Nummer 84: High-Tech und Nostalgie

Die Welt wird noch lange vom Märklin Mega Meeting sprechen

Historisches Ambiente, moderne Technik. Jung und Alt versammelten sich im Deutschen Technik-Museum in Kreuzberg zum Mega Meeting der Märklin-Modellbahner.

Berlin, 14. Juni (Eigener Bericht) Vier Tage lang stand die Hauptstadt im Zeichen der Modellbahn: Angesichts des Märklin Mega Meetings im Deutschen Technik Museum in Kreuzberg verblassten Veranstaltungen wie der SPD-Parteitag oder die lange Nacht der Wissenschaften. Ein ausgewogenes Programm mit Modellbahnanlagen mehrerer Hersteller im optimalen Ambiente, mit Vorträgen und Exkursionen hielt gut 100 Teilnehmer ein langes Wochenende in Atem.

Sie kamen aus allen Teilen Deutschlands, aus der Schweiz und den Niederlanden. Schon am Mittwochabend hatten die Veranstalter, im wesentlichen die Märklin- und Trix-Stammtische aus Berlin und Hamburg sowie Piko(alt)-Freunde mit dem Aufbau der Anlagen im Lokschuppen 1 des Museums begonnen, wo die Lokomotive „Beuth“ als stilvoller Hintergrund diente. Einige Werksanlagen waren da zu bestaunen, die aber nicht, wie ursprünglich erhofft, von Märklin bereitgestellt, sondern teils in den letzten Wochen im Internet zusammengesteigert, teils von der Fahrergemeinschaft Tischeisenbahn aus dem fernen Gaggenau herbeigeschafft worden waren.

Dabei schauten Jung und Alt verblüfft zu, wie auch mit der Technik der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts abwechslungsreicher Rangier- und Ablaufbetrieb gestaltet wurde. Auf einer C-Gleis-Präsentations­anlage fesselte die Polizeilok mit Blaulicht und Martinshorn besonders die kleinen Gäste. Überhaupt ließ es sich kaum ein „normaler“ Besucher des Technik-Museums nehmen, einige Zeit vor den Anlagen und im Gespräch mit den Betreuern zu verbringen.

Exkursion zum ICE-Bw Rummelsburg. Da war Fotografieren nur unter der Bedingung erlaubt, dass die Aufnahmen nicht ins Internet gestellt werden, deshalb hier nur ein Symbolbild.

Großen Zuspruch fanden die Exkursionen. Als Highlights seien hier nur genannt die Fahrt mit einem „eigenen“ Hochgeschwindigkeitszug ins ICE-Bw Rummelsburg und die gleich anschließende Besichtigung der Dampfloks in Schöneweide. In Rummelsburg gab es eine Führung über, neben und unter den Zügen, die hier manchmal nur für Stunden, aber auch für Wochen Checks und Reparaturen über sich ergehen lassen. Dank sehr offener und auskunftsfreudiger Mitarbeiter hatten die 40 Teilnehmer hinterher ein durchweg positiveres Bild von den Mühen, die es kostet, den Fernverkehr der Deutschen Bahn kundenfreundlich, professionell und sicher zu gestalten.

Gesellschaftlicher Höhepunkt der Veranstaltung war der um die Meeting-Teilnehmer vergrößerte Berliner Märklin-Insider-Stammtisch im „Max und Moritz“, in dessen großem Saal sich am Freitagabend fast alle registrierten Teilnehmer drängten.

Hier entwickelte sich Networking im besten Sinne: Menschen, die sich bisher nur aus den einschlägigen Internet-Foren kannten, begrüßten sich endlich auch einmal per Handschlag und mit Blick in die Augen und versprachen einander auch ohne Meeting-Anlass wieder zu besuchen. Neuigkeiten über Zukunft und Vergangenheit der Firma Märklin wurden ebenso ausgetauscht wie Anekdoten aus manch langem Modellbahner- und Eisenbahner-Leben. Einiges davon gelangte durch die begleitenden Medien an die Öffentlichkeit: Neben den „Etwaigen Nachrichten“ berichtete unter anderem auch „Spiegel-Online“ mit einem Video von der Veranstaltung. (www.spiegel.de/video/video-1006996.html)

Exklusiv und teuer, aber schick: Die Lok zum Event war ein auf 100 Exemplare limitiertes Diesellokmodell der DDR-Reichsbahn-Baureihe 118 mit (wahlweise auch ohne) kraftvollem Sound.

Zahlreiche Vorträge ergänzten das Programm. Der bestbesuchte und interessanteste kam von Horst Zuse, dem Sohn des legendären Computer-Erfinders Konrad Zuse. Der Informatik-Professor berichtete, wie er im Alter von 8 bis 14 Jahren aus Relais, Schrittschaltern und Gleichrichtern eine Steuerung für seine Märklin-Anlage baute. Die Elektrik- und Elektronik-Bausteine waren abgelegte Teile aus der Rechnerfertigung seines Vaters. (www.zuse.de)

Gesellschaftlicher Höhepunkt war der Mega-Stammtisch am Freitagabend. Hier der Chef-Organisator Frank Ronneburg bei seinem einführenden Referat.

Viele Teilnehmer ergatterten auch eines der gefragten Souvenirs des Meetings: Einmal war es ein T-Shirt, zum anderen ein High-Tech-Produkt, das weniger der namensgebenden Firma als vielmehr dem Ort der Veranstaltung Tribut zollte: ein auf 100 Exemplare limitiertes Diesellokmodell der DDR-Reichsbahn-Baureihe 118. Das Original steht im Berliner Museum nur wenige Abstellgleise vom Meeting entfernt. Das Modell kam von der Firma Gützold und fand reißenden Absatz. Einschlägige Verhandlungen mit Märklin waren erfolglos geblieben.

... berichtet regelmäßig in den “Etwaigen Nachrichten” (EN) über die Ereignisse in Etwashausen. Sie erreichen Fritz P. per Elektronischer Post über das Kontaktformular oder über folgende Anschrift:

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