Nummer 117: Glühbirnen im Fadenkreuz

Aber neue Leuchtmittel offenbar auch nicht das Optimum



Viel Aufwand war nötig, um die hohe Leuchte am Güterbahnhof wieder erstrahlen zu lassen. Aber die Feuerwehr schaffte es ohne Probleme.

Etwashausen, 1. Januar (Eigener Bericht). Die Verwaltung denkt über den Einsatz neuer Leuchtmittel anstelle der bisher überwiegend verwendeten überdimensionalen Glühbirnen nach. Anlass war der Ausfall eines derartigen Leuchtkörpers am Güterbahnhof. Noch sei aber keine Entscheidung gefallen, hieß es aus dem Bürgermeisteramt.

Eine der beiden hohen Bogenlampen am Güterbahnhof stellte am Freitagabend plötzlich ihren Dienst ein. Das war seit Jahren nicht mehr vorgekommen, obwohl die großen Glühbirnen in den Leuchten sehr harten Einsatzbedingungen ausgesetzt sind und nicht selten ganze Nächte hindurch glühen müssen, insbesondere bei der jetzigen Hochkonjunktur.

Eine Lampe, die nicht funktioniert, ist ein trauriger Anblick.

Um dem Missstand so schnell wie möglich abzuhelfen, rief Güterbahnhofschef Klaus Neuerburg die Feuerwehr. Sie ist die einzige, die in der Stadt noch über eine Drehleiter verfügt, mit der auch die höchsten Gebäude und Mastspitzen erreicht werden können. „Und wir sollen die Birne dann auch auswechseln?“, fragte Feuerwehrmann Alexander Hellmann ungläubig. Er konnte sich nicht erinnern, so etwas in seiner Dienstzeit schon einmal gemacht zu haben.

„Ihr müsst einfach die alte rausschrauben und eine neue reindrehen“, sagte Neuerburg. So einfach, wie er das schilderte, war es dann doch nicht. Noch während die Feuerwehr ihre Drehleiter einsatzfertig machte – in Etwashausen war er seit Jahren nicht mehr gebraucht worden – veranlasste er, dass neue Birnen angeliefert wurden. Sicherheitshalber orderte er gleich mehrere, da er keine Unterlagen mehr finden konnte, in denen Leuchtkraft oder Gewindegröße niedergeschrieben worden waren.

Die Auswahl derart riesiger Glühlampen musste mit einem Haus-zu-Haus-Behälter herangeschafft werden, der in Wildenranna-Nord per Lastwagen angeliefert und von dort aus mit der Bahn nach Etwashausen gebracht wurde. Dazu musste die kleine Dampflok T3 aus ihrem Winterschlaf geholt werden; am Rangierbahnhof war dermaßen viel Betrieb, dass die V 60-Diesellok unabkömmlich war.

Vor Ort war schon der Strom in der Bogenlampe abgeschaltet worden. Hellmann kletterte die Leiter herauf, schraubte den defekten Leuchtkörper heraus und kam vorsichtig wieder herunter.

Als Kranführer Dieter Pohl den Behälter vom Waggon geladen hatte, sondierte Neuerburg das Angebot. Tatsächlich war ein passender Leuchtkörper dabei, den er vorsichtig Hellmann übergab.

So bemühte er sich denn mit der Birne die Drehleiter hinauf und schraubte sie ein und wich ein paar Zentimeter zurück. Neuerburg schaltete den Strom wieder ein – und die Bogenlampe leuchtete den Güterbahnhof wieder aus. „Geht doch!“, rief Hellmann herunter.

Er stieg langsam wieder herab. Als er unten angekommen war, sagte Neuerburg: „Vielen Dank! Trotzdem muss das irgendwie anders werden. Wir können doch nicht ewig mit diesen großen Dingern da rummachen.“ Hellmann sagte: „Also ich halte mich da raus. Ob ich große oder kleine Birnen rein- und rausschraube, macht mir letztlich nix aus.“

Zurück in seinem Büro, rief Neuerburg beim Bürgermeister an. „Wir haben doch schon viele stromsparende Leuchtmittel“, sagte Stadtoberhaupt Wilhelm Meyer zur Überraschung des Güterbahnhofschefs. Und er zählte einige Standorte in Etwashausen auf und verwies darauf, dass es auch in Wildenranna bereits einige Lampen mit den neuen Leuchtmitteln gibt.

Die alte T 3 mit dem Waggon, auf den gerade der Behälter mit den Glühbirnen geladen wird.

Neuerburg besichtigte einige davon. Am besten gefiel ihm eine an einem Holzmast befestigte Leuchte am nördlichen Bahnübergang der Hauptstraße, auf die ihn Reporterlegende Fritz P. aufmerksam gemacht hatte. „Die steht sogar an einer Stelle, an der sie von der Bahn mitfinanziert werden musste“, erklärte P., als er mit Neuerburg zum Bahnübergang die Lampe besichtigten.

„Übrigens ist das nichts Neues“, fuhr P. fort, „die Lampe und mehrere andere stehen da schon seit Jahren.“ – „Da bin ich wohl immer drunter hergefahren und habe es nie gemerkt“, sagte Neuerburg.

„In Wirklichkeit ist da auch gar nicht so viel dran“, sagte der Etwashausener Umweltbeauftragte Sascha Wendlandt, den Neuerburg um ein Fachgespräch zum Thema gebeten hatte. „Vielleicht halten die neuen Dinger ein bisschen länger, aber dafür ist es viel schwieriger, sie auszuwechseln.“

Und niemand wisse, ob da nicht vielleicht irgendwelche Schadstoffe drin seien, die dann wieder umständlich unschädlich gemacht werden müssten, sagte er. Also, da sei sicher noch reichlich Forschungsarbeit notwendig.

Der Güterbahnhofschef hatte eigentlich vorgehabt, Bahnchef R. G. anzurufen. Er wollte einen Verbesserungsvorschlag einzubringen, nach dem die alten Glühbirnen-Lampen durch solche mit neuen Leuchtkörpern ersetzt werden sollten. Neuerburg entschied sich dann aber doch, von seinem Anruf bei G. abzusehen.

Recherche vor Ort. Fritz P. und Güterbahnhofschef Neuerburg untersuchten die fortschrittliche Straßenleuchte am nördlichen Bahnübergang der Hauptstraße.

... berichtet regelmäßig in den “Etwaigen Nachrichten” (EN) über die Ereignisse in Etwashausen. Sie erreichen Fritz P. per Elektronischer Post über das Kontaktformular oder über folgende Anschrift:

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Etwashausen

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