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Verfolgt und belästigt

Geschrieben von Thomas Rietig am 9. Januar 2024

Nummer 189: Älterer Mann wollte Genoveva an die Wäsche –

Stalking an der Schranke: Genoveva in Bedrängnis. © Alle Fotos: Etwaige Nachrichten

Etwashausen, 9. Januar (Eigener Bericht) Ein Stalking-Skandal erschüttert Etwashausen: Die stadtbekannte Alkoholikerin Genoveva F. ist von einem älteren Herrn verfolgt und belästigt worden. Der Mann wurde, wie die Polizei am Donnerstag den „Etwaigen Nachrichten” berichtete, vorübergehend festgenommen und erhielt eine strenge Verwarnung sowie einen Platzverweis.

„Wie gefährlich der Zwischenfall wirklich war, können wir schlecht einschätzen”, sagte Polizeiwachtmeister Uwe Dammer, als der Fall gelöst war. „Wir vermuten allerdings, dass es für Genoveva eine traumatische Erfahrung war.” Der Mann, dessen Name Dammer mit Emil K. angab, habe ihr tagelang nachgestellt, nachdem er anhand der Postleitzahl und älteren Ausgaben der „Etwaigen Nachrichten” ihre bevorzugten Aufenthaltsorte ermittelt habe. „Oh”, warf Fritz P. ein, „sind wir jetzt schuld? Wir haben Genoveva immer gefragt, ob sie einverstanden ist, dass wir sie in unseren Geschichten erwähnen.” – „Nein”, beschwichtigte der Polizist, „wir verstehen ja, dass Sie in der Zeitung ordentliche Quellenarbeit machen und die Namen der handelnden Personen nennen müssen.”

Emil K., ein älterer Herr, der in der Öffentlichkeit stets mit einem langen Mantel und einem Hut auftrat, wohnt nicht in Etwashausen oder Umgebung. „Ein Mittfünfziger aus Süddeutschland, frühpensionierter Beamter.” Die Stadt wollte Dammer nicht nennen. Er habe eher hilflos gewirkt, wie eine traurige Gestalt, die aus irgendwelchen Gründen an F. einen Narren gefressen habe.

Möglicherweise habe neben dem guten Aussehen Genovevas – Fritz P. zog die Augenbrauen hoch – die gemeinsame Neigung zu alkoholischen Getränken attraktiv gewirkt. Da das Opfer auf eine Anzeige verzichtete, habe man ihn schließlich ohne Strafe laufen lassen unter der Bedingung, dass er sich in Etwashausen nicht wieder blicken lasse.

Die Polizei begleitet den Stalker zum Eiltriebwagen nach Süddeutschland.

Das Opfer zeigte sich nach der Klärung der Angelegenheit erleichtert. „Gut, dass ihr das so schnell hingekriegt habt”, sagte sie am Abend im Dorfkrug, als sie zusammen mit Reporterlegende Fritz P., Dammer und einigen Bekannten unter Beachtung der Acht-Wochen-Regel1 ein Glas Graham‘s ”šThe Tawny‘-Portweins genossen. „Was hat er eigentlich gemacht?”, fragte P., weil Dammer sich geweigert hatte, darüber Auskunft zu geben.

„Er ist dauernd hinter mir hergelaufen, und einmal, als ich zu Fuß über den Bahnübergang zur neuen Post wollte und an der geschlossenen Schranke wartete, hat er mich abgefangen und mir seine Liebe gestanden.”

„Das ist ja ein Ding! Warum hast du nie was davon erzählt?”

„Ich habe es am Anfang nicht wichtig genommen. Dachte, er wäre betrunken. War er ja vielleicht auch.”

„Und wie ging es weiter?”

„Immer wieder hat er mich angesprochen, und einmal habe ich ihn vor meinem Haus gesehen, wie er mit einem Opernglas in die Fenster zu gucken versuchte. Ich bin rausgegangen, habe ihn beschimpft und ihn angeschrien, er solle sich davon machen. Er sagte immer wieder, wie sehr er mich liebe, und überhaupt könne niemand so gut für mich sorgen wie er. Erst als ich mit der Polizei drohte, haute er ab.”

„Hat er dich angefasst?”

„Dazu kam es nicht. Letzten Sonntag, als ich in der Alten Post meinen Frühschoppen nahm, setzte er sich zu mir an den Tisch und rückte immer näher ran. Ich rückte weg, und er fing wieder mit dem Gesülze an: Ich wäre die schönste Frau von Etwashausen und so weiter, und er könne ohne mich nicht mehr leben.”

„Hat die Bedienung dir nicht geholfen?”

„Ich habe mich so geschämt, dass ich zwei Taler auf den Tresen geknallt habe und nach Hause gerannt bin. Da habe ich dann die Polizei gerufen.”

Dammer erzählte, dass der Mann nicht mehr in der Alten Post gewesen sei, als er da angekommen sei. Auch hatte er dort kein Zimmer gemietet. So habe er Genoveva noch einmal angerufen und um eine genaue Beschreibung gebeten. „Da wurden wir dann hier im Dorfkrug fündig und nahmen ihn erst mal fest.” Ihr Glück und des Stalkers Pech sei gewesen, dass er immer denselben Mantel und denselben Hut getragen habe. Nach einer ausführlichen Vernehmung und Zurechtweisung habe er den Stalker zum Bahnhof gebracht – eine Rückfahrkarte hatte er schon – und ihm klar gemacht, dass er im Wiederholungsfall nicht so glimpflich davon kommen würde.

_________________________________

1) – Die Acht-Wochen-Regel besagt, dass eine Flasche innerhalb von acht Wochen leergetrunken werden sollte.

Thema: Nachrichten
Schlagwörter:
Etwaige Nachrichten, Etwashausen, Genoveva, Kriminalität, Märklin, Verkehr

Thomas Rietig

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