Bürger reagierten besonnen – Unblutiges Ende
Etwashausen (Eig.Ber.) Eine Rothirschkuh hat sich am Samstag in die Stadtmitte verirrt. Das Tier kam bis zum Marktplatz, wo es sich in den Gemüse-Auslagen eines Markstandes verpflegte. Schließlich gelang es einem herbeigeeilten Arzt, der zutraulichen Hirschkuh eine Beruhigungsspritze zu setzen. Danach wurde sie eingefangen und auf einem Lastwagen wieder in den Wald gebracht.
Die umstehenden Bürger wollten den Hirsch unbedingt taufen, da er so zutraulich war. Einer kam auf „Knut“ – keiner weiß, warum, aber die Etwaigen Nachrichten werden dem nachgehen. Er ließ sich aber durch den Hinweis davon abbringen, dass das eher ein Name für ein Männchen wäre. Man einigte sich schließlich auf „Ruth“. Als erster hatte der Lokführer des Schienen- busses aus Wildenranna, Gabriel Paulus, gegen 13.51 Uhr das Tier gesehen, als er gerade mit den vorgeschriebenen 40 Stun- denkilometern durch die Forsthauskurve fuhr.
Die Hirschkuh sei aus dem Wald auf den Bahndamm getrottet. Erst als Paulus bremste, ausstieg und das Tier mit seinem Handy foto- grafieren wollte, sei es in die Siedlung ge- sprungen, sagte Paulus dem EN-Reporter in einem Exklusiv-Interview.
Die Stelle ist bei den Eisenbahnern bekannt für ihren häufigen Wildwechsel. „Deshalb schalten viele von uns das Läutwerk schon lange vor dem Bahnübergang an, viel früher als es ei- gentlich vorgeschrieben ist“, erläuterte der Bahnbeamte. Diesmal habe das aber nicht geholfen.
Ruths Ausflug endete schließlich um 14.23 Uhr, wie die Polizei festhielt, auf dem Marktplatz. Ob sie den Bahnübergang auf dem Weg dorthin bei offener oder geschlossener Schranke überquerte, daran konnte sich nicht einmal mehr Bahnwärter Thiel erinnern.
Löwens, der gerade langsam auf dem Weg ins Amt war, retteten sich zunächst in Hauseingänge, bis sie merkten, dass die Hirschkuh noch mehr Angst vor ihnen hatte als sie vor ihm. „Wenn Sie dem so gegenüberstehen, merken Sie erst, wie groß der ist“, vertraute Löwens den EN an.
Jedenfalls schien Ruth nach einer Weile scheinbar ziellosen Umherirrens ihr Ziel gefunden zu haben. Er fraß unter den Augen der inzwischen eingetroffenen Polizei, der leise fluchenden Marktfrau und unseres Fotoreporters etwa ein Pfund frisches Gemüse.
Nach einer Weile gelang es Dr. Löther, der zufällig am Markt war, Ruth mit einer Spritze ruhig zu stellen. Dank kräftiger Mithilfe aller Beteiligten wurde sie auf den alten amerikanischen Tierlaster geladen und wieder in den Wald gebracht, wo Förster Siegfried Weiden- busch sie an eine ruhige Stelle im Unterholz führte, damit sie sich erst einmal von diesem Abenteuer ausruhen konnte.
Dieses hatte am Abend noch ein kulinari- sches Nachspiel. Einige der Beobachter der Szene gingen in den Gasthof zur Post und beschlossen am Stammtisch, den Wirt zu überreden, er möge das Hirschragout „Hubertus“ von der Speisekarte nehmen.
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