Selbst museumsreife Waggons werden wieder reaktiviert
Für kurzes Holz besonders geeignet: Der alte Güterwagen wartet am Sägewerk auf seine Entladung.
Etwashausen, 2.Mai (Eig. Bericht) Die Holzindustrie in der Region boomt. Die Holztransporte zum Sägewerk nehmen ebenso zu wie die logistischen Aktivitäten an den beiden Güterbahnhöfen. Die Bundesbahn musste Jahrzehnte alte Wagen aktivieren, um der Holzmenge Herr zu werden.
Zuletzt wurde ein kurzer Blechwaggon in die Holzzüge nach Wildenranna eingereiht. Er ist jetzt vor allem für besonders kurzes Langholz vorgesehen, das laut Sägewerkschef Manfred Scharnow besonders nachgefragt wird. „Machen diese alten Wagen denn nicht besonders viel Lärm?“, fragte Genoveva F., die in der Nähe der Strecke wohnt. „Ja, sie sind schon ein wenig lauter als die neueren Waggons“, antwortete Güterbahnhofschef Jürgen Vogel, „aber dafür zahlt das Sägewerk wegen des zunehmenden Umsatzes auch mehr Steuern, und das kommt uns allen zugute.“ Und die Bahn habe Hunderte neuer Wagen bestellt, die Zug um Zug die alten ersetzen würden, versprach er.
„Wer hätte das gedacht, dass das Sägewerk solchen Zuspruch findet“, sagte Sparkassendirektor Bernd Knobloch. „Wo die Verwaltung den Holztransportern ziemlich viele Steine in den Weg gelegt hat.“ Er spielte damit auf die Bestimmung der Feuerschutzbehörde an, dass die Züge mit dem Stammholz nur noch von Elektroloks gezogen werden dürfen.
Der Bockkran über dem Ladegleis hilft beim Verladen der Stämme, die mit dem Zug zum Sägewerk gefahren werden.
„Vielleicht gibt es ja bald hier auch noch eine Möbelfabrik“, meinte Egon Pielke, der Wirt vom Dorfkrug. „Da habe ich so meine Zweifel“, hielt Knobloch dagegen. „Hier herrscht doch Vollbeschäftigung. Wo sollen die denn hier die Arbeitskräfte herkriegen?“
„Also ich habe neulich gehört, dass die Farben AG ihr Werk hier aufgeben will“, sagte Pielke, in dessen Wirtschaft zahlreiche Mitarbeiter der gegenüber liegenden Fabrik verkehrten. „Ist ja interessant“, sagte Knobloch. „Gibt es schon Interesenten für das Gelände? Da muss ich mich doch mal umhören.“ Vor seinem geistigen Auge erschienen mehrere Kreditanträge.
Gerhard Schlupp, der Regionalbeauftragte der Bahn, interessierte sich mehr für Vorprodukte als für Möbeln. „Mir scheint, wir können auch Bretter und Balken ganz gut gebrauchen.“ Die Holzverkleidung einiger bahneigener Häuser in Etwashausen und Wildenranna sei dringend renovierungsbedürftig. Manche seien auch ganz aus Holz gebaut und verwitterten.
Das Bahnhofsgebäude von Wildenranna, vollständig aus Holz gebaut, bedarf dringend der Renovierung. Spalten und Lücken überall.
Der Bahnhof von Wildenranna beispielsweise müsste auch dringend ausgebessert werden. „Holz arbeitet eben“, Schlupp zuckte mit den Schultern, „und da gibt es mit der Zeit Verwerfungen.“ Er hatte ein Bild zum Gespräch mit den „Etwaigen Nachrichten“ mitgebracht. „Sehen Sie selbst“, sagte er und reichte es herum.
Genoveva, die für ihren scharfen Blick bekannt war, sah es sich ganz genau an. „Guckt mal hier“, sagte sie und zeigte auf einen ziemlich tiefen Spalt an einer Gebäudeecke. Da saß doch tatsächlich ein Buntspecht. Schlupp sagte: Das ist doch die Höhe! Der hackt noch unseren ganzen Bahnhof kurz und klein!“ Das ist gar nicht gesagt“, widersprach Genoveva. „Die fressen doch Schädlinge. Vielleicht hält die alte Hütte nur deshalb noch zusammen, weil der Specht den Holzwurm rausgeholt hat.“ Wie auch immer, beschied Schlupp, „jedenfalls brauchen wir Bretter, mit denen wir die Wände ausbessern können.“ Dem weiteren Wachstum der Holzindustrie steht also nichts im Wege.
Ein Buntspecht hämmert am Bahnhofsholz. Ob das der Hauswand schadet, ist noch umstritten.
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