Verwaltung gibt Startschuss für Projekt „Wildenranna 19“
Bald ist es vorbei mit der lauschigen Gemütlichkeit im Bahnhof von Wildenranna. Der hölzerne Bahnhof soll einem repräsentativen Empfangsgebäude weichen.
Etwashausen, 22. August (Eigener Bericht) Der hölzerne Bahnhof in Wildenranna soll in Kürze einem repräsentativen mehrstöckigen Empfangsgebäude weichen. Dieser vertrauliche Beschluss des Stadtrats, der den „Etwaigen Nachrichten“ vorliegt, löste in Wildenranna lauten Beifall aus.
Das als Reaktion auf den rasant steigenden Personenverkehr geplante Projekt „Wildenranna 19“ sah ursprünglich nicht nur Abriss und Neubau des Bahnhofs, sondern auch die Verschwenkung der Bahnhofsgleise um 45 Grad vor. Dieser Teil wurde aber zurückgestellt, unter anderem wegen der notwendigen Umsiedlung zahlreicher Wirtschaftsbetriebe.
Bahn und Stadt kommen mit dem Projekt zahlreichen Kundenwünschen entgegen. Das gestiegene Personen- und Frachtaufkommen sprengt schon lange die Kapazitäten des alten Holzbaus aus dem frühen 20. Jahrhundert.
Das sachlich gehaltene neue Gebäude aus Metall und Glas soll drei Stockwerke umfassen und einen Turm mit einer großen Bahnhofsuhr erhalten, die praktisch vom gesamten Stadtteil her gesehen werden kann.
Im Inneren soll dafür Sorge getragen werden, dass die Beschwerden über mangelnden Service aufhören. So soll es vier Fahrkartenschalter geben. Bisher gab es nur einen. „Na, hoffen wir mal, dass dann nicht immer nur einer besetzt ist“, unkte Hedwig Munke, die dergleichen schon aus Etwashausen kennt.
Eine Gaststätte und Wartesäle 1. und 2. Klasse sollen den Komfort der Passagiere verbessern. Die 3. Klasse, die es im Personenzug Etwashausen-Wildenranna noch gibt, bekommt dagegen keinen eigenen Warteraum. Bahnchef R. G. verteidigte dies damit, dass die 3. Klasse ohnehin bald abgeschafft werde. „Solche Zustände kann ein modernes Staatsunternehmen nicht mehr verantworten“, sagte er.
Der Gesamtplan „Wildenranna 19“ sah zunächst vor, im Hinblick auf eine spätere Verlängerung der Strecke nach Kühlbergen das jetzige Anschlussgleis der Wirtschaftsbetriebe um ein Parallelgleis zu ergänzen und dort den Neubau zu errichten. Im Falle der Ergänzung des Streckennetzes wäre dann aus dem Kopfbahnhof eine Durchgangsstation geworden.
Das Wirtschaftsgleis behält seine bisherige Zweckbestimmung.
Der Denkmalschutzbeauftragte habe sich gegen diese Lösung gewandt, weil sie den Charakter des Stadtteils „vollständig verändert hätte“, sagte Planungsdezernent Karl-Heinz Küppers. Außerdem hätten die Wirtschaftsbetriebe „astronomische Entschädigungen“ für die Umsiedelung gefordert. Der Plan werde nur wieder aus der Schublade geholt, wenn die Neubaustrecke wirklich spruchreif werde.
Auch große Teile der Bahnverwaltung können in das Gebäude einziehen. Ein Bild des Gebäudes liegt den EN bisher nicht vor. Noch offen ist die Frage, was mit dem gerade eröffneten Zeitungskiosk unmittelbar neben dem alten Bahnhof geschehen soll.
Die Bundespost hat schon Anspruch auf das Gelände angemeldet, weil auch die Zahl der Pakete, Päckchen und Briefe immer mehr ansteigt. Kioskbesitzer Wolfgang Klein will aber in seiner Bude bleiben: „Ich habe mir hier gerade eine Existenz aufgebaut. Wenn ich jetzt hier weg soll, ist das alles für die Katz’ gewesen“, bemängelte er. „Die Großen lasst ihr in Frieden, aber mich als Kleinunternehmer trifft es natürlich wieder.“ Bahnchef G. beschwichtigte: „Wir wollen erst einmal sehen, wie sich das entwickelt.“
Moderne Loks fahren schon nach Wildenranna.
Er hat noch Wichtigeres zu tun. Die Frage nach zusätzlichem Personal, in der letzten Vorstandssitzung (die EN berichteten) noch vertagt, kam wieder aufs Tapet. „Natürlich kann ein so ambitioniertes Projekt nicht ohne ehrgeizige Menschen Erfolg haben“, gestand er ein. Spätestens zu Jahresbeginn sollen weitere Bahnbeamte nach Wildenranna versetzt werden. „Fünf bis zehn“ Neueinstellungen seien darüber hinaus geplant, sagte G. Wenn es gut läuft, können daraus noch mehr werden. Wir wollen, dass das Projekt Wildenranna 19 ein Erfolg wird.“
Zur Steigerung der Attraktivität und zur Beschleunigung des Verkehrs auf der steilen Strecke von Etwashausen kündigte G. an, stärkere Elektroloks vor die höherwertigen Züge zu spannen. Eine moderne E 10 machte am Sonntag den Anfang vor dem D-Zug aus Neustadt, mit dem G. eintraf, um sich selbst ein Bild von der Situation vor Ort zu machen. Mit dem Bau des Bahnhofs solle noch in diesem Herbst begonnen werden, versprach er den wartenden Fahrgästen. Keiner von ihnen protestierte.
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