Nur Oldtimer dürfen in die Innenstadt – Zunächst für vier Wochen
Umweltzone eingerichtet
Etwashausen (Eig.Ber.) Die Innenstadt ist seit Samstag eine Umweltzone. Fahrzeuge, die jünger sind als 25 Jahre, dürfen das Gebiet jenseits des Bahnübergangs Hauptstraße nicht mehr benutzen. „Wir wollen damit die Autoindustrie zwingen, langlebigere Autos herzustellen, damit die Blechverschwendung endlich aufhört“, begründete Bürgermeister Wilhelm Meyer die Maßnahme, die zunächst für vier Wochen gelten soll.
Zugleich solle die Verkehrsverlagerung auf die Schiene gefördert werden, erläuterte Bahnchef H. M., der zusammen mit Meyer die neue Regelung vorstellte. Touristen, die in Unkenntnis der Regelung trotzdem mit einem jüngeren Auto anreisen, wird der Bus vom Parkplatz am Güterbahnhof zur Innenstadt empfohlen. Wer ein zu junges Auto hat und nicht vor den Toren der Stadt parken wolle, solle mit der Bahn anreisen. „Ich bin sehr froh darüber, dass die Zusammenarbeit mit den Kommunen endlich konkrete Ergebnisse bringt“, erklärte der Manager. Er versprach seinerseits, auch nur Rollmaterial einzusetzen, das das „Silberjubiläum“ hinter sich habe. „Den Anfang machen wir mit einem Zug aus Silberlingen, um die neue Ära auch optisch umzusetzen.
Einwände der Autoindustrie konterte Meyer: „Es ist an denen, sich etwas einfallen zu lassen.“ Die Wartung der alten Fahrzeuge binde eine Vielzahl von Arbeitsplätzen, und der Blechtourismus mit Halbfertigteilen durch Europa werde gebremst.
Der Bürgermeister will sich dafür einsetzen, dass bald eine gut ausgestattete Kfz-Werkstatt im Ort eingerichtet wird, damit die allgemeine Mobilität nicht leidet. Er betonte, die neue Umweltzone bringe keinen erhöhten bürokratischen Aufwand.
Auf die Ausgabe von Plaketten werde verzichtet, obwohl es in der SPD einen starken Flügel gegeben habe, der zur besseren Kontrolle die Einrichtung eines Kraftfahrzeugumweltzonenamtes und Ausgabe blauer Plaketten gefordert habe, die alle vier Wochen erneuert werden müssten. Dafür habe man aber weder in der eigenen Partei noch gar in der Großen Koalition im Stadtrat eine Mehrheit gefunden.
Feinstaubexperte Wilhelm Meiserich hatte ebenfalls zunächst Einwände, musste sich aber geschlagen geben. Schon die Umfrage an den Stammtischen im Dorfkrug und in der „Post“ ergab deutliche Mehrheiten für die neue Lösung. „Die Industrie hat versprochen, Dieselrußfilter für Oldtimer-Lastwagen zu entwickeln“, tröstete ihn Grünen-Stadtrat Bernd Meyer, dessen Fraktion die Lösung ebenfalls mittrug.
Überwacht werden soll die Einhaltung der neuen Regelung durch Kontrollen am Bahnübergang. Polizisten lassen sich im Zweifel die Zulassung des Fahrzeugs zeigen, aus der eindeutig das Baujahr hervorgeht. „Das lässt sich auch ganz einfach machen“, sagte Hauptwachtmeister Uwe D., „an der Schranke steht man sowieso immer ein paar Minuten, da kann man auch kurz dem Beamten die Zulassung zeigen.“
Zu einem ersten Zwischenfall kam es am Samstagmorgen. Die Polizei war gerade beim Einkaufen, da versuchte ein 38-jähriger Mann mit einem nur 20 Jahre alten Golf widerrechtlich in die Innenstadt zu gelangen. Kurz vor dem Bahnübergang tuckerte aber Bauer Hartmut Wolf mit seinem gut 70 Jahre alten Bulldog quer vor ihm auf die Straße und stellte den Fahrer zur Rede. Dieser murmelte etwas von „Hab’ ich nicht gewusst“, drehte dann aber um, parkte seinen Newtimer am Güterbahnhof und nahm den Bus.
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