Genoveva half bei der Festnahme eines Heiratsschwindlers
Festnahme am Dorfkrug. Mit dem Rücken zum Bild Enno Fuchs kurz vor seiner förmlichen Verhaftung, am roten Ford-Cabrio Genoveva. Susi Q. war auch gekommen, um als Zeugin auszusagen. Sie wollte aber nicht fotografiert werden. Immerhin durfte ihr BMW 327 mit aufs Bild.
Etwashausen, 6. Juni (Eigener Bericht) Ein lange gesuchter Heiratsschwindler ist der Polizei ins Netz gegangen. Er hatte sich ausgerechnet Genoveva F. als Opfer ausgesucht. Sie sorgte am Ende nicht nur dafür, dass die Ordnungsmacht zuschlagen konnte, sondern brachte den Fall auch gleich in die Presse.
Der Heiratsschwindler Enno Fuchs war mit seinem ockerfarbenen Käfer-Cabrio in die Stadt gekommen. Auf der Hauptstraße hatte er den roten Ford-Hotrod von Genoveva entdeckt, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite geparkt hatte. Als sie mit ihrem gelben Kleid vom Einkaufsbummel zurückkam, sprang sie Fuchs geradezu ins Auge. Er hielt an und kam auf ihre Seite. „Ein schickes Auto haben Sie da“, fing er an. Genoveva zog die Augenbrauen hoch und entgegnete kühl: „Sie aber auch.“ Irgendwie sei ihr der Mann von Anfang an bekannt vorgekommen, sagte sie später bei der Polizei. Die hatte ein Fahndungsfoto veröffentlicht, auf dem der Gesuchte aber einen Bart hatte.
Auf der Hauptstraße hatte es angefangen. Vorn Genoveva, die vom Einkaufen kommt, hinten Fuchs mit seinem Käfer-Cabrio.
Fuchs, der sich jetzt als Egon Schumacher vorstellte, hatte keinen. Er lud Genoveva zum Kaffee ein. „Kann ja nicht schaden“, dachte sie, grübelte und fragte: „Kennen wir uns nicht irgendwoher?“ Fuchs war verblüfft, weil er genau diesen Satz selbst gerade auf der Zunge hatte, und wurde nervös: „Nicht, dass ich wüsste.“
Als er ihr in Pits Café gleich körperlich näher kam, wurde sie skeptisch. Und als er fragte: “Wollen wir mal für einen Tag die Wagen tauschen?“, hatte er es bei ihr verdorben. Dass Männer über Autos reden, war ihr ja bekannt, aber sie fand es nachgerade unverschämt, dass er sie nur wegen ihres Wagens anmachte.
Sie gab vor, auf die Toilette zu müssen, und rief vom Flur aus Hauptwachtmeister Uwe D. an. Der ließ sich den Mann beschreiben und sagte dann: „Das ist der Fuchs. Der hat schon viele Frauen ausgenommen. Auch Susi Q., wenn Ihnen das was sagt.“ Susi Q. war eine reiche Erbin, der Fuchs einige Millionen abgepresst hatte. Das hatte vor einiger Zeit Schlagzeilen gemacht. Sie war zur Polizei gegangen, obwohl sie als extrem öffentlichkeitsscheu bekannt war. „Geben Sie dem bloß nicht den Schlüssel“, mahnte der Polizist. Und dann verabredeten sie, dass sie zum Schein auf den Tausch eingehen solle, um der Polizei Zeit zu geben, um die Schlinge zuzuziehen.
Genoveva, die ausnahmsweise darauf verzichtet hatte, zum Kaffee einen Cognac zu bestellen, ging wieder an den Tisch und aß ihren Kuchen zu Ende. Er versuchte unauffällig, das Du einzuführen, und schlug vor: „Komm, wir gehen ins Kino.“ Sie lehnte ab. „Ich kann jetzt nicht mit Ihnen“ – sie siezte ihn betont – „weggehen. Und mein Auto brauche ich heute auch noch.“ Fuchs schlug vor, sich am Abend noch einmal zu treffen. „Na gut“, gab Genoveva nach. „Im Dorfkrug um halb acht.“
Sie verabschiedete sich, ging zu ihrem Auto und fuhr in die Redaktion. „Da läuft ein ganz großes Ding“, sagte sie zu Fritz P. und erzählte ihm alles. Die Reporterlegende schickte einen Fotografen auf das Dach der Farben-AG-Verwaltung. Von da aus hatte man den Dorfkrug gut im Blick. Genoveva telefonierte noch einmal mit der Polizei und ließ sich Instruktionen geben. „Wir haben sein Auto jetzt schon im Blick“, sagte D. „Ich hoffe, Sie haben sich nicht von dem um den Finger wickeln lassen.“ „Wo denken Sie hin?“, antwortete die ehemals stadtbekannte Alkoholikerin.
Am Abend setzte sie sich wieder in den Wagen und fuhr zum Dorfkrug. Als sie kurz nach sieben ankam, saß auf einer Bank vor dem Parkplatz gelangweilt ein durchtrainierter Herr, den Genoveva auch schon mal in Uniform gesehen hatte. Auch P.s alter Citroën stand bereits vor der Kneipe, als Fuchs mit seinem Käfer ankam.
Dann überschlugen sich die Ereignisse. Hinter Fuchs überholte der Etwashausener Streifenwagen einen Lieferwagen. Noch bevor der aber auf den Parkplatz fahren konnte, bog aus Richtung Neustadt ein blauer BMW 327 auf den Parkplatz ein. Fuchs erschrak sichtlich in seinem Auto und wollte wieder wegfahren. Bis dahin hatte ihm aber der Streifenwagen den Weg versperrt.
Aus der Gartenlaube des Dorfkrugs kamen noch zwei Polizisten und kreisten Fuchs ein, der langsam und mit verstörtem Blick aus dem Auto stieg. P. stand an der Treppe und machte sich Notizen. „Sie sind verhaftet, Fuchs“, sagte Uwe D. und holte die Handschellen aus der Tasche.
Der Gesuchte trifft am Dorfkrug ein. Nicht besonders unauffällig, aber offenbar doch unbemerkt verfolgt wird er vom Polizei-Mercedes.
Noch während Fuchs über seine Rechte belehrt wurde, stieg eine ältere Dame aus dem BMW. „Bitte nicht fotografieren“, sagte sie. „Mein Name ist Q., Susi Q.“, stellte sie sich dem Hauptwachtmeister vor. Sie wolle gerne als Zeugin aussagen. „Dir muss ich es ja wohl nicht erklären“, pfiff sie Fuchs von der Seite an und wehrte gleichzeitig die Kamera des nahenden Fotografen ab.
„Susi Q. und ich haben ihn zur Strecke gebracht“, murmelte Genoveva Fritz P. zu, und ein bisschen Stolz schwang in ihrer Stimme mit. Und nachdem Fritz seine Geschichte fertig geschrieben hatte, trafen sie sich noch im Krug auf ein Gläschen.
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