Nummer 51: Beifall für den Bubikopf

Die Baureihe 64 soll ab sofort den Abteilwagenzug nach Neustadt ziehen
Jubel wegen neuer Nahverkehrslok

Der Premierenzug fährt auf Gleis 2 ein. Der Beifall der Eisenbahner übertönt die Dampfstöße.

Etwashausen (Eig.Ber.) Der Nahverkehr mit Neustadt und Wildenranna hat eine neue Dimension: Ab sofort werden die Züge von einer modernen Dampflok der Baureihe 64 gezogen. Das Originalbaujahr der Maschine, die nun in Etwashausen ihre neue Heimat fand, ist zwar 1929, aber sie wurde mit einem umweltschonenden Vorwärmer ausgestattet. Reporterlegende Fritz P. durfte am Samstag bei den Testfahrten dabei sein.
Die neue Maschine, von Fans „Bubikopf“ genannt, soll den Abteilwagenzug nach Wildenranna ziehen. Die Fahrgäste schätzen die Ge- mütlichkeit in den Abteilen dieses Zuges, des- sen Sitzbänke erst im vergangenen Jahr mit neuen Polstern ausgestattet wurden.
Da ein Reiseleiter während der Premierenfahrt den Ehrengästen die Vorteile der neuen Lok nahe bringen sollte, mussten am Samstag aber Fahrzeuge mit Großraum eingesetzt werden, damit er überall gehört werden konnte. Außerdem kam das Servicepersonal so leichter an die Plätze. „Der Champagner war wirklich gut“, lobte Genoveva F., die auch zu den Ehrengästen zählte, nach der Premierenfahrt. Lokführer Wieland Hellmich gab indigniert zurück: „Das ist mal wieder typisch. Die neuen Holzdielen im Führerstand sind zehnmal besser als diese Getränke.“

Ehrengäste besteigen die Donnerbüchsen.

Als es losging, zog ein gellender Pfiff alle in ihren Bann. Dann hatte der Reiseleiter erst einmal Pause. Der Zug fuhr äußerst sanft und ruckelfrei an, aber er setzte sich – für eine kleine Modell- Tenderlok ungewöhnlich – mit lautem Zischen und Stampfen in Bewegung. Erst als der Zug Fahrt aufgenommen hatte, vernahmen sie die regelmäßigen Dampfstöße.
Ohne Probleme ging es die berüchtigte Zweibrückensteigung hinauf. Kein Wunder, es hingen ja auch nur zwei Waggons am Haken. Oben an der Aussichtplattform hielt der Sonderzug. Wer wollte, konnte aussteigen, um sich den Steigungstest anzuschauen.

Der Dreikranwagenzug an der Zweibrückensteigung. Hier hat er noch mehr Heavy Metal am Haken.

Im Etwashausener Güterbahnhof wurden die Personenwagen gegen den Dreikranwagenzug getauscht, einen Testklassiker für die neuen Antriebe. Die tonnenschweren Kranhäuser boten eine ernst zu nehmende Herausforderung für die Lok, aber sie meisterte die Steigung souverän. Erst zusätzlich angehängte „Heavy Metal“- Waggons ließen die Räder hin und wieder ein bisschen durchdrehen, und jede Unebenheit der Trass machte es dem Bubikopf ein Stück schwerer, die schwere Last auf den Berg zu
bringen. Aber auch das schaffte sie, und für eine Personenzuglok ist das eine hervorragende Leistung. Schließlich fuhr der Zug in den Bahnhof ein, und Gerhard Schlupp, der Regionalbeauftragte der Bahn, bestand darauf: „Der Zug wird geschmückt, und für ein Premierenfoto stellt sich der Tf auf die Pufferbohle.“ Schlupp liebte es, Nicht-Bahner mit dem Bahnjargon zu verunsichern: „Tf“ heißt „Triebfahrzeugführer“. Hellmich, der als bescheiden gilt, zierte sich ein wenig, aber da sein Chef sehr entschieden klang, willigte er schließlich ein.

Werner Hellmich stolz auf seiner mit hellem Frühlingsgrün geschmückten Lok.

Schließlich fasste die 64 noch einmal Wasser und Kohle, bevor sie sich vor den Abteilwagenzug setzte und den Planbetrieb aufnahm. Die Donnerbüchsen wurden samt Ehrengästen aufs Gütergleis geschoben. Nachdem sie dort an den elektrischen Strom und fließend Wasser und Abwasser angeschlossen waren, feierten die Ehrengäste noch bis tief in die Nacht.

Wasserfassen für den Planbetrieb.

... berichtet regelmäßig in den “Etwaigen Nachrichten” (EN) über die Ereignisse in Etwashausen. Sie erreichen Fritz P. per Elektronischer Post über das Kontaktformular oder über folgende Anschrift:

Reporterlegende Fritz P.
Etwaige Nachrichten
Hauptstraße / Markt
Etwashausen

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