologien ausgestattet sei. Nicht nur das Antriebskonzept mit Batterien sei revolutionär, erspare es doch die Zufuhr elektrischer Energie durch Ober- oder Unterleitung. Dafür muss allerdings ein Batteriewagen mitgeführt werden. Dazu komme eine Kupplungstechnologie, die auf Magneten beruhe. Sie hielten die Teile des Zuges zuverlässig zusammen, erklärten Bundesbahnkreise dem Reporter. Das Team des Zuges sei auf einer „Railroadshow“ durch Europa, hieß es. Ob es zu einer Bestellung solcher Züge kommen solle, wurde nicht mitgeteilt.
Es handele sich um ein Produkt aus Übersee, hieß es weiter. Woher genau, wurde ihm zwar nicht verraten. Aber der Fotograf kam nicht nur mit Bildern zurück, die den Triebwagen aus der Nähe zeigten. Er hatte genau hingehört und vernahm kurz vor der Abfahrt eine Ansage: „Doors close automatically!“ Das hörte sich amerikanisch an, urteilte er, wenn er auch glaubte, einen leichten schwäbischen Akzent wahrgenommen zu haben.
Das Fahrverhalten des Zuges bezeichneten Beobachter als gutmütig. Der Zug erreiche überraschend hohe Geschwindigkeiten. Gewöhnungsbedürftig schienen vor allem die etwas hektischen Beschleunigungs- und Verzögerungsvorgänge. „Das dürfte nicht besonders komfortabel für die Passagiere sein“, hieß es im Gespräch mit unserer Zeitung.
So blieben die Informationen über den futuristischen Besucher lückenhaft, aber als Fazit konnte festgestellt werden: Die Bundesbahn bemüht sich immerhin, den Personenverkehr zu modernisieren.