Nummer 116: Verdächtiger Wäschekorb am Bahnsteig

Sicherheitsvorkehrungen wurden deutlich verschärft


Kurz bevor der Wäschekorb in den Güterwagen verfrachtet wurde, nahmen ihn sich die Sicherheitskräfte am Ladegleis vor.

Etwashausen, 13. Dezember (Eigener Bericht). Die Sicherheitsvorkehrungen an den Bahnhöfen sind deutlich verschärft worden. Entsprechende Beobachtungen aufmerksamer Bürger wurden zwar am Sonntag nicht offiziell bestätigt, die „Etwaigen Nachrichten“ konnten jedoch mehrere Indizien dafür entdecken. Betroffen ist insbesondere auch der Güterverkehr.

Ins Visier geriet unter anderem ein Wäschekorb, der aus einem aus Ostwestfalen kommenden Lastwagen in einen Güterzug nach Wildenranna umgeladen werden sollte. „Den nehmen wir uns mal vor“, erklärte Güterbahnhofschef Neuerburg, der Ostwestfalen nicht leiden konnte.

Auf die Frage, warum gerade der Güterverkehr besonders kontrolliert werde, lehnte Neuerburg zunächst jede Auskunft ab. Aus Sicherheitsgründen dürfe das nicht weiter ausgeführt werden, sagte er. Bahnhofskreise ließen aber durchblicken, dass es Proteste aus den Reihen der Fahrgäste gegeben habe. Sie würden ständig misstrauisch beäugt, während sich niemand um die Pakete, Kisten und andere möglicherweise verdächtige Fracht kümmere. Sie argumentierten, die Güterzüge führen auch durch bewohntes Gebiet, ja sogar dicht an den Bahnsteigen vorbei, und man wisse ja nie, was da alles passieren könne.

Dunkle Elemente versuchten neuerdings, die demokratische Grundordnung Etwashausens und Wildenrannas zu erschüttern, hieß es zur Begründung. Zwar könne hundertprozentige Sicherheit nie erreicht werden, aber es werde alles getan, um das Leben in Etwashausen so sicher wie möglich zu machen. Anlass zur Panik gebe es jedenfalls nicht.

Auch der große Wagen, der auf das Güterbahnhofsgebiet fuhr, wurde einer genauen Kontrolle unterzogen. Der Fahrer musste sogar die Haube aufmachen, damit der Kontrolleur den neuen imposanten Sechszylindermotor begutachten konnte.

Die neuen Sicherheitsvorkehrungen betreffen aber nicht nur Frachtstücke, sondern auch ganz allgemein das Areal des Etwashausener Güterbahnhofs. So bezog am Lagergebäude ein Polizeiwagen Posten, jederzeit bereit, eventuell flüchtende Straftäter zu verfolgen.

Noch während sich ein Beamter an die Untersuchung des Wäschekorbs machte, fuhr eine große Limousine mit Münchener Kennzeichen vor, die sofort angehalten wurde. Ein Kollege Neuerburgss ließ sich die Papiere der Insassen zeigen. Sie waren in Ordnung. „Dann kann ich ja auf die Untersuchung des Kofferraums verzichten“, meinte der Beamte. Die Motorhaube ließ er aber trotzdem öffnen.

Hinterher gestand er dem Güterbahnhofschef, er habe das hauptsächlich  getan, um sich den neuen Sechszylindermotor in dem neuen Opel Kapitän genauer anzusehen. „Eine imposante Maschine“, bemerkte er voller Respekt. Verdächtiges war dort jedoch nicht zu entdecken, ebenso wenig wie im Wäschekorb, der schließlich nach zwei Stunden intensiver Prüfung in den Güterwagen verladen wurde.

Wegen der umfangreichen Untersuchungen kommt es immer wieder zu Verzögerungen, weil der Fahrplan nicht auf solche Maßnahmen abgestimmt ist. So traf auch der Güterzug mit dem Wäschekorb deutlich verspätet in Wildenranna ein. Zu den zwei Stunden war noch eine weitere gekommen, weil der Güterzug erst Einfahrt in den Bahnhof erhalten hatte, als der Personenverkehr abgewickelt worden war.

Während dort der Wäschekorb und andere Fracht entladen wurde, setzte Lokführer Wieland Hellmich seine alte 55er Dampflok für die Rückfahrt ans andere Ende des Zuges.

Solange das Ausfahrsignal Halt zeigte, unterhielt er sich mit dem Wildenrannaer Bahnhofsvorsteher Hermann Teuchler. „Ich fahre ja gerne auf dem alten Bock“, sagte Hellmich. „Aber mit dem kannst du keine Verspätung mehr aufholen. Wir können froh sein, wenn die überhaupt noch den Berg hochkommt.“

Teuchler pflichtete ihm bei: „Die da oben glauben, man könnte das Material ewig nutzen. Aber zugleich verlangen sie ihm immer mehr ab.“

Der Signalflügel hob sich. Hellmich öffnete den Regler und meinte: „Wenn das so weitergeht, stehe ich bald nur noch auf der Lok. Meine Frau kennt mich schon kaum noch.“ Teuchler nickte. „Meine meckert auch dauernd rum, dass ich nicht da bin. Manchmal glaube ich, sie hat einen anderen.“ Hellmich sagte: „Vielleicht sollte man da auch mal genauer kontrollieren“, und machte sich auf den Rückweg nach Etwashausen und Neustadt, nicht ohne noch einen gellenden Pfiff ertönen zu lassen.

Die alte 55er mit ihrem Güterzug unterwegs nach Etwashausen. Das Licht wirkt schon etwas gelblich, und am Berg schnauft sie ganz schön, aber Lokführer Wieland Hellmich  fährt doch gerne mit ihr.

... berichtet regelmäßig in den “Etwaigen Nachrichten” (EN) über die Ereignisse in Etwashausen. Sie erreichen Fritz P. per Elektronischer Post über das Kontaktformular oder über folgende Anschrift:

Reporterlegende Fritz P.
Etwaige Nachrichten
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Etwashausen

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