Im Tausch mit Lok aus Etwashausen-Wildenranna
Etwashausen, 15. Juni 2017 (Eigener Bericht) Rechtzeitig zum Jubiläum der Städtepartnerschaft von Paris und Etwashausen hat sich eine neue deutsch-französische Freundschaft angebahnt: Das nördlich von Paris gelegene Amiens will eine enge Kooperation mit Wildenranna aufbauen. Zusammen mit den Feierlichkeiten zum zehnjährigen Bestehen des Hochgeschwindigkeitsverkehrs zwischen Südwestdeutschland und der Seinemetropole nehmen bereits die ersten Projekte der Zusammenarbeit Formen an.
Die Städtepartnerschaft zwischen den Metropolen Paris und Etwashausen mit der Aufnahme des Zugverkehrs war bekanntlich vor genau zehn Jahren ins Leben gerufen worden, als sich eine kleine Delegation aus Etwashausen an die Seine aufgemacht hatte, um die Verkehrsverbindungen zu optimieren. Wie erst jetzt aus gut informierten Kreisen bestätigt wurde, hatten das damals die Deutsche Bahn AG und die französische Staatsbahn SNCF zum Anlass genommen, zwischen Frankfurt und Stuttgart einerseits und Paris andererseits ebenfalls neue Verbindungen mit ihren jeweiligen Hochgeschwindigkeitszügen einzurichten. Dieses Netzwerk ist nun weiter ausgebaut worden.
Die Beziehungen zwischen Amiens und Wildenranna sind allerdings nicht im Hochgeschwindigkeitsbereich angesiedelt, wie der neu ernannte Beauftragte für den internationalen Verkehr der Region Etwashausen-Wildenranna, Verkehrsdezernent Werner Krakauer, einräumte. „Die Partnerschaft zwischen Wildenranna und Amiens ist ja noch ein ganz zartes Pflänzchen. Sie muss erst einmal Fahrt aufnehmen“, sagte er auf Anfrage. „Man kann auch nicht immer nur rasen.“ So überließen die Städte einander leihweise Lokomotiven, deren Geschichte die engen Bande dokumentieren, die beide Länder gewissermaßen in einer Schicksalsgemeinschaft verbinden.
Wildenranna bat in Etwashausen darum, dass das Betriebswerk eine Dampflok der Baureihe 78 freistellte. Diese Lokomotiven der Preußischen Staatsbahnen haben nicht nur diesseits des Rheins eine ruhmreiche Vergangenheit, sondern auch etwa in Elsass-Lothringen. Ihre Verwendung im Département Somme, dessen Hauptstadt Amiens ist, steht noch nicht final fest. Amiens schickte eine Diesellok der ehemaligen Wehrmachtsbaureihe WR 360 C 14 nach Deutschland “zurück”. Die französische Besatzungsmacht hatte sie nach dem Krieg requiriert und jahrzehntelang für Rangierdienste in Amiens eingesetzt. Dabei wurde sie auch mit dem Namen der Stadt versehen. Außerdem erhielt die Maschine eine Generalüberholung, bei der unter anderem an den Seiten Geländer montiert wurden, die die deutschen Exemplare nicht hatten.
Matthieu Larémise, Fahrzeugverwalter des Départements Somme, kam mit der Lok nach Wildenranna und feierte mit Krakauer und anderen Gästen die neue Partnerschaft bei einem Glas Champagner in Pits Café. Auf den Gleisen von Wildenranna und Etwashausen absolvierte die Lok „Amiens“ ihre ersten Schichten vor preußischen Abteilwagen.
Zehn Jahre TGV-ICE nach Paris
Unterdessen feierten in Paris deutsche und französische Bahnmanager das erfolgreiche zehnjährige Nebeneinander von TGV und ICE. Fritz P. durfte als Gast den Feierlichkeiten beiwohnen. Er traf dabei Frank H., den Geschäftsführer der Betreibergesellschaft der gemeinsamen Züge. H. erklärte, dass ein anderer Ausgang der Präsidentenwahl das gemeinsame Projekt mindestens gefährdet hätte. Wahrscheinlich wären die Fahrgastzahlen zurückgegangen, wenn die französische Rechte nun das Sagen hätte, weil die Beziehungen zu Deutschland plötzlich nicht mehr weit oben auf der Prioritätenliste gestanden hätten und sogar ein „Frexit“ denkbar war. “Wir hätten den Fahrplan, den wir gerade optimiert hatten, wieder ausdünnen müssen”, erklärte er. Dann hätte möglicherweise das Geschäftsmodell zur Disposition gestanden, denn bislang trägt sich der Verkehr selbst, unter anderem wegen der günstigen Fahrzeugumläufe.
Frankreichkenner wiesen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass sowohl der neue Präsident Emmanuel Macron als auch seine Gattin und vormalige Englischlehrerin Brigitte Macron aus Amiens stammen. Schon deshalb, habe die Feier große Symbolkraft. Krakauer und Larémise versicherten den „Etwaigen Nachrichten“ in Wildenranna feierlich, alles in ihrer Macht Stehende dafür tun zu wollen, dass die Regierungen beider Länder nicht einmal mehr auf die Idee kämen, die deutsch-französische Freundschaft infrage zu stellen.