Kühltransportdienst hat begonnen – Virtuelle Reise über Fehmarn
Etwashausen, 4. Oktober (Eigener Bericht). Große Freude an der Ruhr: Der virtuelle Kühlwagen-Service ist gestartet. Und Dortmund war das erste Ziel für eine Ladung Bier und Meeresfrüchte. Nach einem frischfischbedingten Stopp in Burg auf Fehmarn erreichte er es am Mittwoch.
Damit hat das vor vier Wochen vorgestellte Projekt virtuelle Fahrt aufgenommen. Im Bestelleingang der Disposition Internationale Logistik der Etwashausener Lokalbahn fanden sich unter anderem eine Bestellung über Berliner Bier für Dortmund. Disponent Michael Schröder unterbreitete Güterbahnhofschef Hans Neuerburg daraufhin einen Vorschlag, den dieser gern an die Stadtverwaltung weitergab. Bürgermeister Wilhelm Meyer stimmte sofort zu, und deshalb beschloss der Stadtrat, auf Kosten des PR-Budgets der Stadt in Fehmarn Fisch beizuladen. Damit solle diese erste Lieferung besonders gefeiert und die ohnehin schon guten Beziehungen zwischen Etwashausen, Fehmarn und dem Ruhrgebiet weiter gefestigt und vertieft werden.
Zunächst aber wurde das Bier mit reichlich Stangen Eis im Etwashausener Güterbahnhof in den Kühlwagen verladen.
Max Karsupke, der Fahrer des Sattelzuges, der das Bier brachte, mutmaßte, dass die Dortmunder es sich bestellt haben, um dem zumindest für ihn besonders köstlichen Geschmack des Berliner Gerstensafts auf die Spur zu kommen. Bürgermeister Meyer ließ das aber nicht gelten und appellierte an die Berliner wie an die Etwashausener, sich über die neuen Handelsbeziehungen zu freuen, anstatt gleich wieder nach Haaren in der Suppe zu suchen.
Nachdem die Frachtpapiere ausgefertigt waren, wurde der Waggon in den Nachtgüterzug eingestellt, der die Stadt denn auch am frühen Abend fast planmäßig in Richtung Burg auf Fehmarn verließ.
Dort wurde er auf das Hafengleis rangiert. Am Kai hatte gerade ein Fischerboot festgemacht, so dass der Fang ohne Zwischenstation in den Kühlwagen gebracht werden konnte. Beobachter lobten die Arbeit der Fischer, die über die vereinbarte Bezahlung hinaus auch noch mit zwei Flaschen Bier für jeden honoriert wurde. „Der Rest reicht trotzdem noch für den Ruhrpott“, meinte Frank R., der als Bevollmächtigter der Etwashausener Lokalbahn die Beiladung überwachte.
Eine kurze Auseinandersetzung gab es während der Fahrt des Kühlwagens im Stadtrat. Seniorenbeauftragter Marion Anhalt regte sich darüber auf, dass der Wagen auf seiner Reise durch den Fernen Osten „Cool Car“ genannt wurde. „Kühlwagen ist doch ein schöner Begriff, der alles beschreibt, wozu er dient“, sagte er. Meyer hatte aber eine seltene Allparteienkoalition hinter sich, als er für die Beibehaltung beider Begriffe und ihre freie Verwendung plädierte. „Cool Car“ habe den Vorteil internationaler Verständlichkeit. Außerdem könne man auch die Jugend damit ansprechen. „Und schließlich ist der englische Begriff so schön doppeldeutig: Die virtuellen Fahrten scheinen ja echt cool zu werden“, schwärmte er.
Und so blieb es auch bei der Ankunft des Zuges im Ruhrpott dabei, dass der Waggon, der an die Rampe des klassischen Kibri-Güterbahnhofs verschoben wurde, von den einen „Kühlwagen“, von den anderen „Cool Car“ genannt wurde. „Kühlen und chillen lassen“, kommentierte ein Bahnarbeiter.