Nummer 118: Eigenimport aus dem Süden

Wie Caféwirt Pit seine Speisekarte aufbessert

In Pits Café ist jetzt so viel los, dass es kaum noch einen Parkplatz in der Goethestraße gibt. Sogar Genoveva hatte Probleme beim Einparken.

Etwashausen, 6. Februar (Eigener Bericht). Im Wettbewerb um das beste Restaurant in der Stadt ist Pits Café ein großes Stück vorangekommen. Sein Essen ist dank einer neuen Zutat dermaßen gefragt, dass manchmal kaum noch ein Parkplatz in der Nähe seiner Kneipe zu bekommen ist. Den „Etwaigen Nachrichten“ gelang es, hinter das Geheimnis zu kommen.
Genoveva F. hatte zuerst die neue Speisekarte gesehen. „Spezialgewürz eingetroffen“, stand dort. Eine „Happy Hour“ sonntags mittags brachte das Essen unter die Leute. „Schmeckt ganz toll“, befand Genoveva. Es gab nicht nur Fleisch, sondern auch Pizza, Nudel- und Kartoffel-Gerichte. „Wo habt ihr das denn her?“, fragte sie, stieß aber bei Pit auf Schweigen.
Er nahm es sportlich. „Ich sag’ nix“, sagte er später zu Fritz P., der von Genovevas Erzählungen neugierig geworden war und auch eine Quarkkartoffel probiert hatte. „Findet es doch selbst raus.“
Fritz P. war neugierig, und deshalb nahm er die Herausforderung an. Zunächst fand er heraus, dass Pit jeden letzten Sonntagabend im Monat, nachdem sich die letzten Gäste verabschiedet hatten, die Stadt zu einem längeren Ausflug verließ und erst am Dienstag in den frühen Morgenstunden zurückkam. Montag hat das Café Ruhetag.
Letzten Sonntag legten sich P. und F. auf die Lauer, nachdem sie sich mit reichlich Proviant versorgt hatten. Und tatsächlich, wenige Minuten nachdem der letzte Gast gegangen war, fuhr der rote Opel Blitz auf die Hauptstraße und verließ die Stadt über den Bahnübergang in der Nähe des Güterbahnhofs. An der rund um die Uhr geöffneten Tankstelle versorgte er sich mit Sprit und fuhr auf die Autobahn.
Obwohl der Laster seinem Namen mit einer Dauergeschwindigkeit von 80 km/h alle Ehre machte, dauerte es Stunden, bis er in der Nähe von Karlsruhe die Autobahn wieder verließ. „Der fährt ins Elsass“, staunte Genoveva. Tatsächlich überquerte Pit an einem kleinen Übergang die Grenze. Die Beamten kannten ihn wohl schon und winkten ihn einfach durch. Gleiches widerfuhr auch Fritz und Genoveva in ihrem Citroën, so dass sie dem Laster leicht folgen konnten.
Die Fahrt endete im Morgengrauen an einem Stumpfgleis eines kleinen Bahnhofs. Dort stand ein französischer Güterwagen, vor dessen offener Schiebetür schon zwei kräftige Männer warteten.

Weinfässer und Kräutersäcke werden umgeladen.
„Aber warum so geheimnisvoll?“, fragte Genoveva. „Ist gar nicht geheimnisvoll“, meinte Pit. „Das Problem ist, dass es zu wenig ist, um einen ganzen Waggon zu füllen. Deshalb lasse  ich es als Beiladung von den Franzosen bis hierher fahren und lade es dann auf meinen Laster um.“ Der Rest der Ladung sei an die vielen Spezialitätenrestaurants im Elsass gegangen.
„Ich kann doch nicht einen ganzen Waggon voller Kräuter bestellen. Bis die aufgebraucht sind, haben sie längst ihr ganzes Aroma verloren.
Möglicherweise gibt es aber eine Lösung, die Pit die monatlichen Nachtfahrten ins Elsass ersparen könnte. „Ich überlege, ob ich nicht die Kräuter in kleinen bunten Säckchen direkt verkaufe und vielleicht noch ein paar Flaschen Wein dazu..“ Dann würde vielleicht ein ganzer Waggon voll. Ein paar Muster für Verpackungen waren bei der Lieferung am Montag schon dabei (siehe Foto). „Sieht doch ganz schick aus, oder?“ Und die Etwashausener könnten sich ihr Essen zu Hause auch selbst mit dem unvergleichlichen Aroma zubereiten. „Die kommen trotzdem noch oft genug zu mir.“

 

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