Helfershelfer von Waffenschiebern machten einen dummen Fehler
Etwashausen, 23. Februar (Eigener Bericht) Durch einen dummen Fehler haben sich zwei Kriminelle den Ermittlern selbst ausgeliefert. Sie wollten per „AutoHuckepack“ mit der Bahn ihren Kleintransporter an die belgische Grenze bringen, übersahen dabei aber eine Eigenart ihres Fahrzeugs. Polizei und Geheimdienst, in deren Visier sie ohnehin schon waren, konnten problemlos zugreifen. Aber der mysteriöse Güterwaggon mit der goldenen Kiste gibt den Ermittlern nach wie vor Rätsel auf.
Nach einem anonymen Hinweis an die Redaktion fuhren Reporterlegende Fritz P. und sein Fotograf zum Güterbahnhof. Dort könne am frühen Morgen die Abfahrt des braunen Güterwagens dokumentiert werden, hieß die Information. Der Wagen gab seit Tagen Rätsel auf. Er trug keinerlei Aufschrift, aus der seine Herkunft hervorging, und weder die Arbeiter noch Güterbahnhofschef Jürgen Vogel gaben Auskunft zum Inhalt der Kiste oder deren Bestimmungsort.
Als das Reporter-Investigativteam nun dort ankam, sah es gerade noch, wie die Rangierlok den Wagen aus dem Ladebereich zog. Wieder wollte niemand dazu Stellung nehmen.
Auf dem Nachbargleis begann inzwischen die Beladung des morgendlichen „Huckepack“-Zuges. Die Stadt hatte vor einigen Wochen das Projekt ins Leben gerufen, um Auto-Reisenden die Überbrückung längerer Strecken per Bahn zu ermöglichen (die EN berichteten). Dafür war eigens eine Rampe gebaut worden.
Plötzlich fuhr ein Tempo-Dreirad der Molkerei Reeder mit Karacho über den Bahnübergang und auf die Rampe. Am Übergang von der Rampe zu der abgesenkten oberen Ladefläche des Autotransport-Waggons blieb der Transporter jedoch mit einem lauten metallischen Kreischen stecken. Das Vorderrad versank in der Lücke zwischen den Rampenblechen. Für Dreiradfahrzeuge ist die Auffahrt nicht gedacht. Sie besteht lediglich aus zwei Blechen für die jeweils rechten und linken Räder von Personenwagen.
Hinter dem Dreirad kamen zwei weitere Fahrzeuge zum Stehen: das Etwashausener Polizeiauto und der Mini Cooper der Geheimdienstleute, die – wir berichteten – sich vor kurzem auf die Fährte der Waffenschieber gesetzt hatten. Im Nu war der Güterbahnhof voller Polizisten. Einige sicherten das Areal, andere verboten das Fotografieren und nötigten die Presseleute ultimativ zum Verlassen des Schauplatzes. Fritz P. konnte gerade noch sehen, wie zwei Männer aus dem Mini die Insassen des Dreirades stellten.
Später erfuhr er aus Geheimdienstkreisen, dass die Waffenschieber tatsächlich geglaubt hatten, sie könnten mit ihrem Dreirad unauffällig auf einem Autotransporter die Stadt verlassen. „Sie hielten das für einen großen Coup“, hieß es voller Häme. Im Laderaum wurde eine Kiste voller Jagdgewehre sichergestellt, die für den ominösen Umschlagplatz nahe der belgischen Grenze bestimmt gewesen seien. Die Festgenommenen seien allerdings nur „kleine Fische“ gewesen, hieß es weiter. Deshalb habe ihnen auch kein Luxusauto wie der Opel Kapitän zur Verfügung gestanden.
Wie umfassend die Aussagen der Festgenommenen letztlich waren, blieb offen, „um die weiteren Ermittlungen nicht zu gefährden.
Und zu der goldenen Kiste in dem braunen Güterwagen brachte Fritz P. zunächst auch nichts in Erfahrung. „Kiste? Welche Kiste?“, hieß es lediglich. Die EN bleiben dran.
Die Molkerei Reeder, die ihre Waren neuerdings mit einem Ford-Eiltransporter Kastenwagen FK 1000 ausliefert, hat übrigens nichts mit den illegalen Geschäften zu tun. Das Dreirad war ihr vor zwei Wochen gestohlen worden.