Aber ohne Präzision geht nix – Einbau und Test
Der Bockkran im täglichen Betrieb neben der Rampe: Aus dem Kühlwagen werden Bierkästen und Fässer ausgeladen, vom Behälterwagen hievt der Kran die großen Biercontainer.
Etwashausen (Eig.Ber.) Der gute, alte Kibri-Bockkran feiert im digitalen Zeitalter fröhliche Urständ: Uhlenbrock hat ihn für die Nenngröße H0 digitalisiert. Da in Wildenranna bereits seit Jahrzehnten der Klassiker 7051 von Märklin die Heb- und Senkarbeiten am Güterbahnhof erledigt, haben wir das neue Spielzeug im Wildenrannaer Neubaugebiet eingebaut. Gesamturteil: Ein schönes Stück, mit dem sich präzise arbeiten lässt. Er hat das Attribut “Plug and Play” verdient.
Zur Zeit gibt es den nur als Fertigmodell, aber wer jemals den Vorgänger zusammengefrickelt hat, ist nicht unbedingt traurig darüber. Finanziell spielt Uhlenbrock dann verständlicherweise in einer anderen Liga. 189 Euro lautet die unverbindliche Preisempfehlung. Verglichen mit anderen Kränen auf dem Markt, ist das allerdings nicht zuviel. Er wird in einer ziemlich großen Schachtel ausgeliefert, in der sich hauptsächlich Schaumgummi zwecks Transportsicherung befindet. Das ist auch nötig. Unser Kran hatte eine gebrochene Stange bei einem der Dachträger. O.k., wenn das Dach mal drauf ist, sieht man das eh nicht mehr. Die ausführliche Bedienungsanleitung verwendet denn auch sicherheitshalber mehrere Sätze darauf, wie man ihn am besten auspackt. Hält man sich daran und packt nicht zu fest an, kann eigentlich nichts passieren. In Wildenranna lag der Kran ein paar Wochen uninstallert im Schaumgummi. Das lag daran, dass ohne ein großes Loch in der Anlage überhaupt nichts geht. (Das sagt einem natürlich vorher niemand. Vor der Entscheidung, wohin der Kran nun kommt, sollte also gründliche Überlegung stehen. Und Mut zur Stichsäge.)In diesem Loch verschwindet am Ende die Technik des Krans. Decoder und Motoren befinden sich unter der Bodenplatte. Mit feinen Fäden wird die Bewegung der Motorwellen an den Seiten in die Höhe und auf die Bühne des Krans umgelenkt. Es dauerte also einige Wochen, bis sich die Etwashausener Hobbyhandwerker zum Beschreiten des Neulandes entschlossen und mit Hilfe der mitgelieferten und fotokopierten Schablone das Loch schnitten.
Da soll das Loch hin. Schablone auf die Platte gelegt, Linien des Lochs in alle vier Richtungen verlängert, Schablone weg, Linien durchgezogen. Löcher gebohrt, Verbindungen gesägt. Links im Bild der Stumpf des Abstellgleises.
Als das Loch fertig ist, die Erkenntnis: So schlimm war es gar nicht. Nur enge Kurven mag die Stichsäge gar nicht. Deshalb am einfachsten in jede Ecke ein Loch gebohrt und sich von da aus zum nächsten vorgearbeitet.
Stellprobe: Passt!
Kran vorsichtig zur Seite legen. Bei Digitalanlagen Gleisstrom an zwei der zahlreichen Anschlüsse führen. Welche, das steht in der Bedienungsanleitung. Mit anschaulichen Fotos. Glücklicherweise keine Lötarbeiten nötig.
Gleis wieder aufgebaut. Es muss an der Anlagenplatte befestigt werden (nicht an der Bodenplatte des Krans!), weil die Bodenplatte des Krans eben doch einen Millimeter hoch ist und das Gleis unschön nach oben drückt.
Jetzt kommt es darauf an, mit welchem Digitalsystem die Anlage betrieben wird. In Etwashausen ist es Märklin-Motorola. Der Krandecoder kann aber auch DCC. Ab Werk hat der Kran die Adresse 3. Richtet man das auf der Central Station 1 ein, so reagiert diese zunächst mit Unverständnis. Sie zeigt ein kleines “1-80” über der Leistungskurve, und der Kran macht … nichts. Das kennen wir aber schon von digitalisierten Nicht-mfx-Lokomotiven.
Wir haben an der CS-1 auch eine 6021 angeschlossen, und da rufen wir die Decodernummer 03 auf, und siehe da – es klappt, und von Stund an klappt es auch mit der CS-1. Und mit der ebenfalls angeschlossenen Mobile Station. Bitte nicht fragen, wie das kommt, wir haben keine Erklärung dafür. Vielleicht ist es auch Etwashausen-spezifisch.
Bedient wird der Kran ganz einfach. Ist “function” oder “Licht” aus, je nach Bediengerät, kann man mit dem Geschwindigkeitsregler die Laufkatze bewegen; ist die Funktion an, wird der Fahrbefehl an den Hubmotor des Kranhakens gegeben. Die Motoren fahren sanft und präzise an – deutlich langsamer als etwa bei dem digitalen Märklin- Kranwagen.
Jetzt wollen wir aber endlich spielen! Was fehlt, ist ein Hebemagnet oder irgendein Greifinstrument. Den vom alten Märklin-Drehkran zu montieren, trauen wir uns nicht, schon gar nicht den mächtig gewaltigen Baggergreifer von Wiad aus den 60er Jahren. Da fällt uns das Modell einer Drehbank ins Auge, an der eine Führungsschiene längsseitig herausragt. Ideal zum Einhängen des Kranhakens. Sie soll von einem Niederbordwagen auf einen historischen Tieflader-Sattelschlepper gehoben werden.
Oben am Bildrand der Kranhaken, der sich gleich in die Führung der Modelldrehbank einhakt, sie hochhebt und auf den daneben platzierten Wiking-Tieflader hebt.
Bei hinreichend präzisem Rangiergang in der Lok und vorausschauend platzierter Drehbank ließ sich die Führungsschiene sogar durch langsames Vorwärtsfahren in den Haken hinein “nötigen”.
Und hoch geht’s! Der Kran packt die Drehbank, an der vorher alle losen Teile festgeschraubt wurden.
Hier sehen wir den Kran ohne Dach in seiner ganzen Pracht (einschließlich der kaputten Dachträgerstange oben rechts). Die Laufkatze hat sich mit der Drehbank nach links bewegt, und das Ladegut schwebt nun über unserem Uralt-Tieflader.
Haken senken, Drehbank abladen, Haken noch ein bisschen weiter senken. Er löst sich von der Führungsschiene. Haken heben, und die Drehbank ist da, wo sie hingehört. O.k., ein bisschen zu weit vorne. Der Tiefladerfahrer war eine rauchen, als der Kranführer gebrüllt hat: “Stück vorziehen, Mann!” Aber Spaß hat es gemacht. Das Dach machen wir später drauf.
Jetzt warten wir auf Magnet- und Greifwerkzeuge von Uhlenbrock oder anderen Zubehörherstellern. Die Anschlussbuchsen dafür sind vorhanden. Und was man so von Uhlenbrock (www.uhlenbrock.de) liest und hört, sind nicht nur solche Dinge in Arbeit, sondern auch ein Bedienpult.
Das wiederum wäre jetzt nicht so sehr unsere Priorität. Mit der Mobile Station und der CS geht es eigentlich ganz prima. Gesamturteil: Zwei plus. Ein bisschen teuer – verglichen etwa mit dem bereits erwähnten Märklin-Digitalkran -, aber der Spielspaß lässt den Preis dann doch schnell wieder vergessen.
Aber so richtig schön war es noch nicht …
Tja, und dann gefiel uns das vergleichsweise plumpe C-Gleis von Märklin nicht unter dem Kran. Wo gibt es denn sowas, einen Bahndamm unter einem Kran? Also musste ein Optimierungsplan her. Ein K-Gleis musste es sein. Und der Märklin-Prellbock mit den wenig vorbildgerechten langen Puffern passte auch irgendwie nicht in die Landschaft. So kauften wir einen von Roco! Befestigt wurde er mit einer kleinen Märklin-Kreuzschlitzschraube, die wir mit einem Fleischmann-Schraubendreher reindrückten. Joint Venture nennt man das.
Und eigentlich sollte ein Wartesignal das Ladegleis sichern. Die Steuerung sollte ein Universalschalter übernehmen. Beim Kauf des Übergangs von C zu K-Gleis fiel der Blick auf ein Viessmann- Gleissperrsignal. Vor dessen Einbau hatten die Götter einigen Schweiß gesetzt. Ein 15 mal 15 mm großes Loch braucht man für das Ding. Man soll vier kleine 6 mm große Löcher bohren, und den Rest dann raussägen. So ähnlich wie bei dem Kran, nur kleiner. Wir haben aber mangels Platz für die Stichsäge den großen 10mm-Bohrer genommen und eine halbe Stunde dran rumgeraspelt, bis der Signalfuß da rein passte.
Aber gelohnt hat es sich doch. Und wenn man es schaltet, klackt das nicht einfach so, sondern es klackt und dann bewegt sich die Scheibe wie motorisch angetrieben.
Auch das Nebeneinander von Gleis und Laster unterm Kran sieht nun besser aus als vorher. Auch wenn es alles noch Rohbau ist. Und nun sage niemand, dass das Ladegleis zu kurz ist. Wir wollen doch nur spielen.
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