Ein neues Angebot im Gemischtwarenladen –
Etwashausen, 26. März (Eigener Bericht) In der Stadt sind neuerdings Makkaroni besonders begehrt. In Anni Scherers Gemischtwarenladen und in der örtlichen Gastronomie fragten immer mehr Leute danach. Eine umfangreiche Lieferung vor die Tür ihres Hauses in der Hauptstraße erregte so viel Aufsehen, dass die „Etwaigen Nachrichten“ der Sache auf den Grund gingen. „Ich kann reißenden Absatz melden“, berichtete die Ladeninhaberin erfreut.
Es kommt selten vor, dass größere Container mit Spezialtransportern durch die Stadt gefahren werden. Daher säumten einige Etwashäuser die Straße, als der schwere Lastzug vor dem Gemischtwarenladen hielt. „Ich kann mir keine bessere Reklame für mein neues Angebot vorstellen“, freute sich die Inhaberin.
Sie hatte persönlich die für ihr doch eher mittelständisches Geschäft umfangreiche Lieferung in Auftrag gegeben. Wie sie darauf kam, schilderte sie den EN exklusiv: „Im Radio habe ich gehört, dass der Nudelpreis gerade auf einem Tief angelangt ist. Der Reporter habe sich darüber gewundert, da Nudeln in Deutschland in letzter Zeit sehr gefragt seien. „Auch bei mir haben immer mehr Kunden und auch unsere örtlichen Gastronomen Nudeln nachgefragt, weil alle Leute nach ihren ersten Italien-Urlauben auf „Pasta“ stehen. So heißt das doch auf italienisch?“, erzählte Anni. Außerdem könne man sie gut für schlechte Zeiten aufheben, „falls man mal nicht mehr raus darf. Das kenne ich noch vom Krieg.“ Genoveva, die bei dem Interview assistierte, ergänzte: „Gerade Makkaroni kann man im ungekochten Zustand auch als Trinkhalme oder Kerzenanzünder benutzen. Schon wieder was für die Umwelt getan.“ Anni erhob vorsichtig Widerspruch: „Ich weiß ja nicht, ob das bei den von dir bevorzugten Getränken angebracht ist, wenn ich etwa an Rotwein oder Whisky denke“, wandte sie ein. „Schauen wir mal“, wich Genoveva aus.
Anni fuhr fort: „Dann habe ich bei der Bundesbahn angerufen und gefragt, wie man an größere Mengen Nudeln kommen kann.“ Güterbahnhofschef Jürgen Vogel habe ihr dann vorgeschlagen, die Nudeln in einem dieser neuen Container zu kaufen. Auch um den Transport vom Gleis zum Laden werde er sich kümmern.
So wurde aus einer größeren Lieferung nach Neustadt und Göttingen ein Waggon mit drei Spezialcontainern voller Makkaroni aussortiert. Einen dieser Container wiederum hob der Bockkran am Ladegleis auf den Behälter-Anhänger. Alles klappte reibungslos, aber der EN-Fotograf berichtete von einem merkwürdigen Mann, der den Vorgang beobachtete. Er war mit einem funkelnagel-neuen Ford Mustang in Acapulcoblau gekommen und setzte sich nun auf einen nahe dem Kran herumstehenden Stuhl. Von dort aus beobachtete er genau, was sich da abspielte. Obwohl Etwashausen als wesentlicher Teil der heilen Welt über einen hohen Bestand an Oberklasse- und Luxusautos verfügt, hatte diesen amerikanischen Sportwagen noch niemand in der Stadt gesehen. „Da müssen wir uns in der nächsten Zeit mal genauer drum kümmern“, sagte Fritz P., als er davon erfuhr.
Die kräftige Kaelble-Zugmaschine fuhr, ziemlich laut brummend, den Behälter durch die halbe Stadt bis vor Annis Schaufenster. Genoveva, die sich vor Ort ein Bild von der Sache machte, freute sich schon auf die erste Portion. „Gut, dass ich mir ein paar Flaschen Vino Nobile aus Montepulciano aus der Getränkelieferung Mitte des Monats gesichert habe“, sagte sie.
„Tomatenmark habe ich noch“, sagte Anni, in Gedanken versunken. „Gekauft“, antwortete Genoveva. „Wo bewahrst du die Nudeln eigentlich auf?“, wollte sie wissen. „Ich habe mehrere Behälter im Keller, die natürlich vom Gesundheitsamt als unbedenklich abgenommen wurden“, sagte Anni. „Aus denen kommen sie dann in die Präsentationsgläser im Laden.“ Schachteln, noch dazu mit Plexiglas, gebe es bei ihr nicht. „Und dann kommen ja noch die Wirte, die die Makkaroni dann nach ihren eigenen Rezepten zubereiten.“ Als sie wieder in ihren Laden ging und Genoveva in ihr Auto stieg, sah sie noch, wie der blaue Mustang in Richtung Neustadt Etwashausen verließ.
… sehr schön, nicht nur Bilder sondern eine ganze Reportage!! Klasse ! Schöne Grüße aus dem Norden, Martin