Zur Einführung des weltweiten virtuellen Kühltransportservice
Etwashausen, 30. Juli (Eigener Bericht). Ein Kühlwagen-Modell im Maßstab 1:87 ist in der vergangenen Woche um die halbe Welt gereist. Gestartet wurde am späten Sonntagabend in Berlin. Erste Station der Reise mit der „Etwaige-Nachrichten“-Reporterlegende Fritz P. war die vietnamesische Hauptstadt Hanoi. Weiter ging es nach Ho-Chi-Minh-Stadt, dem früheren Saigon, und von da aus über Bangkok zurück nach Berlin. Insgesamt legte das Fahrzeug, das während der Reise zunächst provisorisch „Cool Car“ getauft wurde, fast 20.000 Kilometer zurück.
Die Reise diente der Promotion des vor zwei Wochen vorgestellten Projekts „Mit dem Kühlwagen durch das Netz“ (EN Nr. 135 vom 10. September 2012). Da gekühlte Ware gerade bei großen Entfernungen leicht verdirbt, wurde als Transportmittel das Flugzeug gewählt. Ausgesucht wurde ein Airbus A340 der Flugbereitschaft der Bundeswehr. Die Größe dieses Flugzeuges gewährleiste einerseits, dass der zehn Zentimeter lange Kühlwagen beim Be- und Entladen keine Schramme bekam. Darüber hinaus steht der Betreiber des Flugzeugs für größtmögliche Sicherheit vor kriminellen, terroristischen oder kriegerischen Attacken und für einen hohen Grad an Diskretion. Der Militärische Abschirmdienst wurde vorsichtshalber gar nicht erst in die Reisepläne eingeweiht.
Keine Zweifel kamen hinsichtlich der Legalität des transportierten Gutes auf. Es passierte einschließlich des Kühlwagens und zweier M-Gleise problemlos sämtliche Sicherheitskontrollen der deutschen, vietnamesischen und thailändischen Streitkräfte.
Hauptproblem bei der Reise war weniger die Transport- als vielmehr die Zeitfrage. Da Fritz P. ganz nebenbei noch andere Dinge zu erledigen hatte und die Halbe-Welt-Reise aus noch nicht ganz geklärten Gründen nicht der Hauptanliegen des Trips sein konnte, blieben meist nur Minuten für das Foto-Shooting, vom regelgerechten Be- und Entladen zu schweigen.
In Hanoi, das seit vielen Jahrzehnten über einen Eisenbahnanschluss verfügt, war es nicht möglich, den Güterbahnhof zu besichtigen, so dass ein vergleichbar betriebsamer Ort zur Präsentation gewählt wurde: der Opernplatz in einem der besseren Viertel. Umgeben von Gucci-, Cartier- und Boss-Läden, gab sich das 30 Jahre alte Märklin-Modell erkennbar bescheiden.
Überhaupt ist für westliche Standards der Eisenbahnverkehr in dem Staat, der kurz vor dem Abschied aus dem Status des Entwicklungslandes steht, gewöhnungsbedürftig. Es gibt eine Personenverkehrslinie von China durch Hanoi und ganz Vietnam nach Ho-Chi-Minh-Stadt, die buchstäblich mitten durch die Stadt führt. Viermal am Tag kommt ein Expresszug durch, ansonsten ist das einzige Gleis eher eine Kommunikationsachse für die Bewohner der rechts und links vielleicht zweieinhalb Meter entfernten Häuser.
Leider gab es keine Gelegenheit, den Kühlwagen an einen vietnamesischen Zug zu hängen, da einerseits die Zeit fehlte und andererseits die Spurweite nicht ganz kompatibel war. Auch die Frage, ob es möglicherweise ein entwickeltes Modellbahnwesen in dem Land gibt, konnte nicht abschließend geklärt werden.
Der Abschied aus Vietnam gestaltete sich dagegen sehr ehrenhaft und wurde zum gesellschaftlichen Ereignis. Nicht verboten wurde eine Aufnahme von Cool Car mit dem legendären vietnamesischen Revolutionsführer Ho Chi Minh (1890-1969) unter den Augen von Mitgliedern der Bundesregierung und Vertretern des deiutschen Mittelstandes sowie der internationalen Presse. Allerdings nahmen nur wenige der Anwesenden Notiz davon. Immerhin wurde so die strategische Partnerschaft Deutschlands und Vietnams, im vergangenen Jahr von höchsten Regierungsstellen beschlossen und in diesen drei Tagen mehr als einmal lobend erwähnt, auch in kleinen Dingen machtvoll symbolisiert.
Bei diesem ersten Trip wurde auf die Beförderung nennenswerter Kühlgüter verzichtet, insbesondere da das Verhalten des Kühlwagens unter tropischen Umgebungsbedingungen noch nicht endgültig erforscht ist. Sollte sich die Resonanz auf die Reise jedoch als positiv erweisen, so sind nicht nur weitere Expeditionen geplant, sondern auch die Beförderung mindestens virtueller Fracht. Immer vorausgesetzt, sie entsprechen den hohen Sicherheits- und Hygienestandards der Beförderer.
In Bangkok schließlich ergab sich gegen Ende der Reise vor der Halle eines Siemens-Reparaturwerks für Stadtbahnen die Gelegenheit zu einem Foto vor der Skyline der thailändischen Metropole. Bleibt noch zu erwähnen, dass Cool Car wohlbehalten einschließlich der OVP und der beiden Gleise wieder im heimischen Etwashausen landete.
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