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Nummer 162: Lösung aus dem Hinterzimmer

Geschrieben von Thomas Rietig am 26. März 2015

Was in der goldenen Kiste war – Schlapphüte peinlich berührt –

Die goldene Kiste wird auf den Einachshänger verladen. © Alle Fotos: Etwaige Nachrichten
Die goldene Kiste wird auf den Einachshänger verladen. © Alle Fotos: Etwaige Nachrichten

Etwashausen, 26. März (Eigener Bericht) Das Rätsel der goldenen Kiste ist gelöst. Der Geheim­dienst hat sich offenbar vom zufälligen Zusammentreffen zweier Ereignisse dazu verleiten lassen, den Transport der Kiste als etwas Verdächtiges aufzufassen. Tatsächlich handelte es sich, wie die „Etwaigen Nachrichten” exklusiv erfuhren, um ganz normale Handelsvorgänge.

Die Lösung bahnte sich bei einem gemeinsa­men zweiten Frühstück der Reporterlegende Fritz P. und Genoveva in Pits Café in der Goethestraße an. Noch während sie über ihrem Milchkaffee saßen und Fritz von seinen investigativen journalistischen Herausforderun­gen erzählte, fuhr der alte blaue Mercedes-Bus vor, der früher den Liniendienst auf der Hauptstraße versah. Der schon etwas angero­stete Wagen fristet sein Dasein jetzt als Multi­funk­tionsfahrzeug von Klaus-Dieter Schulze-Hartnack, dem Altkommunisten, der damit mal als Spe­di­teur, mal als Busunternehmer ein bisschen Geld dazuverdient. Er hatte einen Einachsanhänger am Haken – und in dem lag die goldene Kiste.

Mit einem komplizierten Rangiervorgang plat­zier­te Schulze-Hartnack das Gespann so, dass die Kiste vom Anhänger ins Café nur ein paar Schritte getragen werden musste, kam dann ins Gastzimmer und rief laut: „Pit! Hilf mir mal tragen. Der Schampus ist da!”

Der Wirt kam um­ge­hend hinter seiner Theke hervor, ging mit Schulze-Hartnack vor die Tür, und beide griffen mit einem kräftigen „Hau-ruck!” die Kiste, hievten sie aus dem Anhänger und trugen sie in die hinteren Räume der Kneipe. „Ist das nicht die Kiste, hinter der die Sicherheits­leute her waren?”, fragte Genoveva. „Genau”, antwortete Fritz und wies auf den grünen Mini Cooper, der gerade um die Ecke vor dem Kino parkte. In diesem Wagen hatten die Schlapp­hüte schon seit geraumer Zeit ihnen verdächtig scheinende Autos in Etwashausen und Wilden­ranna ins Visier genommen (die EN berichte­ten).

Der Mini verfolgte auch Schulze-Hartnack, als er die Kiste zu Pits Café brachte.

Der Mini verfolgte auch Schulze-Hartnack, als er die Kiste zu Pits Café brachte.

Pit tauchte wieder aus dem Hinterzimmer auf. Fritz sprach ihn an: „Jetzt verrate uns doch mal, was da eigentlich drin ist. Und warum ist die Kiste aus Gold?” Da zu dieser Stunde im Café nicht viel los war, nahm Pit am Tisch der beiden Platz und fragte zurück: „Ja, wo ist denn da das Problem? Ich habe schon in den Nachrichten gelesen, dass die Kiste irgendein Geheimnis bergen soll. Stimmt aber nicht. Da ist was zu essen drin. Klaus-Dieter!”, rief er nach hinten, „bring doch mal eine von den Rollen mit.” Schulze-Hartnack kam, schwenkte eine Käse­rolle und setzte sich auch an den Tisch.

„Mmmmh, die riecht aber gut!” Genoveva lief das Wasser im Mund zusammen. „Nein, den essen wir jetzt nicht!”, zerstörte Pit Genovevas Hoffnungen. In der Kiste seien einfach ein paar besonders edler Lebensmittel, die er bestellt habe, „um meinen Gästen auch mal etwas Besonderes bieten zu können. Habt ihr schon mal ein Champagner-Dinner gegessen?”, fragte er Genoveva. „Äh – nein, nicht dass ich mich erinnern könnte”, sagte sie.

„Etwas irregulär

„Etwas irregulär” stand Schulze-Hartnacks Bus auf der Goethestraße.

In diesem Moment ging die Tür auf, und die Insassen des Minis kamen herein und setzten sich an einen Tisch. „Also ich gehe dann mal, mein Bus steht sowieso etwas irregulär auf der Straße”, sagte Schulze-Hartnack, der aus revo­lu­tio­nären Tagen eine Grundabneigung gegen Ver­tre­ter von Sicherheitsbehörden und Men­schen, die er für solche Beamte hielt, bewahrt hatte. Pit stand auf, ging zu dem Tisch hin und nahm die Bestellung auf: „Zwei Apfelschorle, bitte!” Fritz und Genoveva erhoben sich eben­falls. „Ach übrigens”, rief Pit ihnen zu, als sie das Lokal verließen, „die Kiste ist natürlich nicht aus Gold. Der Lieferant hat sie aus Werbezwecken so angemalt. Seine Firma heißt ‘Boîte d’or’ – Goldkiste.” Die beiden Herren am anderen Tisch machten ein säuerliches Gesicht. „Ob das an der Apfelschorle liegt oder an dem Riesen-Ermittlungserfolg?”, fragte Genoveva, die das gesehen hatte, beim Herausgehen.

Thema: Nachrichten
Schlagwörter:
Bahn, Etwashausen, Kiste, Schulze-Hartnack, Verbrechen, Verkehr

Thomas Rietig

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