Was in der goldenen Kiste war – Schlapphüte peinlich berührt –
Die goldene Kiste wird auf den Einachshänger verladen. © Alle Fotos: Etwaige Nachrichten
Etwashausen, 26. März (Eigener Bericht) Das Rätsel der goldenen Kiste ist gelöst. Der Geheimdienst hat sich offenbar vom zufälligen Zusammentreffen zweier Ereignisse dazu verleiten lassen, den Transport der Kiste als etwas Verdächtiges aufzufassen. Tatsächlich handelte es sich, wie die „Etwaigen Nachrichten“ exklusiv erfuhren, um ganz normale Handelsvorgänge.
Die Lösung bahnte sich bei einem gemeinsamen zweiten Frühstück der Reporterlegende Fritz P. und Genoveva in Pits Café in der Goethestraße an. Noch während sie über ihrem Milchkaffee saßen und Fritz von seinen investigativen journalistischen Herausforderungen erzählte, fuhr der alte blaue Mercedes-Bus vor, der früher den Liniendienst auf der Hauptstraße versah. Der schon etwas angerostete Wagen fristet sein Dasein jetzt als Multifunktionsfahrzeug von Klaus-Dieter Schulze-Hartnack, dem Altkommunisten, der damit mal als Spediteur, mal als Busunternehmer ein bisschen Geld dazuverdient. Er hatte einen Einachsanhänger am Haken – und in dem lag die goldene Kiste.
Mit einem komplizierten Rangiervorgang platzierte Schulze-Hartnack das Gespann so, dass die Kiste vom Anhänger ins Café nur ein paar Schritte getragen werden musste, kam dann ins Gastzimmer und rief laut: „Pit! Hilf mir mal tragen. Der Schampus ist da!“
Der Wirt kam umgehend hinter seiner Theke hervor, ging mit Schulze-Hartnack vor die Tür, und beide griffen mit einem kräftigen „Hau-ruck!“ die Kiste, hievten sie aus dem Anhänger und trugen sie in die hinteren Räume der Kneipe. „Ist das nicht die Kiste, hinter der die Sicherheitsleute her waren?“, fragte Genoveva. „Genau“, antwortete Fritz und wies auf den grünen Mini Cooper, der gerade um die Ecke vor dem Kino parkte. In diesem Wagen hatten die Schlapphüte schon seit geraumer Zeit ihnen verdächtig scheinende Autos in Etwashausen und Wildenranna ins Visier genommen (die EN berichteten).
Pit tauchte wieder aus dem Hinterzimmer auf. Fritz sprach ihn an: „Jetzt verrate uns doch mal, was da eigentlich drin ist. Und warum ist die Kiste aus Gold?“ Da zu dieser Stunde im Café nicht viel los war, nahm Pit am Tisch der beiden Platz und fragte zurück: „Ja, wo ist denn da das Problem? Ich habe schon in den Nachrichten gelesen, dass die Kiste irgendein Geheimnis bergen soll. Stimmt aber nicht. Da ist was zu essen drin. Klaus-Dieter!“, rief er nach hinten, „bring doch mal eine von den Rollen mit.“ Schulze-Hartnack kam, schwenkte eine Käserolle und setzte sich auch an den Tisch.
„Mmmmh, die riecht aber gut!“ Genoveva lief das Wasser im Mund zusammen. „Nein, den essen wir jetzt nicht!“, zerstörte Pit Genovevas Hoffnungen. In der Kiste seien einfach ein paar besonders edler Lebensmittel, die er bestellt habe, „um meinen Gästen auch mal etwas Besonderes bieten zu können. Habt ihr schon mal ein Champagner-Dinner gegessen?“, fragte er Genoveva. „Äh – nein, nicht dass ich mich erinnern könnte“, sagte sie.
In diesem Moment ging die Tür auf, und die Insassen des Minis kamen herein und setzten sich an einen Tisch. „Also ich gehe dann mal, mein Bus steht sowieso etwas irregulär auf der Straße“, sagte Schulze-Hartnack, der aus revolutionären Tagen eine Grundabneigung gegen Vertreter von Sicherheitsbehörden und Menschen, die er für solche Beamte hielt, bewahrt hatte. Pit stand auf, ging zu dem Tisch hin und nahm die Bestellung auf: „Zwei Apfelschorle, bitte!“ Fritz und Genoveva erhoben sich ebenfalls. „Ach übrigens“, rief Pit ihnen zu, als sie das Lokal verließen, „die Kiste ist natürlich nicht aus Gold. Der Lieferant hat sie aus Werbezwecken so angemalt. Seine Firma heißt ‘Boîte d’or’ – Goldkiste.“ Die beiden Herren am anderen Tisch machten ein säuerliches Gesicht. „Ob das an der Apfelschorle liegt oder an dem Riesen-Ermittlungserfolg?“, fragte Genoveva, die das gesehen hatte, beim Herausgehen.