Getränke-Offensive zum Feriensommer
Farben-AG wurde zur Umladestelle für Weine, Apfelwein und Limonade
Etwashausen (Eig.Ber.) Eine Getränke-Offensive hat der Etwashausener Gaststättenverband zum Feriensommer gestartet. In Erwartung zahlreicher durstiger Touristen soll das Getränkeangebot der städtischen Gastronomie deutlich aufgestockt werden. Dazu wurden je ein Waggon mit elsässischem und rheinhessischen Weinen angefordert sowie eine Ladung Apfelwein aus Hochstadt. Mitte der kommenden Woche soll der Dorfkrug als Apfelwein-Wirtschaft wieder eröffnet werden.
Die Farben-AG, in der seit Samstag Betriebsferien sind, wurde kurzerhand zur Umlade- und Verteilstelle umfunktioniert, „weil die sich ja mit Fässern auskennen“, wie Dorfkrug-Wirt Egon Pielke vorgeschlagen hatte. Er vereinbarte mit Farben-Vorstandschef Ernst Weiß, dass die Mitarbeiter die Kosten für die Nutzung des Gleisanschlusses in Naturalien in den beteiligten gastronomischen Einheiten abessen und –trinken könnten. Der Drogenbeauftragte der Stadt, Willi Reiss, stimmte unter dem Vorbehalt zu, dass von Flatrate-Saufen abzusehen sei. Während in Etwashausen schon seit jeher französische Weine gerne getrunken werden, gibt es eine Vorgeschichte zu der nun einsetzenden Versorgung mit dem Apfelwein, das aus dem Rhein-Main-Gebiet immer weiter in Europa vordringt. Und zwar hielt es der Chefreporter des „Qualmdorfer Express“, Frank H., für richtig, bei einem mehrtägigen Aufenthalt in Etwashausen investigativ das Fehlen des Sauergetränks zu ermitteln und im „QE“ als Skandal zu brandmarken. Bürgermeister Wilhelm Meyer wies die Vorwürfe zurück und erklärte, dass es bislang kaum Nachfrage nach dem Getränk gegeben habe.
Da Etwashausen, wie im dem Artikel des „QE“ richtig vermerkt wurde, Modellcharakter habe, werde selbstverständlich nun auch Apfelwein angeboten, und zwar im Dorfkrug, gestand Meyer zu. Dieser wurde am Abend bereits mit dem traditionellen Fichtekränzi verziert und soll ab sofort in einschlägige Verzeichnisse aufgenommen werden. Zur Umsetzung der Idee trug sicher auch bei, dass der Verein „mobifair“, der sich für faire Wettbewerbsbedingungen in der internationalen Logistik einsetzt, einen ungenannten Sponsor für den Apfelwein-Laster gewann. Das Haupttor des Firmengeländes war während der Aktion verschlossen und bewacht.
Die stadtbekannte Alkoholikerin Genoveva S., frisch von einer Therapie zurück, fand sich Minu- ten nach dem Eintreffen des Lasters sehnsüchtigen Blicks am Haupttor ein, wurde aber nicht eingelassen.
Während die beiden Waggons auf das Fabrik- gleis rangiert wurden, entspann sich zwischen der Reporterlegende Fritz P. und seinem Kollegen H. aus Qualmdorf eine Debatte über die Frage, ob es dem Wein zuträglicher sei, im Fass längs – wie der elsässische – oder quer zur Fahrtrichtung – wie der rheinhessische – transportiert zu werden. Die Auseinandersetzung dauert noch an. Als sich Lokführer Wieland Hellmich an der Diskussion beteiligte, einigte man sich, einen Gutachter herbeizuziehen.
Er könne auch gleich prüfen, ob und wie der Transport mit einer Diesel- oder einer Dampflok das Aroma des Weins unterschiedlich beeinflusse. P. erinnerte daran, dass ein berühmtes Weinhaus in Lübeck herausgefunden haben will, dass der Seetransport einen Zugewinn „an Reife und mildem Geschmack“ beim Wein bewirke.
Die Reporter zogen sich mit je einer frisch abgefüllten Flasche in die Kantine zurück, um eventuellen Geschmacksunterschieden nachzuspüren. Als sie jeweils die Hälfte geleert hatten, kam die Idee auf, Genoveva als Gutachterin zu beauftragen. P., der eine gewisse Verantwortung für sie spürte, lehnte aber ab.
So blieb Genoveva der Rückfall erspart, denn im Dorfkrug bekam sie nur die gute alte „Wimo- Sip“-Limonade oder eben Ebbelwoi, wie die neuen Fachleute für Weingetränke aller Art sich nun auszudrücken belieben, und von dem kann man gar nicht so viel trinken, dass man betrunken wird.
Comments are closed, but trackbacks and pingbacks are open.