Polizei musste unerlaubte Niederlassung beenden
Etwashausen, 15. September (Eigener Bericht) Wilde Camper haben sich ausgerechnet auf der sogenannten Millionärswiese in der Etwashausener Siedlung niedergelassen. Das hatte am Wochenende einen Polizeieinsatz zur Folge, der aber friedlich ablief und für alle Beteiligten – wie in Etwashausen üblich – ein gutes Ende nahm.
Die drei Erwachsenen und der Jugendliche waren mit einer VW-Doppelkabine mitten in der Nacht gekommen. Sie hatten ihren Wagen neben dem Bahndamm abgestellt und zwei kleine Zelte aufgebaut. „Zum Grillen sind wir nicht mehr gekommen, weil wir so müde waren“, erzählte der 38-jährige Werner G., einer der Camper, den „Etwaigen Nachrichten“. Gut geschlafen hätten sie aber trotzdem nicht, weil ständig Züge neben ihnen vorbeigefahren seien.
Die Beamten waren anonym benachrichtigt worden. Sie wollten auf Befragen keine Vermutung äußern, wer der Anrufer oder die Anruferin gewesen war. Die Camper, die sich am frühen Morgen vor lauter Müdigkeit widerstandslos belehren und verwarnen ließen, hatten sich ausgerechnet die Wiese hinter den Villen von Dr. Paul Löther und Sparkassendirektor Bernd Knobloch zum Übernachten ausgesucht, die im Volksmund „Millionärswiese“ genannt wird.
Beide Anwohner haben sich bis jetzt immer höchst empfindlich gezeigt, wenn es um die Frage ging, wie diese Wiese genutzt wird. Sie gehört ihnen je zur Hälfte, aber sie haben sich selbst bis jetzt nicht über Aufteilung oder Nutzung einigen können. Schon zwei Mal hatten sie die Polizei nur deswegen geholt, weil Reifenspuren im Gras zu sehen waren. Löther fordert zwar einerseits eine Lärmschutzwand zwischen der Wiese und dem angrenzenden Bahndamm, aber Knobloch will andererseits keinen Grundstücksstreifen dafür hergeben.
Die Beamten veranlassten die Personen zunächst zum Abbau ihrer Zelte. Anschließend fuhren sie den Pritschenwagen an die nächste Kreuzung, damit die Leute erst einmal außer Reichweite der wütenden Anwohner waren. Wir haben wegen der schlechten Straßenbeleuchtung nicht gesehen, wo wir gelandet sind“, sagte sein Freund Klaus W. Polizeihauptmeister Siegfried Rudolph riet ihm und Werner G. davon ab, ihre Reise fortzusetzen. „Ihr seid doch überhaupt nicht wach genug, um schon wieder für längere Zeit hinterm Steuer zu sitzen.“
Die beiden Männer gaben zögernd nach. „Aber wo sollen wir denn hin? In Etwashausen gibt es doch keinen Campingplatz“, fragte W. verzweifelt. „Da kriegen wir schon was hin“, sagte Rudolph und ließ sich von der Zentrale eine Verbindung mit Förster Siegfried Weidenbusch in seinen Funkwagen legen. Nach einem kurzen Gedankenaustausch beendete er das Gespräch mit einem „Vielen Dank!“
Am Nachmittag konnten die Zelturlauber ihre textilen Behausungen im Wald aufschlagen. Ganz in der Nähe der Forsthauskurve hatte Weidenbusch ihnen einen Platz zugewiesen. „Hier könnt ihr erst einmal aus- schlafen“, sagte er gönnerhaft. „Aber nur zwei Tage.“
Allerdings durften sie nicht mit dem Auto direkt in den Wald fahren. Sie mussten es am Bahnübergang stehen lassen. „Ein biss- chen Fußmarsch tut ihnen auch ganz gut“, sagte Rudolph dazu. „Wenn keine Autos da sind, gibt es auch keinen Lärm“, hoffte G. „Da können wir nur hoffen, dass die Bremsen der Züge nicht allzu sehr quietschen.“
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