EN exklusiv: Kriminelle schnitten Strom für Forsthaus ab
BKA vor einem ganz großen Coup
Etwashausen (Eig.Ber.) Eine internationale Bande von Rohstoffdieben hat das Forsthaus gestern vorübergehend von der Stromversorgung abgeschnitten. Das erfuhren die „Etwaigen Nachrichten“ exklusiv aus Ermittlerkreisen. Das Bundeskriminalamt ist der Bande dicht auf den Fersen, ließ die Diebe aber laufen, um den geplanten großen Coup nicht zu gefährden.
Die Diebe schlichen sich in tiefer Nacht durch den Wald, um das wegen der weltweiten Rohstoffknappheit immer wertvoller ge- wordene Kupfer der Stromleitungen zu entwenden.
Womit sie nicht gerechnet hatten, war der Forscherdrang von Förster Siegfried Weidenbusch. Er hat mehrere Restlichtkameras im Wald aufgestellt, um Bewegungsprofile der Etwashausener Rotwildpopulation zu erstellen. Die Kameras filmten die Tat, und auch wenn die Silhouette der Diebe unscharf blieb – für die BKA-Profis reichte es zur Identifikation.
Weidenbusch, der gerade bei der Inventur seiner Fichtenbestände war, saß plötzlich im Dun- keln. Ein kleiner batteriegesteuerter Monitor sprang an und zeigte ihm, was im Wald passierte. Der Förster griff zum Handy und alarmierte die Polizei: „Übrigens wird die ganze Tat gerade als Video festgehalten“, teilte er ihnen zu ihrer großen Freude mit.
Trotzdem waren die Diebe schon weg, als die Polizei kam. „Macht nichts“, sagte Weidenbusch. „Sie können die Aufzeichnungen haben. Wenn echte Hirsche drauf sind, will ich sie aber wieder haben.“ Der Hauptkommissar antwortete: „Wir schicken ein paar Spezialisten vorbei.“ Das waren dann gleich ein paar Leute vom BKA, die Weidenbusch noch einmal ausfragten.
Etwa um diese Zeit erhielt Reporterlegende Fritz P. einen Tipp, dass sich am Güterbahnhof etwas tue. Güterbahnhofschef Jürgen Vogel erzählte ihm in der Aufsichtsbaracke, dass auf Gleis 4 ein Schiebedachwagen rangiert worden sei und eine unbekannte Spedition eine Kupferkabeltrommel dort hinein verladen lasse. „Sie haben bar und im voraus bezahlt. So macht sich eine Spedition verdächtig“, sagte Vogel. Dann rumpelte ein alter Ford-Laster mit der Trommel über den Bahnübergang, und „zufällig“, Vogel schmunzelte, „kam auch eine kleine Touristengruppe vorbei, meldete sich bei mir an und bat um die Genehmigung, sich den Güterbahnhof anschauen zu dürfen.“
Die angeblichen Touristen machten ausgiebig von der Fotografiererlaubnis Gebrauch, und die Besatzung des alten Fords musste gute Miene zum bösen Spiel machen. Ob sie Lunte gerochen hatten, dass es sich bei den Touristen um Aufklärer handelte, wusste am Ende keiner.
Das BKA ließ den alten Ford samt Fahrer und Beifahrer ihrer Wege gehen. „Wir kommen wieder“, sagte einer der Beamten beim Herausfahren aus dem Güterbahnhof zu Vogel, nachdem er sich erkundigt hatte, wann die Bahnfahrt der Kabeltrommel beginne und wohin sie gehe. „Nächste Station ist Seddin“, sagte Vogel. „Auf dem Rangierbahnhof dort werden die Züge nach Osten zusammengestellt.“
An der Forsthauskurve war ein Wartungstrupp der Stadtwerke hektisch damit beschäftigt, die Stromverbindung zum Forsthaus wieder herzustellen. Er bekam unbürokratische Unterstützung von der Bahn, die ihren Turmtriebwagen für zwei Arbeitsstunden zur Verfügung stellte. Am Nachmittag hatte Weidenbusch wieder Strom, gerade rechtzeitig zur neuesten Folge von „Forsthaus Falkenau“. Obwohl er sich immer wieder darüber aufregte, wie unrealistisch seine Arbeit dort dargestellt wurde, versäumte er fast keine Folge.
Das BKA sagte auf Anfrage der EN zu dem Vorgang lediglich, zu laufenden Ermittlungen werde keine Stellung genommen. Richtig sei aber, dass zahlreiche in- und ausländische Banden ihren Rohstoffdiebstahl angesichts der Preisentwicklung verstärkt hätten. „Sie werden in Kürze von uns hören“, versprach der Sprecher.
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