Im Möbelcontainer waren Pistolen und Gewehre für den Nahen Osten
Waffenschieber dingfest gemacht
Etwashausen (Eig. Ber.) Die Polizei hat eine Waffenschieberbande auffliegen lassen. Mehrere Pistolen und automatische Gewehre wurden sichergestellt. Ersten Ermittlungen zufolge waren sie für den Nahen Osten bestimmt. Ein Mitglied der Bande wurde festgenommen. Drei andere entkamen. Nach ihnen wird gefahndet.
Die Waffen waren in einem Container versteckt, der angeblich Möbel einer Umzugsspedition enthalten sollte. Die Polizeibereitschaft am Güterbahnhof hatte, so der Sprecher des Bürgermeisters, Hans-Karl Ulrich, vage Hinweise erhalten und deshalb einen Beamten am Güterbahnhof postiert, der die Ladeaktivitäten beobachten sollte. Polizeiobermeister Siegfried Rudolph schöpfte Verdacht, als längere Zeit kein Möbelwagen kam und stattdessen ein älterer Mercedes-Benz-Lieferwagen mit einer Reklame für „Hoffmanns Idealstärke“ rückwärts an den Container fuhr. „Den habe ich hier noch nie gesehen, so was gibt’s bei uns doch gar nicht“, dachte sich Rudolph und rief seine Kollegen an. Er vergaß allerdings darauf hinzuweisen, dass sich hinter dem Container ein schwarzer Opel Admiral platziert hatte, der seinerseits die Aktion zu überwachen schien. Dessen Insassen hatten ihrerseits wiederum kein Auge für Obermeister Rudolph, der scheinbar gelangweilt auf der Bank am Lagergebäude saß.
Die Kollegen auf der Wache rieten zum Abwarten. „Bloß weil ein unbekanntes Auto am Güterbahnhof auftaucht, müssen doch noch nicht die Sirenen heulen“, sagte der Chef. Als dann aber dubiose Kästen und verdächtig große Aktenkoffer aus dem Container in das Auto geladen wurden, veranlasste er doch eine Aktion.
Zunächst wurde ein als Lieferant getarnter VW-Pritschenwagen zum Güterbahnhof geschickt, dessen Besatzung die Empfängeradresse ausfindig machte. Es war eine Wohnung im Haus von Rechtsanwalt Michael Fürst. Drei Beamte holten sich einen Durchsuchungsbefehl und „klärten die Wohnung auf“, wie Ulrich formulierte.
Vor dem Haus stand ein Jaguar E-Type, was einem der Beamten sehr verdächtig vorkam. Der Bewohner, Gero B., war nicht zu Hause. Die Beamten öffneten die Tür mit einem Universalschlüssel, den ihnen Fürst zur Verfügung gestellt hatte, „Ich habe damit nichts zu tun“, beteuerte der Rechtsvertreter. Er beschrieb ihnen B., und tatsächlich konnte sich einer der Beamten erinnern, den Verdächtigen bereits im Dorfkrug gesehen zu haben.
In einer Schreibtischschublade im Wohnzimmer B.s fanden die Beamten wichtige Beweismittel. „Merkwürdig, dass da nicht auch die Zulassung für den Jaguar zu finden ist“, wunderte sich einer der Beamten. „Du bist wohl noch neu hier“, sagte sein Kollege, „der gehört doch dem Anwalt.“
Nach einer kurzen Telefonkonferenz wurden alle Kräfte an der Pappelallee zusammengezogen und mehr oder weniger unauffällig eine Straßensperre errichtet. Als die Täter ihre Ware komplett im grünen Lieferwagen verstaut hatten und Richtung Innenstadt fahren wollten, schlug die Ordnungsmacht zu. Sie versperrten dem Benz den Weg, baten den Fahrer heraus und verhörten ihn intensiv. Allerdings wollte er ohne seinen Anwalt nichts sagen. Doch die Kisten im Laderaum des Lieferwagens reichten, um einen Haftbefehl gegen den Mann zu erwirken.
Die Hintermänner des Deals gingen der Polizei jedoch erst einmal durch die Lappen. Einer von ihnen war Gero B. Er saß nach Zeugenaussagen in dem schwarzen Admiral, den die Beamten von der Straßensperre als letztes Auto hatten durchfahren lassen, bevor die Falle zuschnappte. „Früher oder später kriegen wir den auch noch“, tröstete sich Rudolph, während er die Pistolen zählte. Einzelheiten zur Anzahl der sichergestellten Waffen nannte die Polizei aus Sicherheitsgründen nicht. Fotos davon wurden auch nicht zugelassen.
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