Nummer 193: Fritz P. hat einen neuen alten Wagen –
Fritz P.s neues altes Auto. © Etwaige Nachrichten
Etwashausen, 22. März (Redaktionsmitteilung) Reporterlegende Fritz P. hat ein neues Auto. Es ist zwar nicht wirklich neu, sondern gebraucht, aber es ist wesentlich besser ausgestattet als sein Vorgänger. Und es kommt auch nicht in dem Schwarz daher, das die gängigen Vorurteile ihm als einzige Farbe andichten.
Normalerweise berichten wir bei den „Etwaigen Nachrichten“ nicht über Persönliches der Redaktionsmitglieder. Aber in diesem Fall haben wir uns doch dazu entschlossen, da unwahre Gerüchte über die Zukunft unserer Reporterlegende in Umlauf waren. Sie liefen auf eine Trennung des Etwaigen Verlages von Fritz hinaus. Als sicheres Indiz dafür werteten die üblichen Schwätzer, dass Fritz’ Auto, der schwarze Citroën 11CV, längere Zeit nicht mehr in der Stadt gesehen worden sei. Viele wollten nun wissen, was es damit auf sich habe.
„Diese Gerüchte sind völliger Unfug“, erklärte Fritz P. auf eine entsprechende Frage der stadtbekannten Alkoholikerin Genoveva F., die mit der Recherche für diesen Fall von der Chefredaktion beauftragt wurde. „Selbstverständlich bleibe ich bei den ‚Etwaigen Nachrichten‘, solange ein gedeihliches Zusammenleben möglich ist. Und das ist sicher auf absehbare Zeit so.“
Die Autolandschaft in Etwashausen ist angesichts der überschaubaren Größe der Stadt durchaus vielfältig. Dennoch war sein 11CV in Etwashausen eher ein Exot. Das offiziell wegen des im zweiten Drittel des 20. Jahrhunderts spektakulären Frontantriebs als Citroën Traction Avant bezeichnete Fahrzeug nennen die Leute je nach persönlicher Vorliebe gerne auch „Gangsterauto“ oder „Maigret-Wagen“. Fritz’ Auto ist das einzige dieses Typs in der Gegend, obwohl der 11 CV weltweit große Verbreitung fand.
Der 11 CV ist ein weltweit verbreitetes Auto: Dieser hier fährt in Vietnam. © Thomas Rietig 2012
Im Bereich Etwashausen/Wildenranna schwören viele Einwohner, die sich zu den Besserverdienenden zählen, auf die Marke mit dem Stern, sodass der altehrwürdige Mercedes 260 D hier recht zahlreich vorkommt. Die Mittelschicht fährt VW Käfer, DKW 3=6 oder verschiedene Opel-Typen, und manchmal steht auch ein Ford auf dem Parkplatz oder in der Garage. Dazu kommen Exoten aus Großbritannien, Talien oder Schweden. Aber französische Autos stehen hier, besonders wegen der besonders intensiven Beziehungen zu dem westlichen Nachbarn, auch recht hoch im Kurs. Da darunter auch mehrere Citroëns sind – man denke nur an die Ente von Klaus-Dieter Schulze-Hartnack oder den Hy des Briefträgers –, hatte Fritz nie besondere Schwierigkeiten, für Inspektionen oder im Fall einer Panne Hilfe eines Mechanikers zu finden.
„Neulich war ich in einem französischen Autogeschäft“, berichtete Fritz. „Da hatten sie einen gut erhaltenen 11 CV mit weniger Kilometern, als meiner hat, im Angebot.“ Der sei ja auch schon mehr als zehn Jahre alt. „Der Neue war sogar grün! Und da dachte ich: Eigentlich kann ich mir mal was leisten.“ Er hat den Reservereifen auf, nicht in dem Kofferraum, die Türen sind an der B-Säule angeschlagen, und die Scheibenwischer wischen von oben. Und der Preis? “Darüber will ich nichts sagen.” Er wolle versuchen, die gelben Hauptscheinwerfer in Deutschland zugelassen zu bekommen, ergänzte Fritz.
Fritz’ alter 11 CV beim Französischen Tag im Dorfkrug. © Etwaige Nachrichten 2010
Und was wird jetzt aus dem alten? „Oh, die Wagen sind ja immer noch sehr gefragt. Sie können ziemlich schnell fahren, haben eine tolle Straßenlage und sind innen äußerst komfortabel“, gab sich Fritz erfreut. „Und wenn sie gepflegt werden, halten sie auch lange. Ich habe schon einen Käufer.“